-neunundsiebzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

"So kann das mit euch nicht weitergehen, Dena", Pricilla tauchte neben mir auf.

Ich wusste sofort worauf sie anspielte. Seit unserem letzten Gespräch, wechselten Jonathan kein Wort mehr miteinander. Zwar wollte ich das auch so, aber ein kleiner Teil von mir hatte zu hoffen gewagt, dass er versucht mit mir zu reden. Nach meinem dramatischen Abgang erwartete ich soetwas irgendwie, aber es kam nicht so. Jonathan schien es ganz recht zu sein, dass er sich nicht mehr mit mir abgeben musste und das tat weh. Fast so sehr, wie dass er mich billig genannt hatte.

"Du siehst so, dass es so geht", erwiderte ich genervt und kaute lustlos auf einem trockenen Brot herum. Ein Wunder, dass es soetwas überhaupt im Palast gab.

"Mann, Dena!", quengelte sie weiter, "Falls du es noch nicht vergessen hast, wird es morgen ernst und wir brauchen deine volle Konzentration. Wenn du das mit Jonathan nicht klärst, werdet ihr beide den ganzen Plan ruinieren!"

Ich schluckte die eklige Breimasse in meinem Mund herunter und lächelte lustlos. "Danke für dein Vertrauen. Ich kann soetwas schon von meinen Gefühlen trennen."

Sie zog bloß die Augenbrauen hoch und lachte kurz auf. "Das sehe ich ja. Du bist jetzt schon eine Woche so lustlos und abwesend, genau so wie mein Bruder, weißt du wie nervig das ist? Abgesehen davon zieht ihr das ganze Team runter."

"Wenn ich so scheise bin, dann werft mich halt raus, aber hör auf auf mir rumzuhacken!", fauchte ich sie an.

"Dena, du bist meine Freundin, verdammt, hier geht es nicht nur um den Plan, von dem übrigens ganz Iléa abhängt, sondern vor allem um dich und deine Gefühle!", so langsam konnte man Pricilla deutlich ansehen, dass sie wütend auf mich war.

Ich lachte humorlos. "Meine Gefühle? Was weißt du schon von meinen Gefühlen?"

"Ok, meinetwegen kannst du zu Jonathan so ein Arsch sein, vielleicht hat er es verdient, aber du hast keinen Grund es an mir auszulassen! Ich bin deine Freundin und will dir helfen und mache nur meinen Job, nebenbei bemerkt, also könntest du vielleicht versuchen, nicht so eine Zicke zu sein?", rief sie aufgebracht und war mittlerweile aufgestanden.

Ich sah sie schweigend an. Ich wusste, dass sie recht hatte und es tat mir wirklich ziemlich leid, dass sie alles abbekam, aber ich war immer noch nicht dazu bereit auf Jonathan zuzugehen oder mein Verhalten zu ändern. Damit würde sie wohl oder übel leben müssen.

"Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe", erzählte ich leise.

Ihre Augen weiteten sich und sie setzte sich wieder hin. "Ein bisschen Mitleid und Wut für meinen Bruder bekommst du schon, glaub aber ja nicht, dass ich dir damit verzeihe."

In einer normalen Situation hätte ich gelächelt, gerade brachte ich es nicht zustande, nickte nur. "Er hat es nicht erwidert und ignoriert mich jetzt, genau wie ich ihn. Ich habe nicht erwartet, dass jetzt alles gut zwischen uns ist, aber.. keine Ahnung, was ich mir erhofft habe."

Pricilla legte einen Arm um mich. "Hey, er ist ein Arsch, okay? Wenn er nicht sieht was für ein wundervoller Mensch du bist, ist er auch noch blind, aber ich kann nicht mehr machen, als mit ihm zu reden. Wenn das nichts bringen sollte, musst du einfach drüber hinwegkommen.."

"Ich möchte nicht, dass du mit ihm redest. Das kommt so rüber, als würde ich mich ständig bei mir ausheulen", murmelte ich.

Sie lachte leicht. "Ich denke, er sollte ich gut genug kennen, um zu wissen, dass du nicht so die Tränen Kandidatin bist. Ich liebe meinen Bruder, aber manchmal ist er wirklich ein Volltrottel."

"Danke Cilla", Jonathan ging genau in diesem Moment an unserem Tisch vorbei und ignorierte mich wie immer. Seiner Schwester gab er einem freundschaftlichen Schlag auf die Schulter und dann ging er weiter. Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.

Seine Schwester verdrehte die Augen. "Ich kläre das jetzt kurz mir ihm, in Ordnung? Und du machst dich auf den Weg zum Dreh. Diese Amateur Rebellen haben es tatsächlich geschafft wieder was auf die Beine zu stellen", teilte sie mir mit und erhob sich dann um ihrem Bruder hinterherzulaufen.

Ich seufzte und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Es war ein schlechter Tag, wie die letzten 10 Tage auch.

Kathleen's Point of View:

"Und du bist dir sicher, dass niemand etwas bemerkt hat?", wurde ich zum gefühlt zehnten Mal gefragt.

Ich seufzte auf. "Absolut sicher. Die haben von nichts ne Ahnung."

"Dann los, du hast heute einen Dreh angesetzt. Mit Dena und Jonathan zusammen, also mach einen guten Eindruck. Wir klären den Rest unter uns, klar?"

Ich nickte nur, obwohl ich das wirklich bezweifelte. Seit Raven mitsamt ihrem Vater und vielen anderen Rebellen abgehauen war, lief hier alles aus dem Ruder. Es war ein Wunder, dass die verbliebenen es wieder auf die Reihe bekommen hatten, einen Drehtermin festzulegen.

Ich freute mich riesig darauf, was nicht daran lag, dass ich eine so begabte Schauspielerin war sondern weil Luke der Regisseur war. Innerlich verfluchte ich Raven erneut. Wäre sie noch da, hätte sie den Prinzen geheiratet und es wäre nicht an mir hängen geblieben. Irgendwie war es schon reizvoll Königin zu werden und Ehefrauen waren wie für Affären geschaffen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es Luke ziemlich abtörnte.

"Du bist zu spät", kam es von besagtem. Wenn man vom Teufel spricht..

Überrascht drehte ich mich um. "Hey, sorry. Wir hatten noch eine wichtige Besprechung."

Er lächelte. "Das war ein Scherz, Kath. Du kannst gar nicht zu spät kommen, weil es keine feste Zeit gab, also alles locker. Ich hoffe du hast schon ein bisschen Küssen geübt, der glückliche Prinz darf dich nämlich heute küssen."

Ich spürte Schmetterlinge in meinem Bauch sich bemerkbar machen. Nicht wegen dem Kuss, sondern weil Luke den Prinzen glücklich genannt hätte, im Bezug darauf, dass er mich küssen dürfte.

"Ich dachte, du stehst zur Verfügung", sagte ich und zwinkerte ihm lachend zu.

Er zuckte mit den Schultern. "Ein anderes mal gern, aber ich habe ziemlich viel zu tun. Also wir sehen uns gleich. Bis dann Kath."

Ich nickte und winkte ihm nach, während er zu Dilan und seinem restlichen Team ging. Ich hatte das Gefühl wie flüssige Schokolade zu zerfließen.

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