-achtundzwanzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Irgendwie hatte sich zwischen dem Prinzen und mir ein Gespräch entwickelt, ohne dass ich es überhaupt wollte und irgendwie fand ich ihn nicht mehr so schrecklich wie am Anfang.. trotzdem: eingebildet, egoistisch, wichtigtuerisch und extrem heiß.

"Haben Sie morgen nachmittag schon etwas vor?", fragte er mich auf einmal.

Gerade wollte ich schon Nein sagen, als mir wieder einfiel, wie er wirklich war. Sollte ich Ja sagen? Nein,eine sarkastische Antwort müsste genügen.

"Was soll ich denn da vorhaben? Tanzunterricht, danach haben alle Ladies frei, falls Sie das noch nicht wussten", erwiderte ich mit einem Augenrollen.

Er grinste. "Würden Sie mir dann die Ehre erweisen und mit mir ausgehen?"

"Ausgehen?", fragte ich misstrauisch, "Weggehen ausgehen? Oder klischee date ausgehen?"

"Was wäre die richtige Antwort?", fragte er schulternzuckend.

Ich musste in lachen unterdrücken. "Weggehen. Aber wenn Sie mich so fragen, ich habe tatsächlich etwas vor. Tut mir leid."

Er lächelte und nickte leicht. Nicht einmal enttäuscht sah er aus. "Ich muss sowieso noch mit Zara tanzen üben. Wegen Ihrer Einlage heute hatten wir noch gar keine Zeit zusammen zu tanzen. Morgen ist die letzte Chance vor dem Ball."

Ich lächelte ebenfalls. Mit dem Unterschied, dass ich enttäuscht war. Er hatte wahrscheinlich nur aus Höflichkeit gefragt, ob ich schon etwas vorhatte.

"Lady Dena?", eine Ärztin kam in den Raum, "Oh eure Hoheit"

Sie knickste und senkte den Kopf. "Störe ich gerade?"

"Nein nein, Prinz Jonathan wollte gerade gehen", erklärte ich.

Er nickte schnell und stand auf. Gerade öffnete er den Mund,  dann drehte er sich wortlos um und verließ den Raum.

Die Ärztin sah mich zweifelnd an, sagte aber nichts, sondern entfernte meinen Verband, untersuchte mich noch einmal und ließ mich dann ebenfalls gehen.

Ich trödelte noch ein bischen, da ich auf keinem Fall dem Prinzen über den Weg laufen wollte, machte mich dann aber auf den Weg in mein Zimmer. Dort angekommen erwartete Rosie mich schon.

"Dena! Ich wollte dich gerade besuchen gehen. Wie geht es dir? Anscheinend besser, sonst hättest du ja noch nicht wieder rausgedurft. Ich bin so erleichtert, dass dir nichts passiert ist", schwungvoll umarmte sie mich und drückte mich auf mein Bett.

"Erzähl, was ist eigentlich passiert?", mir aufgeregt Blick sah sie mich an.

"In der Krankenstation?", erwidert ich verwirrt.

"Nein, du dummerchen, dein Sturz!", drängte sie mich.

"Ich bin über Oanas Kleid gestolpert", erwiderte ich schlicht.

Sie seufzte enttäuscht auf. "Oh ok."

"Wo ist eigentlich Jeremy hin?", fragte ich um sie abzulenken, aber auch interessehalber.

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihn eben mit irgendner Prinzessin im Garten spazieren gehen sehen. Als erstes dachte ich, das wärst du, aber du warst anscheinend noch auf der Krankenstation."

Ich runzelte die Stirn. "Er.. er wollte eigentlich bei mit bleiben.. und dir dann Bescheid sagen, dass es mir gut geht.."

Rosie zuckte erneut mit den Schultern. "Ich weiß von nichts."

Das war einer der Momente, wo ich Ray vermisste. Sie hätte bemerkt, dass ich traurig war, hätte mich getröstet oder irgendwie abgelenkt, aber Rosie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Natürlich mochte ich sie und zweifelte auch keinen Moment daran, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte, aber manchmal fehlte mir einfach eine beste Freundin.

"Ich muss zum Zeichnenunterricht", sagte sie leichthin und stand dann auf, "Bist du sicher, dass es dir gut geht?"

Ich nickte lächelnd. "Geh nur, ich komme klar."

Sie verschwand aus dem Raum und ließ mich so im zimmer alleine. Ich hätte liebend gerne auch eine Wahlaktivität gemacht, aber in meinem Zustand würde mir sowieso niemand erlauben beim Kampftraining mitzumachen. Deswegen stand ich ebenfalls auf und machte mich auf die Suche nach Oanas Zimmer.

Gerade bog ich um eine Ecke, da kam mir Fanny entgegen. "Dena! Was machst du hier draußen? Du solltest im Bett liegen und dich ausruhen."

Ich rollte mit den Augen. "Ich suche Oana, ich muss mich bei ihr entschuldigen."

Mit diesen Worten zuckte Fanny mit den Schultern und zeigte nur in die entgegengesetzte Richtung. "Sie ist mit ihren Freundinnen in der Bibliothek."

Ich nickte und drehte mich auf dem Absatz um, dann lief ich in Richtung der Bibliothek, die im westflügel lag.

Unbekannter Ort
Unknown Point of View:

"Raven!", rief unser Anführer, "Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst vorsichtig sein? Die alten Säcke sind doch jetzt nur noch misstrauischer als schon am Anfang! Ich bin wirklich enttäuscht von dir."

Die zierliche Gestalt von seiner Tochter trat aus dem Schatten in das dämmrige Licht der alten Lampe. "Ich habe getan, was ich musste Vater. Ich lasse mich wohl kaum von der Königsfamilie vorführen. Ich habe alles unter Kontrolle, ich muss nur-"

"Gar nichts hast du!", donnerte er weiter, "Kathleen hat es noch mal geschafft sich da rauszureden, aber sie ist Prinzessin, Raven! Wie willst du  es schaffen, dass sie keinen Verdacht mehr schöpfen? Gar nicht."

"Wenn ich etwas dazu sagen dürfte?", nun erhob die Prinzessin die Stimme, "Ray hat mir geholfen aus dem dreck rauszukommen. Ohne sie hätten sie auch mich verdächtigt."

"Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie nun bewacht wird! Du verhälst dich ab jetzt absolut vorbildlich. Freunde dich meinetwegen wieder mit dieser Dena an und such dir auch andere Freunde unter den Prinzessinnen. Wir müssen möglichst viele Verbündete haben", erklärte unser Anführer.

Niemand kannte seinen echten Namen, nur die wenigsten hatten sein Gesicht überhaupt schon mal gesehen. Das einzige, was uns blieb, war seine Stimme und der gemeinsame Hass gegen das Königshaus, welcher uns vereinte. Alle, die hier waren, hatten etwas oder jemanden durch die Königsfamilie verloren.

BigG zum Beispiel, ein dicker, stämmiger Mann, der eigentlich Gerald hieß, hatte seinen Sohn verloren, der im Krieg für Iléa gestorben war.

Michael hatte nichts materielles, sondern nur sein ansehen unter den Leuten verloren, durch eine öffentliche Demütigung des Königshauses.

Und ich, ich hatte meine große Liebe verloren. Sie befand sich im Schloss, genau zu diesem Zeitpunkt und scherte sich kein Stück um mich.

"Ich werde mit der Spionage fortfahren, sie schöpfen bei mir keinen Verdacht", fuhr die Prinzessin fort, "Ray sollte sich erst mal im Hintergrund halten."

Jene schnaubte empört auf. "Natürlich schöpfen sie bei dir Verdacht! Wir sollten zu anderen Mitteln greifen, schließlich haben wir auch noch die Wachen und die Kammerzofe der Königin."

Ihr Vater nickte zustimmend. "Meine Tochter hat Recht. Ihr beide solltet euch in nächster Zeit ruhig verhalten. Ich habe schon einen anderen Weg gefunden.."

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