-fünfundsiebzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

"Das heißt du willst, dass ich ein gutes Wort für dich einlege? Warum noch mal ich?", fragte ich verwirrt, "Ist ja nicht so, dass ich sozusagen eine Gefangene bin und nichts zu sagen habe.."

Sie verdrehte genervt die Augen. "Jetzt stell dich doch nicht so dumm, Dena. Ich weiß, dass du dich gut mit ihm verstehst, auch wenn ich es nicht gerne sehe. Lenk einfach ein Gespräch auf mich und sag was nettes über mich, das war's."

"Er ist gerade auch nicht so gut auf mich zu sprechen, also würde ich wohl kaum Erfolg haben", erklärte ich ihr.

Sie seufzte. "Das ist doch nur eine kleine Streiterei. Er mag dich, mich hasst er aber abgrundtief."

"Das sag letztens aber nicht so aus. Jetzt mal im Ernst, Raven. Er ist im Moment viel besser auf dich, als auf mich zu sprechen. Warum sollte es etwas bringen,wenn ich mit ihm Rede, wenn du dir das auch selber erarbeiten kannst?", fragte ich verständnislos.

"Wie oft noch, Dena", sie wurde langsam ungeduldig, "Ich bin ihm letztens zwar nachgegangen, aber glaub nicht, dass er mir dann in die Arme gelaufen ist. Er ist verletzt, aber er hasst dich nicht. Mich hingegen schon, also bitte hör jetzt auf zu diskutieren und bieg das mit euch wieder hin. Das ist sogar zu unserer beider Wohl."

Ich nickte seufzend.
"Aber warum genau bist du davon ausgegangen, dass ich dir helfe? Also bevor du wusstest, dass ich auch etwas von dir will, meine ich. Abgesehen jedenfalls davon, dass es für mich auch von Vorteil ist, dass wir uns wieder versöhnen?", skeptisch sah ich sie an. Wir hassten uns, warum also?

Sie zuckte mit den Schultern. "Darum geht's doch jetzt gar nicht. Sag einfach was du willst, dann bin ich dich endlich los."

"Ich will, dass du mir antwortest, nichts weiter, Ray", insgeheim versuchte ich dadurch etwas zu ihr durchzudringen.

Anders als erwartet ging sie nicht auf den Namen ein, sondern sagte lediglich: "Gut. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du mir hilfst, ich jedenfalls hätte es nicht getan. Aber andererseits hast du einen Hang dazu das Gute in Menschen zu sehen und im Endeffekt hättest du mir geholfen, weil du noch die alte Ray in mir siehst."

Mein Gesichtsausdruck blieb unverändert. Insgeheim wusste ich nicht, ob Ray Recht hatte, aber ich wollte es mir auf keinen Fall anmerken lassen. "Danke, das war alles was ich gebraucht habe. Ich werde alles tun, was ich kann."

Sie nickte und sagte nichts mehr, als ich mich umdrehte und wegging. Als sie noch einmal meinen Namen rief, drehte ich mich hoffnungsvoll um. "Ja?"

Sie sah mich einen Moment lang an und die Hoffnung flammte in mir auf. Hatte ich es zu ihr durchgeschafft? "Versau es nicht, ja?", sagte sie bloß und drehte sich um.

Enttäuscht drehte ich mich wieder um und machte mich auf den Weg. Selbst wenn ich heute drehfrei hatte, würde ich mich beeilen müssen, wenn ich zu meinem Date mit Dilan pünktlich kommen wollen würde.

"Jonathan? Mach bitte auf, ich weiß, dass du da drinnen bist", als ich wenig  später vor Jonathans Tür stand, fühlte ich mich irgendwie schuldig. Ich stand hier schließlich nur, weil ich Ray einen Gefallen schuldig war.

