-achtundfünfzig-

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Gasthaus, Urbina
Dena's Point of View:

Ich weiß, das ist hart für dich. Raven hat dich ebenfalls belogen, nicht nur in der Sache, dass sie eine Rebellin ist, sondern auch dass sie mich kennt. Was heißt kennt, zu der Zeit dachte ich eigentlich schon, dass ich sie liebe. Aber als ich dich wiedergesehen habe, bei dieser Prüfung, da wusste ich, dass es nicht so ist. Du bist die Liebe meines Lebens, Dena.

Warum konnte ich ihm das irgendwie nicht glauben? Ich wollte es so sehr, aber die Tatsache, dass meine beste Freundin vom Casting und mein Exfreund etwas miteinander gehabt hatten und mein Ex dann sagte, dass er mich immer geliebt hatte, war einfach zu banal.

Ich habe den Prinzen so sehr gehasst, dafür dass er dich mir weggenommen hat. Das war eigentlich der größte Grund, warum ich bei den Rebellen mitgemacht habe. Rache. Das war eigentlich bei den meisten der Rebellen ein großer Auslöser. Viele haben Verwandte oder Freunde im Krieg oder wegen der Königsfamilie verloren und wollten sich deswegen rächen.

Aber jetzt zum Tunnel.. Du hast Recht, die Rebellen wussten natürlich von ihm. Und zwar, weil ich es ihnen verraten habe.

Das war eigentlich der Moment, wo ich ihm hätte eine ordentliche Backpfeife geben sollen, aber ich war  zu perplex gewesen. Jus war der Grund, warum die Rebellen den einzigen Fluchtweg aus dem Schloss kannten. Aber eigentlich konnte ich es ihm nicht übel nehmen, da er immerhin zu dem Zeitpunkt zu ihnen gehört hatte. Trotzdem. Und wieso hatten die Rebellen den Ausgang dann nicht bewacht?

Ich weiß, dass du mich dafür jetzt hassen wirst und du fragst dich sicherlich auch, warum die Rebellen dann nicht auf den Tunnel geachtet haben, wenn sie schon davon wussten. Ich habe die beiden, die an diesem Tag den Tunnel bewachen sollten, bestochen. Ich kannte sie von den Rebellen und wusste, dass man mit Ihnen Geschäfte machen konnte.

Ich hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Dann hatte er sie eben bestochen und was war das Problem daran? Ich seufzte beim Gedanken daran. Im Nachhinein konnte ich verstehen, warum er mir nicht erzählt hatte, dass und womit er sie bestochen hatte.

Ich habe ihnen etwas versprochen, was dir nicht gefallen wird. Ich habe ihnen versprochen nichts zu verraten, wenn ich.. ich werde zurück zu den Rebellen gehen, wenn ihr drei in Sicherheit seid, das habe ich Ihnen versprochen.

Bei dem Gedanken daran stiegen mir Tränen in die Augen. Warum hatte er das getan? Er hatte sich selber verkauft um uns drei zu retten, um mich zu retten. Das hatte ich niemals gewollt. Niemals.

"Nein, Jus!"

Das war das erste mal gewesen, wo ich ihn unterbrochen hatte. Mit tränenüberströmten Gesicht hatte ich ihn angesehen. Er durfte nicht zurück zu den Rebellen gehen.

Ich weiß, dass das schwer zu verstehen ist, aber ich habe das für dich getan. Vielleicht verstehst du jetzt endlich, dass ich dich wirklich liebe. Auch wenn ich bei den Rebellen mit Raven zusammen kommen werde, sollst du wissen-

Und das war der Moment gewesen, in dem ich ihn nicht mehr hatte ausreden lassen. Wie konnte er nur so taktlos sein?

"Sei leise. Hör einfach auf zu reden. Ich will das nicht hören."

Er hatte genickt und mich lange angesehen. Und das ist meine Geschichte.

Mir traten Tränen in die Augen und ich sank an der Wand hinab. Ich fühlte mich einfach unglaublich verraten und verlassen. Wie konnte er nur? Als erstes hatte ich Mitleid gehabt, Wut auf mich selbst, Unverständnis, warum er all das für uns tat, aber jetzt war ich einfach nur noch unglaublich verletzt, fühlte mich hintergangen und war wütend auf Jus und Raven. Sie waren beide eine meiner engsten Vertrauten gewesen und hatten mich so sehr hintergangen.

Ich wollte nicht zurück ins Gasthaus gehen, aber ich wusste auch nicht wohin ich sonst gehen sollte. Da Ann und Sarah noch nicht zurück waren, blieb mir nichts anderes übrig, als mit verheultem Gesicht wieder reinzugehen und sofort auf mein Zimmer zu verschwinden. Ich wollte niemanden mehr sehen. Vor allem Jus nicht.

