-sieben-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Gegenwart:

Ich trat durch die hohen Türen, die mich in einen großen Saal leiteten. Zu meiner Überraschung war er jedoch nicht komplett leer, wie ich es erwartet hatte, sondern laut und voll. Junge Mädchen, die ich noch nie gesehen hatte, unterhielten sich mit anderen Mädchen oder ihren Zofen, anderen Angestellten.. es verschuf den Eindruck eines friedlichen Lebens. Doch trotz dieser Illusion entging mir nicht die große Kamera in einer Ecke, die uns alle für den ersten Bericht filmten. Wahrscheinlich waren in jedem Blumentopf und jedem Kronleuchter noch mehr, falls eine von uns einen Anschlag plante..

Okay. Das ist wirklich mehr als lächerlich...

Bevor ich mich noch weiter umsehen konnte, trat eine hochgewachsene Frau mir seidigen braunen Haar und kirschroten Lippen ein Podium, welches in der Mitte des Raumes aufgebaut war. Sie trat an das Mikrofon und räusperte sich. Sofort verstummten alle Gespräche und zollten nun nur noch ihr ihre Aufmerksamkeit.
"Herzlich Willkommen im Palast von Iléa!", sagte sie feierlich und machte eine lange Atempause, um irgendwelche beeindruckten Gesichter zu sehen, erfolglos.

"Mein Name ist Raphaela und ich bin in diesen Wochen, während ihres Aufenthalts im Palast, ihre Ansprechpartnerin und gleichzeitig die Leiterin dieser Selection! Ich organisiere den gesamten Ablauf und bin für alles zuständig, was nicht ins Thema Unterricht oder in die Aufgaben der Zofen fällt. Unterricht, ja, sie haben richtig gehört. Sie werden hier in den Royal-Fächern unterrichtet in denen sie vieles lernen, wie Tischmanieren, Verhalten zu Hofe oder einen eleganten Knicks. Dies wird ihnen Lady Ziley beibringen, aber kommen wir erst einmal zu ihren Zofen. Jede Lady wird zusammen mit vier anderen ein Zimmer bewohnen, bis zur dritten Woche. Jedem Zimmer wurden außerdem zwei Zofen zugeteilt, aber wie gesagt, auch das wird sich in Woche drei ändern. Bitte stellen Sie sich nun in den Gruppen zusammen, die ich nun aufrufe!", Raphaela. Die Frau konnte wirklich ohne Punkt und Komma reden und dabei such noch aussehen, als ob sie gerade die Weltmeisterschaft gewonnen hätte: Jeden Satz sagte sie mit einer solchen Begeisterung, dass ich nicht anderes als die Augen verdrehen konnte.

"Lady Georgia van Couten, Lady Magaret Lipely, Lady Royana Sanchol...", Raphaela rief immer mehr Ladys auf, die sich zusammenstellen und mit ihren Zofen auf ihre Zimmer verschwanden. Und natürlich, wie erwartet, war ich eine der letzten fünf die noch im Raum standen.
"Lady Alarya Pimmalton, Lady Rosie-Annetté Manchéz, Lady Ray Hamilton, Lady Ismey de Largen und Lady Dena Caplan!", die Euphorie in ihrer Stimme war nach wie vor da. Ich sah mir die anderen Mädchen genauer an. Mit welchen Zicken würde ich wohl die erste Woche lang in einem Zimmer wohnen müssen? Denn länger würde ich es ganz sicher nicht schaffen hier zu bleiben.

Unsere Zofen stellten sich als Fanny und Lilian vor. Sie waren beide sehr reserviert und höflich, nicht zu persönlich und schon gar nicht humorvoll. Direkt als wir endlich vor der riesigen Tür standen und diese öffneten, stürmen Alarya und Rosie zu den Betten am Fenster. Die anderen drei Betten waren im Raum verteilt und ließen nicht viel Platz für je eine kleine Kommode pro Bett, aber immerhin etwas. Ich war gerade tu überwältigt, auch wenn ich es nicht zugeben wollte und stellte meine Tasche neben das einzige Bett, welches noch frei war.

