-zweiundachtzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

"In den Tagen nach dem offiziellen Sieg über die Rebellen wurde mir erst richtig bewusst wie fertig mich die letzten Wochen gemacht hatten. Selbst wenn der ganze Vorfall - als Vorfall kann es eigentlich nicht bezeichnet werden, eher eine
Invasion - mit den Rebellen nicht passiert wäre, hätte mich das Casting aufgefressen, da bin ich mir ziemlich sicher", sagte ich und sah Xavier mit festem Blick an.

Die Ratlosigkeit war ihm ins Gesicht geschrieben, also fragte er nach: "Das müssen Sie uns näher erklären, Lady Dena. Was meinen Sie mit aufgefressen?"

Ich lächelte schwach. "Ich weiß, wie dieses Casting im Fernsehen dargestellt wird. Ich weiß auch, dass es anscheinend oftmals funktioniert hat, da Königin Camillia und König Daemon zweifellos ein Traumpaar sind, aber man kann keine Liebe erzwingen. Liebe entsteht nicht, wenn man um jemanden kämpfen muss, den man nicht einmal kennt. Kein einziges Mädchen, was bei diesem Casting teilgenommen hat, hat es aus Liebe getan. Viele lieben die Vorstellung eines perfekten Traumpaares, die Krone, den Ruhm und die Macht, manche sind wegen des Geldes hier. Aber niemand, weil sie den Prinzen liebt, denn wie will man jemanden lieben, den man nicht kennt?"

"Das stimmt zweifellos. Aber was war Ihr Anreiz am Casting teilzunehmen?", hakte Xavier nach.

"Mein Anreiz war zweifelsohne das Geld. Ich habe mich teilweise nicht einmal richtig bemüht und Prinz Jonathan keine Chance gelassen, mich wirklich davon zu überzeugen anders zu sein und das bereue ich sehr. Ich habe mich gut mit ihm verstanden, aber nie wirklich in Betracht gezogen ihn tatsächlich zu heiraten. Es war nie mein Plan Königin zu werden oder mit 17 Jahren zu heiraten, ich bin sowieso nicht davon ausgegangen so weit zu kommen", erklärte ich ehrlicherweise.

Xavier nickte, als könnte er meine Gedanken vollkommen nachvollziehen. "Ich bin sicher jeder wird ihre Ehrlichkeit sehr zu schätzen wissen, Miss Caplan. Aber um noch einmal auf meine anfängliche Frage zurückzukommen: Inwiefern frisst das Casting Sie auf?"

Ich schwieg kurz, um die richtigen Worte zu finden. "Das ist schwer in Worte zu fassen. Sie müssen sich das so vorstellen: Sie kämpfen um etwas, was sie nicht wollen und müssen trotzdem weitermachen, weil Sie damit das Überleben ihrer Familie sichern. Ihre Mitstreiterinnen sind sehr verbissen bei der Sache und man kann wirklich niemandem vertrauen, hat keinen sozialen Halt und vermisst seine Familie über alles. Sie werden von den Reportern auseinandergenommen und wenn Sie auch nur ein falsches Wort sagen, wird es gegen Sie verwendet. Wenn Sie zu langweilig sind, scheiden Sie aus, aber wenn Sie zu unverschämt sind, ist ihre Familie von Ihnen enttäuscht. Ich kann Ihnen versichern soetwas macht einen fertig. Bei den Verabschiedungen haben viele Mädchen geweint, aber nicht einmal die Hälfte wegen des Prinzen."

Wäre das ganze Studio gefüllt gewesen, hätten sie wahrscheinlich alle genauso ausgesehen wie Xavier. Überrascht. Aber nicht, weil es niemand wusste, sondern weil niemand erwartet hätte, dass jemand das je aussprechen würde. Aber das Studio war nicht gefüllt. Xavier und ich saßen alleine auf dem Sofa und nur ein Kameraassistent, der uns reingelassen und die Kamera angestellt hatte, wusste sonst noch von diesem Dreh. Die Königsfamilie hatte vor sich erst beim nächsten Bericht zu äußern, aber das galt nicht für mich. Ich hatte nach ein paar Tagen Überlegen das Bedürfnis mich zu äußern und es war mir egal, was alle anderen davon halten würden.

Xavier holte Luft. "Ich will nicht sagen, dass sie damit Unrecht haben. Ich bin zwar nur Moderator, aber ich weiß wie es hinter den Kulissen abläuft. Aber Dena, sind Sie sicher, dass das hier veröffentlicht werden soll?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Solange mich niemand daran hindert, wäre ich sogar dankbar darüber. Dieses Casting ist nicht das, wofür viele es halten und ich stehe in keiner Verbindung zu irgendwem hier, also schulde ich niemandem etwas. Ich kann ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, die Wahrheit sagen."

Xavier nickte nachdenklich. "Ich bin sicher, dass wir jemanden finden werden, der das für dich schneidet und ins Fernsehen übertragen wird."

"Das ist gut, ich danke Ihnen Xavier. Aber ich möchte keine spannende Sendung, sondern nur die Wahrheit sagen", erwiderte ich ehrlicherweise und stand auf.

Dieser nickte verständnisvoll und beobachtete, wie ich den Raum verließ. Es stimmte, was ich gesagt hatte: Ich war niemandem etwas schuldig.

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