-vierzehn-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Gegenwart:

"Eure Majestät, Ihr müsst mich unbedingt den Pacours wiederholen lassen!", bettelte ich. Ich war mir nicht sicher, woher der plötzliche Ergeiz kam, aber ich wollte auf jeden Fall alle Aufgaben bewältigen. Schon alleine um meine Familie stolz zu machen.

Die Königin lachte leise und lehnte sich entspannt zurück. Selbst in dieser lässigen Position wirkte sie noch total präsent und elegant. "Ich muss also?", fragte sie amüsiert und hob eine Augenbraue.

Ich wollte mich gerade eilig verbessern, da überkam mich mein stolz und ließ mich innehalten. Wollte die Königin mich in eine Falle locken? Schließlich erwiderte ich einfach nichts, sondern beobachtete sie schweigend.

"Ich darf Sie den Pacours nicht wiederholen lassen und das hat mehrere Gründe. Es wäre erstens unfair ihren Mitstreiterinnen gegenüber, da sie dann schon alles genau wissen. Außerdem braucht man für die letzten beiden Aufgaben noch einmal zwei andere Ladys, wie auch für die erste. Ebenso für Lady Ray und Lady Helen wäre es unfair, wenn sie diese erneut machen müssten", antwortete Königin Camillia schließlich.

Da machte es Klick in meinem Kopf. Rosie war Helen! Wahrscheinlich mochte sie ihren richtigen Namen nicht besonders, oder irgendjemand, der ihr sehr wichtig ist, hat ihr mal diesen Spitznamen gegeben und nun nannte sie sich selbst sogar so.
Für mich würde sie trotzdem Rosie bleiben.

"Dann stellen sie mir zwei andere Aufgaben..", meinte ich verzweifelt, auch wenn ich ihre Antwort kannte.

"Nein. Auch das wäre unfair, das wissen Sie", sie sprach die Worte, die ich erwartet hatte.

"Na schön, dann halt nicht. Worüber wollten Sie mit mir reden, eure Majestät?", fragte ich nun etwas eingeschnappt, obwohl sie überhaupt nichts dafür konnte.

Die Königin lachte herzlich, was mich total aus dem Konzept brachte. Ich hatte mich auf eine Zurechtweisung gefasst gemacht, aber nicht darauf ausgelacht zu werden.

"Sie erinnern mich an jemanden", brachte sie zwischen zwei Glucksern hervor.

Ich musste sie wohl immer noch anstarren, denn auf einmal hörte sie auf zu lachen und sah ich an. "Jetzt sehen Sie mich schon nicht so an. Auch eine Königin war mal jung."

"Aber nicht Sie", rutsche es mir heraus. Sofort wurde ich rot und sah beschämt auf den Boden.

"Nicht ich?", fragte sie überrascht und leicht amüsiert, "Jetzt bin ich neugierig. Was habe ich für einen Ruf unter dem Volk?"

"Sie sind perfekt", erwiderte ich ohne zu Zögern, "Nicht langweilig perfekt, sondern wirklich perfekt. Sie haben alle guten Eigenschaften, die eine Königin haben sollte. Sie sind total volksnah und lieben ihr Land mehr als alles andere, vielleicht abgesehen von ihrer Familie. Sie treffen immer die richtigen Entscheidungen. Wenn es Leute gibt, die sie nicht mögen, dann weil sie auch gerne so wären wie Sie."

"Oh wow. Besser als erwartet", meinte sie, man sah, dass sie etwas geschmeichelt war.

Ich schwieg, also ergriff sie wieder das Wort.

"Worüber ich aber eigentlich mit Ihnen reden wollte, Miss Caplan, ist, dass ich soeben erfahren habe, dass sie und ihr Freund Jus Lancaster vor dem Casting eine Beziehung geführt haben. Entspricht das der Wahrheit?", sie sah mich offen an, als wäre es egal, was ich antworten würde. Das war es aber nicht. Ich musste Nein sagen.

"Ja", flüsterte ich, "Wir haben uns aber nicht wegen des Castings getrennt. Jus hatte schwere Alkoholprobleme, er wurde unerträglich, also habe ich schon bevor ich überhaupt von dem Casting wusste mit ihm Schluss gemacht."

Sie lächelte mich an, es wirkte echt, aber das tat es immer. "Es freut mich, dass Sie mir gegenüber so offen sind, Dena. Ich möchte Sie nun nicht weiter belästigen, aber ein Thema hätte ich da noch. Mein Sohn. Sie haben ihn schon einmal getroffen."

Oh mein Gott.

Schloss, Frankreich
Vera's Point of View:

Am Abend:

"Was denkst du, wie das Casting läuft?", fragte ich meinen Mann nachdenklich und hielt meine Hände zu dem Kaminfeuer hin. Es war zwar nicht wirklich kalt, aber ich genoss die kleinen Flammen in der nähe meiner Haut trotzdem.

"Jonathan wird die richtige finden, da bin ich mir sicher", beruhigte Madson mich, während er sanft meine Schultern massierte, "Um ihn müssen wir uns wirklich keine Gedanken machen."

Ich nickte. "Das stimmt allerdings. Aber ich mache mir um unser Land sorgen. Wir werden Alt. Wer wird das Land regieren, wenn wir nicht mehr dazu in der Lage sind?"

Ein leises Seufzen kam von Madson. "Darüber habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht. Ich denke da würde mein Neffe ins Spiel kommen. Er hat doch auch schon einen kleinen Sohn und eine Frau."

Ich sah ihn verwirrt an. "Du meinst diesen Elias?"

"Ja. Mein Bruder hatte nur einen Sohn. Aber immerhin..", meinte Madson nachdenklich.

Auf einmal wurde das Ehepaar durch ein klopfen gestört und schon trat einer ihrer Diener ein. "Eure Majestät, königliche Hoheit. Sie haben Besuch, es ist sehr dringend."

Verwirrt blickte ich auf, nickte aber und setzte mich gerade hin. Wer besuchte uns noch zu so einer späten Stunde?

"Pricilla!", stieß Madson überrascht hervor und lächelte unsere Enkelin an, "Was für eine Überraschung!"

"Ihr müsst mir helfen", sagte Pricilla leise und kam zu uns an den Kamin. Die Wachen und Diener schlossen die Türen.

"Langsam, langsam, mein Engel. Wo ist denn deine Mutter?", fragte ich verwirrt und streichelte ihre Hand. Sie wirkte total aufgelöst und verstört.

"Ich bin alleine hier", sagte sie leise, "Ich brauche eure Hilfe."

"Wobei denn?", fragte Madson vorsichtig.

"Ich muss Mum und Dad davon überzeugen, dass ich keine Königin werden kann."

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