-neunundachtzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Ich wurde am nächsten Morgen mit der Erkenntnis wach, dass die Entscheidung in einem Tag anstehen würde. Eine Entscheidung in die ich eigentlich hätte nie mit hineingezogen werden sollen.

Seufzend schlug ich meine Bettdecke zurück, da ich wusste, was mir am heutigen Tag bevorstand. Ich würde auf Anleitung meiner Mutter hin Jonathan zur Rede stellen und mich hoffentlich mit ihm versöhnen.

Im Frühstückssaal war es ziemlich still, was eigentlich normal war. Stacie, Martha und ich saßen zu dritt an einem Tisch und von der Königsfamilie war nur selten jemand anwesend. Da für den finalen Teil des Bericht keine Aufnahmen aus dem Alltag mehr gefilmt wurden, stand insgesamt ziemlich wenig auf unserem Teminplan. Für Stacie und mich hieß es heute Kleideranprobe und das Durchgehen des folgenden Tages. Martha half uns beiden so gut sie konnte und heiterte uns immer wieder auf, aber das nahm mir nicht wirklich die Anspannung vor dem Gespräch mit Jonathan. Ich hatte mir vorgenommen ihn nach der Generalprobe anzusprechen und betete, dass ich mich erstens tatsächlich traute und er zweitens auch darauf einging.

"Komm schon, Dena!", rief Martha fröhlich, "Die Generalprobe wurde nach hinten gelegt und ihr beiden geht Kleider anprobieren. Das ist so aufregend!"

Ich stöhnte innerlich auf. Mein Plan wurde etwas zerrüttelt, trotzdem nahm ich mir vor nachdem ich mit dem ersten Teil der Probe durch war mit Jonathan zu reden.

"Ich komme schon", antwortete ich und zwang mich zu einem Lächeln, "Wenn ich es tatsächlich werde, darfst du ganz sicher bei meiner Brautkleidanprobe auch dabei sein, Martha."

Sie klatschte erfreut in die Hände und zog mich dann hinter sich her. "Diese Kleider sind der reinste Traum. Hast du schon eine Vorstellung, was du möchtest?"

"Natürlich habe ich die!", Stacie stand schon in der Tür und ließ uns rein, "Ihr seid spät", stellte sie fest.

"Meine Schuld", murmelte ich, "Wie sieht's aus, hast du schon was gefunden?"

Stacies Augen leuchteten förmlich auf. "Ich habe schon ein paar anprobiert, aber keines entspricht meinen genauen Vorstellungen. Eigentlich wollte ich ja eins in Auftrag geben, aber leider war das noch möglich, damit alle die gleichen Bedingungen haben..", sagte sie und verdrehte die Augen.

Ich zuckte mit den Schultern. "Von mir aus, könntest du gerne ein spezielles Designerkleid tragen, aber ich bin sicher wir finden hier auch ein hübsches für dich."

Sie beäugte mich kritisch. "Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie du so ruhig bleiben kannst. Ich würde ausrasten, wenn du ein Designerkleid bekommen würdest!", gab sie zu.

Ich zog eine Augenbraue hoch und beobachtete aus den Augenwinkeln wie Martha mit zwei jungen Frauen sprach, die uns einkleiden sollten. "Du? Mir kam es eher so vor, als wärst du die Ausgeglichenere von uns beiden. Du warst nie eifersüchtig und immer vollkommen neutral, wie hast du das gemacht?"

Stacie sah mich an, als wäre ich von einem anderen Mond und lachte dann los. Selbst ihr glockenhelles Lachen klang perfekt. "Ach Dena. Glaubst du wirklich, dass ich den Prinzen liebe? Nur mal ganz unter uns, hier ist doch niemand, der ihn richtig liebt gewesen oder? Jonathan ist ein netter, wohlerzogener Mann und ich kann mir tatsächlich ein Leben an seiner Seite vorstellen, aber ich bin nie von Liebe ausgegangen. Wer findet heutzutage noch die wahre Liebe?"

