-einundneunzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Die Stunden bis zur Live Übertragung des finalen Berichts schlichen dahin, als wären sie auf dem Weg eingeschlafen. Zwar war überall Trubel und jeder hatte genug zu tun, dennoch konnte ich mich nicht so wirklich auf das Wesentliche konzentrieren, sondern dachte nur an eins: Wann es endlich vorbei war.

Es gab Momente in denen es mir tatsächlich egal war, wen Jonathan wählen würde oder ob er überhaupt eine von uns nahm.Im nächsten Moment hoffte ich inständig, dass er mich wählen würde, nur um mir dann sofort das Gegenteil zu wünschen. Ich konnte nur hoffen, dass meine Gefühle bei der Entscheidung genauso standen, wie er sich auch entscheiden würde, dann wäre alles gut.

Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanekn. Schnell blickte ich auf die Uhr und konnte erleichtert durchatmen. Ich hatte nicht auf einmal die Zeit vergessen, sondern hatte noch zwei Stunden bis zu der Übertragung. Zwei Stunden waren mehr als genug um mich komplett fertigt zu machen, auch wenn das natürlich nicht ich machen würde. Daran würde ich mich niemals gewöhnen. 

Moment mal, habe ich gerade gesagt, dass ich mich daran niemals gewöhnen werde? Wer sagt denn überhaupt, dass ich tatsächlich genommen werde? Da war es wieder, mein geliebtes Gefühlschaos.

Das einzige, was ich wusste, war, dass Jonathan auf keinen Fall Stacie wählen dürfte. Denn selbst wenn ich ihn möglicherweise nicht heiraten wollte, mochte ich ihn sehr und wünschte ihm nicht, dass er mit jemandem verheiratet wer, die ihn gar nicht liebte.

Hastig stand ich von meinem Bett auf und öffnete die Tür. Es waren niemand anders, als meine Zofen, mit meiner Mutter im Schlepptau. Ich lächelte sie warm an und umartme sie. Es war immer noch so unwirklich, dass sie tatsächlich hier war. Bei mir.

"Lady Dena, wir sind ziemlich spät dran!", sagte Lilian fast vorwurfsvoll und zog mich auf den Frisirstuhl, von meiner Mutter weg.

Ich verdrehte die Augen. "Lilian wir haben noch zwei Stunden Zeit, also wo liegt das Problem?"

"Das Problem ist, dass wir in eineinhalb Stunden ein Wunder bewirken müssen. Haben Sie mal in den Spiegel gesehen? Unter ihren Augen könnten Ufos landen!", sagte sie und obwohl ich wusste, dass sie nur scherzte - was übrigens ziemlich selten bei Lilian war -, warf ich rasch einen Blick in den Spiegel.

Grinsend blickte ich zu meiner Mum, die amüsiert dabei zusah, wie Fanny das Kleid in das Zimmer schaffte und Lilian währendessen sich daranmachte meine Haare zu machen. Gerade als ich mich wunderte, wo Olivia, meine Stylistin von gestern, blieb, öffnete sich die Tür erneut und sie trat herein.

"Ihr seid Zauberinnen, Lilian. Ich glaube, ein kleines Wunder ist da kein Problem oder?", fragte ich mit einem kleinen Lachen.

Aber leider war sie wieder ganz die alte Lilian. Zurückhaltend und sehr reserviert. Also redeten wir während der restlichen Schminkorgie nicht mehr viel miteinander. Stattdessen unterhielt ich mich mit meiner Mum. Sie erzählte mir viel von ihrer Vergangenheit und vor allem, wie das Gespräch mit der Königin - ich fand es immernoch seltsam, dass meine Mutter mit der Könign befreundet war - verlaufen war.