Schloss, Iléa
König Daemon's Point of View:

"Daemon, du kannst dich immer noch für mich entscheiden. Ich gebe dir noch eine allerletzte Chance. Sei vernünftig und nutze sie. Tu das Richtige und beschütze dadurch alle, die dir wichtig sind. Camillia wird damit klar kommen. Sie würde das selbe tun, wenn sie in deiner Situation wäre", Yasminés Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich musste mich beherrschen mich nicht wegzudrehen, denn leider hatte sie Recht. Camillia würde das Richtige tun, wenn sie in meiner Situation wäre. Sie würde sich gegen die Liebe und für das Volk entscheiden.

"Lass dir eins gesagt sein, Yasminé. Du bist der feigeste Mensch, dem ich je über den Weg gelaufen bin. Du kannst Liebe nicht erzwingen. Aber wenn eine Lüge dein Traum ist und dadurch alle, die ich liebe, beschützt werden, werde ich es tun", sagte ich mit fester Stimme.

Yasminé verzog den Mund. "Sei froh, dass ich dir dafür nicht die Zunge rausgeschnitten habe. Denn die brauche ich noch", sagte sie und zwinkerte mir grinsend zu. Diese Frau hatte auch etwas zu viel Selbstbewusstsein.

"Ich will, dass du unsere Beziehung öffentlich bekanntgibst und dich von Camillia trennst. Dafür werden wir sie natürlich befreien, aber es muss echt rüberkommen, also muss sie es wirklich glauben. Meinst du, du schaffst es, dass sie es wirklich glaubt?", Yasminé schien voll in ihrem Element. Gemeine Pläne aushecken.

Ich nickte nur. "Aber danach werden alle freigelassen und du musst versprechen nie wieder jemandem von Ihnen wehzutun, ebenso wenig wirst du dem Volk Schaden zufügen."

Yasminé grinste nur. "Nicht so schnell, Daemon. Nach der Bekanntgabe, folgen noch viele andere Schritte."

Schloss, Iléa
Raven's Point of View:

"Ich erwarte vollste Loyalität von allen meinen Männern. Und genau du solltest mich darin unterstützen und ihnen ein Vorbild sein. Viele feinden mich wegen deiner kleinen Alleingänge an und das kann ich mir nicht leisten", sagte mein Vater streng, "Du weißt ganz genau, wie sehr Francouis auf den Moment wartet, wo er mich von meinem Posten lossagen kann und auch Yasminé ist eine sehr ehrgeizige Anwärterin. Ich kann mir keine Fehltritte mehr leisten, wir beide können das nicht."

Ich nickte verstehend. "Natürlich weiß ich das, Dad. Ich weiß, dass es falsch war, was ich getan habe, aber ich bin eben auch nur ein Mensch mit Gefühlen. In diesem Moment habe ich mich von ihr verstanden gefühlt, wie von niemand anderen. Sie war immer für mich da und da ist es mir einfach rausgerutscht."

Mein Vater seufzte. "Als dein Anführer müsste ich jetzt sagen, dass soetwas nicht passieren darf und dass ich enttäuscht bin. Als Vater sage ich: Jeder macht seine Fehler, Schatz. Und daraus lernt man. Ich will nur, dass du weißt, wie es um mich steht und dass du dich von mir verstanden fühlst. Ich bin immer für dich da."

Ich lächelte ihn dankbar an und umarmte ihn fest. "Danke Dad, das bedeutet mir wirklich sehr viel", murmelte ich an seine Schulter.

Er lächelte ebenfalls. "Aber was ist jetzt mit dieser Dena? Ist sie es wirklich wert?"

Ich seufzte leise. "Sie ist alles wert, Dad. Sie ist die perfekte Freundin. Aber ich habe die verletzt und ich werde damit klarkommen, dass sie mich hasst. Es wird andere Freundinnen geben und die werden genau so gut für mich sein, wie sie. Wobei sie nicht einmal gut für mich ist. Ich komme klar, Dad."

Er schüttelte den Kopf und nahm meine Hand. "Raven ich kenne dich gut, viel zu gut um zu wissen, dass du damit nicht klarkommen wirst. Aber vor allem, weil ich es nicht zulassen werde. Wenn diese Dena wirklich deine beste Freundin ist, dann werde ich alles daran setzen, dass ihr nichts geschieht. Alles was ich möchte, ist, dass du glücklich bist."

Ich sah ihn sprachlos an. Normalerweise war er immer der Anführer, der Boss der Rebellen, aber nie vorrangig mein Vater. Dass er jetzt so fürsorglich und verständnisvoll war, rührte mich sehr. Lächelnd fiel ich ihm in die Arme. "Ich liebe dich über alles Dad."

"Und ich liebe dich, Prinzessin."

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