-zweiundneunzig-

2.1K 96 2
                                    

Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

"Dena wie konntest du nur?!"

Nachdem Xavier und die Königsfamilie mit dem überraschenden Ende versucht hatten alles noch irgendwie zu retten, war ich einfach auf mein Zimmer verschwunden. Ich wusste, dass das ziemlich feige war, aber ich traute mich nicht Jonathan gegenüber zu treten. Doch diese Entscheidung wurde mir gerade abgenommen.

Jonathan erschien neben mir, völlig aufgelöst und irgendwie wütend. "Wie konntest du mich so bloßstellen? Ich dachte, dass wir alles zwischen uns genug geklärt hatten, dass wir zumindest ehrlich zueinander sein können!"

Ich seufzte leise und spürte die Tränen in mir hochsteigen. "Es tut mir wirklich leid, Jonathan. Ich war sehr froh, als wir alles geklärt hatten und ich vertraue dir vollkommen, aber ich habe erst kurz vor dem Bericht entschieden, dass es mir das nicht wert ist."

"Was ist es dir nicht wert? Liebst du mich doch nicht so viel, wie du behauptest?", fragte er immernoch ziemlich aufgebracht.

Ich seufzte leise. "Doch. Aber-"

"Nicht genug um dein altes Leben für mich zu opfern", vollendete er meinen Satz für mich.

"Wenn du es so ausdrückst, klingt das so, als würde ich dich nicht wirklich lieben. Aber das tue ich!", widersprach ich ihm, "Aber ich liebe nun mal auch meine Familie und mein altes Leben und ich weiß ganz genau, dass ich so nicht glücklich werden könnte. Wie kann ich etwas tun, was mich für den Rest meines Lebens unglücklich macht?"

Er schwieg kurz und die Wut in seinem Gesicht wich bitterer Enttäuschung. "Du meinst, du würdest mit mir unglücklich werden."

"Nein, verdammt!", ich schrie ihn schon fast an, "Ich meine, dass ich als Königin nicht glücklich werden würde."

"Woher willst du das wissen, Dena? Du hast einfach zu viel Angst, aber das brauchst du nicht! Es ist normal, dass du am Anfang noch nicht alles auf die Reihe bekommst, aber-", sagte er, aber ich schüttelte den Kopf.

"Nein, nichts aber. Mir haben schon diese Wochen im Palast gereicht um zu erkennen, dass meine Mum recht hatte", erwiderte ich leise.

"Deine Mum? Darum geht es hier also? Sie hat euer Leben ruiniert und du tust es ihr gleich?!", fauchte er.

Meinem Gesicht entwich alle Farbe, als diese Worte seinen Mund verließen. Sofort seufzte er auf. "So meinte ich das nicht, das weißt du."

"Vergiss es einfach, Jonathan. Wir werden niemals zusammen glücklich werden", flüsterte ich.

"Meine Mum kam auch aus keinen einfachen Verhältnissen und ist eine super Königin", fing er wieder an mich zu überreden, aber ich verzog nur verächtlich meinen Mund.

"Deine Mum ist sicher ganz toll. Aber ich bin nicht sie, verstehst du? Nicht jeder, der nett ist, ist auch gleich eine gute Königin. Und ich schon lange nicht. Selbst wenn, möchte ich es auch nicht. Ich möchte nicht deine Frau werden, Jonathan", sagte ich kalt, obwohl ich kurz davor war in Tränen auszubrechen.

Er schluckte hart. "Du möchtest nicht meine Frau werden", wiederholte er bitter, "Aber weißt du, Dena, Liebe besiegt alles. Wenn du mich also wirklich lieben würdest, wäre es die egal ob ich nun ein Bauernjunge oder der Prinz bin. Du würdest mich lieben und alles mit mir durchstehen wollen."

"Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du mich verstehen und gehen lassen. Es ist das beste für mich und das weißt du", sagte ich mit starker Stimme, brach dann aber ab, weil sie anfing zu zittern.