"Jetzt mal ganz ehrlich, Dena", sagte meine Mum, "Wie geht die Entscheidung heute aus? Im Fernsehen wird es zwar so rübergebracht, als wäre die Entscheidung völlig aus dem Bauch heraus und niemand außer dem Prinzen weiß vorher Bescheid, blablabla.. Aber eigentlich wissen vorher alle, wer es wird."

Ich biss mir auf die Unterlippe. "Dumme Antwort, aber ich habe wirklich keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, ob ich ja sagen würde, wenn er mich fragt. Ich mag Jonathan wirklich sehr gerne und vielleicht liebe ich ihn auch, aber ich weiß nicht ob ich so ein Leben als Königin will."

"Kling das jetzt zu kitschig, wenn ich sage, dass ich das gewusst und euch deswegen von dem allen hier ferngehalten habe?", fragte meine Mum und ich nickte lachend. "Defnitiv, aber du kannst es trotzdem sagen."

Sie grinste schief. "Ich möchte wirklich, dass du nur ja sagst, wenn du es auch aus vollem Herzen so meinst und wenn dir jetzt schon Zweifel kommen, ist es vielleicht einfach nicht das richtige für dich, Schätzchen."

Ich nickte nachdenklich und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Lilian mir einen Finger auf die Lippen legte. "Jetzt nicht reden, diese Lippen werden ein Meisterwerk."

Ich musste mich bemühen um ein Grinsen zu vermeiden, hielt aber komplett still, bis Lilian mir das Zeichen gab, dass ich mich wieder unterhalten konnte.

"Danke, Mum", sagte ich schlicht und lächelte sie aus vollem Herzen an.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit auf einmal verflogen war, denn Lilian war komplett fertig mit meinem Make-up und meinen Haaren und es war auf jeden Fall ein Wunder. Jetzt fehlte nur noch eins von diesen berühmten vorher/nachher Fotos und schon war alles perfekt.

"Wenn du jetzt in das Kleid steigst, musst du gut aufpassen, dass kein Make-up draufkommt, in Ordnung? Es darf nömlch weder das Kleid, noch dein Make-up ruiniert werden. In zwanzig Minuten beginnt die Live Sendung und eigentlich sollen die beiden Kandidatinnen spätestens in fünf Minuten da sein, also müssen wir wirklich einen Zahn zulegen", sagte Fanny ängstlich.

Sie und Olivia halfen mir so vorsichtig wie möglich in das wunderschöne Kleid zu steigen und passten dabei auf, dass meine Frisur nicht ruiniert wurde.

"Warum habe ich das Kleid nicht einfach schon vorher angezogen?", fragte ich genervt, aber schließlich bekamen wir es hin, dass ich in dem Kleid steckte.

Ich betrachtete mich nur für ein paar Sekunden im Spiegel, weil Lilian zum Aufbruch drängte, aber das reichte schon um vollkommen erstaunt zu sein. Egal wie Stacie jetzt aussehen würde, ich würde stolz behaupten können, dass ich mit iht mithalten konnte. Und das, obwohl ich sonst nicht mit meinem Aussehen angab, bzw. fand, dass es etwas zum Angeben gab.

Ich war keines der Mädchen, welche alles an sich selber bemängeln, aber defintiv auch keines derer, welche sich selbst die ganze Zeit loben. Ich war zufrieden mit mir und das war die Hauptsache.

Im Studio angekommen, sah ich Stacie schon mit einem Tonassistenten reden. Wahrscheinlich wollte sie, dass er besonders darauf achtete, dass sie gut zu hören war. Ich verdrehte die Augen und sah mich weiter um. Ich konnte Luke erkennen, der auch nachdem die Rebellen besiegt worden waren, seinen Job als Regisseur behalten hatte, da er einfach hervorragende Arbeit leistete. Ein kleines Lächeln meinerseits, ein kurzes Winken seinerseits. Mehr hatten wir uns in diesem Moment nicht zu sagen.

Denn jetzt ging es tatsächlich los. Dieser Moment würde über meine Zukunft entscheiden.

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