"Wir lassen ihnen nun erst einmal eine Stunde Zeit sich kennenzulernen und einzuleben. Danach holen wir sie ab.", erklärte Lilian und schloss die Tür hinter sich und Fanny, ohne darauf zu achten, dass Rosie gerade fragte: "Wozu holen Sie uns ab?" Durften sie und etwa nicht sagen wozu? Oder hatten sie keine Lust Rosie zu antworten?

Okay zugegeben, hätte ich auch nicht. 

Obwohl ich Rosie gerade einmal ein paar Minuten kannte, mochte ich sie jetzt schon. Sie war die ganze Zeit am Strahlen und redete ununterbrochen, was zwar auch anstrengend war, aber sie auch unglaublich liebenswürdig wirken ließ. Es schien sie nicht zu stören, dass wir uns praktisch gar nicht kannten und erzählte von Gott und der Welt.

Alarya, die das Bett gegenüber von Rosies hatte, war einerseits das komplette Gegenteil von ihr, andererseits war sie ihr total ähnlich. Sie wirkte eher arrogant, als tollpatschig und machte sich, wie ich gemerkt hatte, gerne über Rosies Figur lustig. Insgesamt gefiel ihr wohl alles, was wir anderen falsch machten oder nicht wussten. Dennoch war sie mir mit einer Höflichkeit begegnet, welche ich wertschätzte. Im Gegensatz zu Rosie war sie gertenschlank und hatte blondes langes Haar.

Auch Ismey war definitiv eine Schönheit. Sie hatte saphierblaue Augen und schwarze glatte Haare, die ihrer zierlichen Figur sehr schmeichelten. Aber im Gegensatz zu Alarya gab sie damit nicht an, sondern lag lieber ruhig im Bett und las ein Buch oder arbeitete an ihren Stickerein. Sie war ein eher stiller Charakter, was ich persönlich ziemlich angenehm fand. Wenn sie dann aber doch etwas sagte, klang es wie eine Zen-Weisheit direkt aus dem Buche.

Und dann war da noch Ray. Die Unterschiede in unserem Zimmer hätten nicht größer sein können. Ray war mir von allen am sympathischsten. Sie konterte Alarya, wenn diese Rosie wegen ihres Aussehens ärgerte, half Ismey bei ihren Stickerein und unterhielt sich mit mir über ihr Lieblingsessen: Rotkohl. In dieser Stunde lernte ich wahrscheinlich mehr als ich in meinem ganzen Leben über Rotkohl erfahren hatte. Ray meinte, dass alle dem Rotkohl Unrecht taten und dass er eigentlich wunderbar schmeckte, wenn man ihn nur richtig zubereitete. Wir lachten zusammen, tauschten uns aus, sodass ich fast vergaß, dass ich mich eigentlich nicht freuen sollte hier zu sein.

Nach einer Stunde, die erstaunlich schnell verging, holten uns Fanny und Lilian wieder ab und geleiteten uns erneut in einen Saal. Dieser war komplett in rot gehalten. Rote Sessel, roter Boden,  rote Kronleuchter, rote Tische und so weiter.
"Was machen wir hier?", fragte Rosie neugierig, aber Fanny und Lilian antworteten nicht. Stattdessen entdeckten wir Raphaela, die das Wort ergriff.
"Stellt euch bitte in folgender Reihenfolge in einer Reihe auf!", rief sie und nannte alle Namen. Ich wurde relativ weit vorne aufgerufen, wahrscheinlich sortierten sie nach Namen. "Ihr werdet jetzt durch eine dieser Türen gehen, dort erwarten euch entweder die Königin, der König oder die Prinzessin mit denen ihr ein kurzes Gespräch führen werdet. Bitte geht danach durch die blaue oder die silberne Tür. Das dürft ihr selbst entscheiden, es sei denn die Hoheit sagen euch ihr sollt durch die rote Tür gehen. Was es mit diesen Türen auf sich hat, werdet ihr dann erfahren.."

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