"Nein ist er nicht", die Tür wurde geöffnet und Pricilla blickte mir entgegen, "Ich kann dich nicht leiden Dena, also verschwende meine Zeit bitte nicht weiter, wenn du nichts anderes mehr willst."

"Moment mal, was habe ich dir getan?", fragte ich verwirrt.

"Ähm.. überleg doch mal! 'Ich würde mich niemals bei einem Casting verlieben' als wären wir irgendwelche Schnösel, nur weil wir eine Tradition fortführen", fuhr sie mich an.

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Entschuldige mal, aber du kannst mir ja wohl kaum erzählen, dass dieses Casting wegen Traditionen veranstaltet wird. Das ist nur ein Vorwand, aber eigentlich macht ihr das doch nur um Frieden zu stiften. Oder warum waren dieses Jahr sonst Prinzessinnen aus anderen Ländern dabei?"

"Weist du was? Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig. Du bist eine einbildete Besserwisserin, die den Abschaum des niederen Volkes verköpert und die hat wohl kaum das Recht so mit mir zu sprechen!", fauchte sie mich an.

Ihr Blick wanderte hinter mich und veränderte sich sofort. Ich drehte mich um und erkannte ein kleines Mädchen. Sie trug eine Kamera auf dem Arm, die eigentlich viel zu schwer für sie war. Sie sah Pricilla verstört an, fing an zu weinen und stürmte in hinfort.

"Na toll, siehst du in was für eine Lage du mich gebracht hast?", seufzte Pricilla, "Die kleine ist die Schwester eines Mitarbeiters von der Filmcrew, wenn die Kamera, die sie wahrscheinlich gerade runter bringen sollte, am Laufen war, bin ich geliefert."

"Dann bekommen die Rebellen, was sie wollen und kommen damit ihrem Ziel einen Schritt näher", Jonathans Stimme ertönte neben mir.

Ich fuhr zu ihm herum. "Jonathan.."

Er ignorierte mich einfach und ging zu seiner Schwester. "Die dürfen nicht damit durchkommen, Cilla. Wir haben schon viel zu lange gewartet-"

"Dann kommt mit zum nächsten Treffen", platzte ich heraus.

Die beiden sahen zu mir. "Was für einen Treffen?", fragte Pricilla misstrauisch.

"Das klären wir lieber nicht hier", sagte ihr Bruder und wandte den Blick sofort wieder von mir ab.

Ich nickte zustimmend. "Ich sollte wohl sowieso nicht viel länger hier sein. Kommt heute Nacht wieder zu mir und ich erkläre euch alles. In den Rest vom Plan wird euch eure Mutter sicher gerne einweisen."

"Wann trefft ihr euch das nächste mal?", fragte Jonathan eindringlich.

Ich schüttelte den Kopf. "Heute Nacht kommt ihr zu mir. Es ist zu riskant das hier auf dem Gang zu besprechen.  Aber ich würde vorher noch gerne mit die reden, Jonathan.."

Pricilla sah zwischen uns beiden hin und her und nickte dann schließlich. "Ich mag dich zwar immer noch nicht, aber ich werde mich dann mal um die kleine kümmern. Hoffentlich wird sie so klug sein und die Kamera noch niemandem gegeben haben..", meinte sie und lief an uns vorbei.

Ich nickte und sah ihr nach. "Wo sind eigentlich deine Wachen?", fragte ich nachdenklich.

"Du musst wohl die Mittagspause erwischt haben. In weniger als zwei Minuten sollten wieder welche hier auftauchen und bis dahin musst du hier weg sein. Es ist nicht gut, wenn man uns zusammen sieht", sagte er kalt, während er sich an mir vorbeidrängte.

"Aber ich muss nur kurz mit dir reden!", sagte ich verzweifelt, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was ich sagen würde.

"Das Recht dazu hast du wohl schon verspielt", erwiderte er kurz angebunden und knallte mir die Tür vor der Nase zu. Von wegen nur verletzt, er musste mich wirklich hassen.

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