Für einen Moment stand ich einfach nur wie angewurzelt da und verarbeitete, was ich da gerade gehört hatte. Stacie hatte die Königin angelogen, das Volk angelogen, Jonathan angelogen und das wichtigste: SIE LIEBT JONATHAN NICHT!!!!

"Aber-", stotterte ich und versuchte mich wieder zu fangen, "Wow, du bist wirklich eine gute Schauspielerin, das muss man dir lassen."

Sie lächelte und sah fast geschmeichelt aus. "Ich musste die Königin anlügen oder meinst du, dass sie mir sonst ihren Sohn anvertraut hätte? Anders als die törichte Martha war mir von Anfang an klar, dass das hier ohne Liebe ausgehen würde und ich habe es akzeptiert. Je früher, desto besser, sage ich nur."

"Das heißt du hast alle angelogen, nur um reich und berühmt zu werde?", fragte ich fassungslos.

Sie lachte kurz. "Ach Dena, du tust ja so, als hätte ich jemanden umgebracht. Es war doch klar, dass er hier niemanden findet, der ihn wirklich liebt. Ihm geht es doch auch nicht um die Liebe, sonst würde er nicht solch ein Casting veranstalten."

"Du weißt gar nichts über Jonathan", fauchte ich.

"Du auch nicht, Dena. Wir erfahren nur so viel, wie man uns wissen lässt und uns werden sicherlich nur seine besten Seiten gezeigt, damit wir das Interesse nicht verlieren und das ist mir auch ganz Recht so", sagte sie.

Mit einem mal wurde mir bewusst, wie sehr Jonathan sich mir geöffnet hatte. Ich hatte ihm vorgeworfen, dass er zu verschlossen war und dabei hatte er genau indem er mich hatte seine andere Seite sehen lassen, dich mir geöffnet, ohne dass ich es bemerkt hatte.

"Dena? Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen?", fragte Stacie irittiert und fuchtelte mit den Händen vor meinem Gesicht herum.

Ich fokussierte wieder sie. "Mir geht's gut", murmelte ich.

Sie zog ihre Stirn in Falten. "Sag bloß, du liebst ihn tatsächlich."

Ich lächelte sie kalt an. "Ja, das tue ich. Überraschung!"

Mit diesen Worten lief ich an ihr vorbei, zu einer der beiden Frauen, damit ich hier endlich wegkommen würde. Zu Jonathan.

"Ich bin Olivia und ich kleide Sie heute ein. Sie können mich natürlich duzen, aber mir ist das eigentlich egal", sie lachte unsicher, "Ich freue mich ja so dich kennenzulernen- Oh tut mir leid, jetzt habe ich es selbst getan. Ich freue mich Sie kennenzu-"

Ich legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. "Olivia. Können wir bitte einfach anfangen?", sagte ich zwar höflich, aber auch etwas ungeduldig.

Sofort nickte sie. "Natürlich! Kommen Sie mit."

Ich folgte ihr und zusammen suchten wir mir ein paar Kleider heraus. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Stacie, bei der die Auswahl deutlich schwerer zu sein schien, aber da Olivia ein wirklich gutes Stilgefühl hatte und ich sie manchmal in die Schranken verwies, fanden wir schnell drei Kleider, die infrage kamen.

"Soll ich sie alle drei nocheinmal anprobieren?", fragte ich sie, doch ihre Antwort fiel negativ aus.

"Sie brauchen für morgen drei Kleider. Ein Kleid, was sie am Anfang tragen werden, ein Ersatzkleid und ein drittes, was sie später bei der finalen Entscheidung tragen werden", erklärte sie mir.

Ich verdrehte die Augen, nickte aber ergeben. "Meinetwegen. Heißt das, ich bin durch?"

Olivia nickte. "Sie können gehen und haben nun etwas Freizeit. Später werde ich Sie aus ihrem Zimmer abholen und dann gibt es eine Generalprobe."

Ich nickte und verschwand dann schnell. Hoffentlich war Jonathan in seinem Zimmer.

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