-dreiundzwanzig-

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Schloss, Iléa
Königin Grace' Point of View:

"Du hast Recht", flüsterte ich meiner Nichte zu, "Sie hat nicht die Wahrheit gesagt. Jedenfalls weiß sie noch etwas, was uns weiterhelfen könnte"

Pricilla sah mich erst überrascht an, dann lächelte sie. "Gute Arbeit, Penny"

Ich lachte leicht, aber zog einen gespielten Schmollmund. "Ich will aber Sherlock sein!"

Sie grinste. "Oh gott, sind wir drei oder so?"

"Manchmal ein Kind sein schadet doch nie, oder?", ich erwiderte das Grinsen und stieß sie leicht an.

"Mhh", auf einmal wirkte sie wieder ganz im Gedanken versunken.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen beobachtete ich sie. "Jetzt sag schon, Süße, was ist los mit dir? Du bist so abwesend heute."

"Nichts, alles gut", erwiderte sie mit ihrem gewohnten Lächeln, sodass ich fast nicht erkannt hätte, dass sie log.

"Wir reden später, Fräulein", sagte ich in einem strengen Mutterton, was sie zum Lächeln brachte.

"Ja, mami"

Das erneute Klopfen riss uns aus unserer Unterhaltung. Ich spürte den Blick von Camillia auf mir, den ich mit einem Lächeln quitierte.

"Ja?"

Die Tür wurde geöffnet und eine andere Lady mit pechschwarzen Haar, einem eleganten grünen Kleid und einem aschfahlen Gesicht trat ein. Lady Ray.

"Raven, wie schön, dass du gekommen bist, möchtest du dich setzen?", Camillia lächelte sie strahlend an und deutete auf den selben Sessel, auf dem Dena eben gesessen hatte.

"Nennen Sie mich nicht so", zischte Lady Ray, die anscheinend in Wirklichkeit Raven hieß.

Camillia zeigte keine Regung in ihren Gesicht, nicht einmal das Lächeln verschwand, aber ich wusste, dass sie innerlich zusammen gezuckt war. Aber so war sie, sie zeigte der Außenwelt nicht, was sie fühlte und das war auch gut so.

"Wir wollten mit dir über das Verschwinden von Prinzessin Kathleen reden. Wie wir hörten habt ihr, kurz bevor sie weggelaufen ist, geredet. Möchtest du uns erzählen, worum das Gespräch ging?", fragte sie ungerührt.

"Nein", erwiderte Ray kalt und blickte ihr direkt in die Augen.

Nun schaltete Daemon sich ein. "Wir möchten nur dein Bestes, Ray. Ebenso wie das von Prinzessin Kathleen. Wenn du uns nicht verrätst, was sie dir gesagt hat, müssen wir das schlimmste vermuten. Und du weißt, was das für Folgen haben kann, nicht war?"

Geschockt sah ich meinen Bruder an. Drohte er dieser Lady gerade? So kannte ich ihn gar nicht. Anscheinend nahm er die Situation sehr schwer. 

"Was wäre denn das schlimmste?", hakte Ray nach.

"Verrat an die Krone Iléas", erwiderte Daemon leise.

"Dann kann ich Ihnen leider nicht erzählen, was passiert ist. Entschuldigen Sie", Ray deutete eine spöttische Verbeugung an und verließ dann ohne ein weiteres Wort den Raum.

Alle starrten ihr nach. Ich wandte meinen Blick zu Daemon.

"Nehmt sie und ihren Vater fest", sagte Daemon ruhig, "Ich möchte nicht, dass es hier zu weiteren Missverständnissen kommt. Außerdem setzen Sie bitte alle Ihnen zu Verfügung stehenden Wachen dazu ein Prinzessin Kathleen zu finden."

Der Hauptmann nickte stumm und verließ ebenfalls den Raum. Ray konnte nicht weit gekommen sein, immerhin war das ganze Schloss bewacht und was Prinzessin Kathleen anging, so machte ich mir ebenso wenig Sorgen. Schließlich kannten wir uns mit Rebellen im Königshaus aus...

Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Kurz nachdem ich wieder zurück in den Damensalon gekehrt war, trat der Prinz ein.

"Was macht er hier? Ich dachte hier dürfen nur Damen rein", flüsterte Cara.

Auch andere schienen sich darüber aufzuregen, aber eher weil ihre Frisur nicht saß uns ein Treffen mit dem Prinzen doch bitte angekündigt werden musste. "Was soll das?"

"Mein Kleid ist so hässlich.. Warum muss denn genau jetzt der Prinz auftauchen?", jammerte Prinzessin Yulia.

"Sieh mich doch mal an!", schluchzte Prinzessin Lavinya, "Meine Haare-"

"Ruhe bitte!", sprach Jonathan gelassen, "Ich bin nicht hier um Sie über das Verschwinden von Prinzessin Kathleen zu informieren, aber um Sie zu beruhigen: Wir wissen wo sie sich aufhält, also gibt es keinen Grund zur Sorge."

Gelogen. Alles gelogen.

"Ich bin aber eigentlich hier um eine Ankündigung zu machen. Ich werde meine bisherige Favoritin bekanntgeben. Es erscheint mir eine gute Gelegenheit, denn jetzt sind gerade alle so schön versammelt. Mit dieser Favoritin werde ich auch auf dem Ball in ein paar Tagen tanzen!"

Aufgeregte getuschel war zu hören. Ich blickte zu Rosie neben mir und grinste sie an. "Kann es sein, dass du gerade hoffst, nicht seine Favoritin zu sein?"

Sie grinste auch. "Halt die Klappe, Schätzchen. Bei dir und Jeremy hat's doch auch gefunkt."

Ich lachte nur unschuldig und blickte wieder zu dem Prinzen. Hatte es bei mir und Jeremy gefunkt? Mochte ich ihn? Ja, keine Frage. Mochte ich ihn mehr als ich sollte? Darauf wusste ich keine Antwort. Aber verliebt war ich auf keinen Fall, immerhin kannten wir uns erst einen Tag lang.

"Meine bisherige Favoritin und Partnerin beim Ball ist", fing Jonathan an, "Prinzessin Zara!"

Ein paar fingen auf Höflichkeit zu applaudieren, aber die meisten seufzte nur enttäuscht auf. Zara hingegen freute sich riesig und fiel Jonathan um den Hals. Ich freute mich für sie. Ach ja? Ja.

Als die beiden sich voneinander gelöst hatten, räusperte sich Jonathan erneut. "Dann wünsche ich jetzt allen eine gute Nacht. Es war ein anstrengender Tag, ebenso wie es morgen einer sein wird. Raphaela hat Sie sicherlich schon über das Programm in Kentniss gesetzt." Dann verschwand er aus dem Raum und alle Ladies, die dich vor Scham hinter dem Sofa versteckt hatten, konnten aufatmen.

Ich musst nur den kopfschütteln und verließ dann ebenfalls den Damensalon. Jonathan hatte Recht, morgen würde uns ein anstrengender Tag erwarten. Wie jeden Tag würden wir Tanzunterricht haben, danach folgten die Wahlaktivitäten: Kampfsport, zeichnen und malen oder reiten.

Seufzend ließ ich mir von Lilian helfen mich umziehen und ließ mich dann völlig erschöpft ins Bett fallen. Rosie kam wenig später auch, aber das bekam ich gar nicht mehr mit, da ich schon in einen tiefen Schlaf gefallen war.

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