Er sah mir lange in die Augen und zuckte dann mit den Schultern. "Dann liebe ich dich anscheinend doch nicht genug, um dich gehen zu lassen. Denn du gehörst zu mir, Dena. Das wissen wir beide."

Meine Unterlippe zuckte. "Mach es mir bitte nicht schwerer, als er ohnehin schon ist", flüsterte ich, "Wann verstehst du endlich, wie bescheuert die ganze Sache hier eigentlich ist? Ich glaube zwar nicht daran, dass es eine große Liebe gibt, aber ich glaube auch nicht, dass man unter 35 Mädchen einfach einen Seelenverwandten findet."

"Du glaubst also nicht an die große Liebe, hm?", fragte er. Seine Stimme wirkte fast amüsiert und für einen Augenblick war es wieder alles normal zwischen uns.

Ich schnaubte. "Das ist doch nur Blödsinn. Es kann wohl kaum sein, dass es auf der Erde nur einen Menschen gibt, den man lieben könnte. Ich bin davon überzeugt, dass es viele gibt. Manche mehr, manche weniger, aber man kann viele große Lieben haben. Trotzdem sollte man sich glücklich schätzen, wenn man einen solchen Menschen findet."

"Und das hast du nicht?", hakte er nach.

"Wir kennen uns seit ein paar Wochen und müssen nun heiraten, Jonathan! Das alles hier ist viel zu verrückt, um ihm zuzustimmen. Wenn ich diese Entscheidung nicht für mich treffen würde, würde ich sie für das ganze Volk treffen, um ihm mal die Augen zu öffnen. Das hier ist völliger Bullshit!", rief ich.

"Das stimmt", sagte er leise, "Aber das beantwortet mir nicht meine Frage."

Ich schwieg kurz. "Ich weiß es nicht", gab ich zu, "Ich empfinde etwas für dich, dass kann ich nicht bestreiten, aber wir kennen uns nicht gut genug, als dass ich sagen könnte, dass du meine große Liebe bist."

Er nickte und wirkte dabei nicht mehr wütend, enttäuscht oder traurig, sondern tatsächlich so, als würde er meine Entscheidung nicht nur akzeptieren, sondern auch verstehen.

"Ich weiß, was du meinst. Du kennst mich noch nicht gut genug, um dieses riesige Abenteuer zu wagen", antwortete er.

Ich zuckte mit den Schultern. "Irgendwie schon."

"Dann lern mich besser kennen", bat er leise.

Ich seufzte. "Wie soll das möglich sein, Jonathan? Ich habe gerade vor mehreren hunderttausend Menschen gesagt, dass ich dich nicht heiraten kann. Ich werde noch heute abreisen."

"Aber das musst du nicht. Du kannst bleiben. Die Selection ist vorbei und wir heiraten nicht, das habe ich langsam begriffen", er grinste schief, "Aber was spricht dagegen, dass wir uns besser kennenlernen. Wenn nicht ständig die Kameras dabei sind und nicht jeder unser Taten beobachtet wird. Was wäre, wenn wir einfach Zeit miteinander verbringen?"

"Das wäre schön", erwiderte ich leise, "Aber irrelevant. Die Leute-"

"Vergiss doch mal die Leute, Dena!", sagte er genervt, "Sonst ist es dir doch auch egal, was andere von dir denken! Ich möchte die Frau, die ich liebe, besser kennenlernen und sie anscheinend auch. Also vergiss unsere Familien, die Öffentlichkeit uns alles andere und sag einfach ja."

Etwas verlegen sah ich auf meine Schuhspitzen. "Okay", flüsterte ich leise.

"Okay?", hakte er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen nach.

"Okay", antwortete ich mir fester Stimme und grinste ihn an.

Überglücklich schlang er seine Arme um mich und wirbelte mich einmal im Kreis. Und ich fühlte mich sicher, geborgen und frei.

Star Selection - never give up 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt