-sechundzwanzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

"Pssschh", ich hielt Rosie den Mund zu, "Ich wette mit dir, dass hier Kameras sind. Als ob die uns hier alleine lassen würden. Sei bitte vorsichtig, ja?"

Sie lachte erneut, während sie einen schritt zurücktrat. "Ich bin immer vorsichtig. Bis später okay? Ich suche mal Colton."

Seufzend sah ich zu wie sie in der mittlerweile relativ dichten Menge von Ladies, Lords und Angestellten verschwand. Auch ich sah mich nach Jeremy um, konnte ihn aber nicht sofort finden, also blieb ich alleine stehen und wartete bis Lady Ziley und Raphaela anfangen würden.

Und das taten sie auch. Raphaela nahm wenige Momente später das Mikrofon und sah alle an. "Wie Sie wahrscheinlich schon bemerkt haben sind wir nur noch 31 Teilnehmerinnen, weil sowohl Prinzessin Kathleen als auch Lady Raven vom Casting ausgeschieden sind. Deswegen wird uns nur noch eine Lady vor dem Ball verlassen müssen", sie lächelte, als wäre es eine frohe Botschaft, dass Kathleen und Ray raus waren. Aber warum waren sie das überhaupt?

"Genau. Der Ball ist in drei Tagen, also strengt euch in den Tanzstunden besonders an, Ladies!", Lady Ziley beendete abrupt die Rede von Raphaela und schaltete die Musik an, "Beim dritten Takt geht es los!"

Hektisches Gemurmel war zu hören, anscheinend war ich nicht die einzige, die ihren Tanzpartner noch nicht hatte ausfindig machen können. Aber da wurde ich auch schon von hinten angetippt und mit blickte ein grinsender Jeremy entgegen. "Darf ich bitten, Mylady?"

Erleichtert ergriff ich seine ausgestreckte Hand und stellte mich in Position. "Du hast mich gerettet. Stell dir vor ich hätte dich nicht rechtzeitig gefunden, Lady Ziley hätte mir alle meine noch vorhandenen Punkte abgezogen. Sie hasst mich", flüsterte ich ihm zu.

Er fing ohne eine Vorwarnung an zu tanzen und brachte mich damit völlig aus dem Konzept. Ich stolperte, blieb an dem Kleid von dem Mädchen neben mir hängen und konnte nur noch ein lautes Ratsch hören, bevor ich dumpf auf dem Boden aufkam.

"Sie ist tot!", rief sofort eine hysterische Stimme.

"Wen kümmert sie? Mein Kleid ist ruiniert!", schrie die Lady, die neben mir getanzt hatte, "Das hat sie mit Absicht gemacht!"

"Habt ihr das?", natürlich. Das Kamerateam durfte auch nicht fehlen.

Ich spürte eine warme Hand an meiner Schulter und wurde auf den Rücken gedreht. Langsam öffnete ich die Augen und hielt mir meinen schmerzenden Kopf. Mehrere Augenpaare starrten auf mich herab, allen voran Jeremy, der direkt vor mir kniete.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er und hob meinen Kopf leicht an.

Ich nickte stumm, zuckte aber innerlich zusammen, als er meinen Hinterkopf berührte. Es tat höllisch weh, aber vor der Kamera und versammelter Manschaft würde ich wohl kaum anfangen zu weinen.

"Warum kümmert sich denn keiner um mich?", ich warf einen Seitenblick zu dir Lady, deren Kleid ich zerstört hatte. Es war eine Prinzessin wo viel stand fest, denn sonst wäre es mir aufgefallen, würde sie jeden Tag mit mir an einem Tisch sitzen.

"Das ist doch nur ein Kleid, Oana", versuchte ihre Freundin sie zu beruhigen, doch vergebens.

Alle redeten gleichzeitig auf mich ein, sodass ich weder verstehen konnte, was Oana antwortete, noch was Raphaela zu mir sagte. Ich konnte lediglich spüren, dass ich hochgezogen und aus dem Saal getragen wurde. Danach wurde alles schwarz.

Schloss, Iléa
Prinzessin Pricilla's Point of View:

Ich saß gelangweilt auf meinem Sessel. Mum und Dad waren immer noch mit der Befragung von Prinzessin Kathleen beschäftigt, Tante Grace hörte Lady Ray aus und Jonathan verbrachte seine zeit im Krankenflügel bei Lady Dena. Wahrscheinlich war er am Ende zu feige um dazubleiben, bis sie aufwachen würde, aber das war nicht mein Problem. Was allerdings mein Problem war, war dass ich jetzt niemandem hatte mit dem ich reden konnte.

Auf den Bildschirmen passierte so gut wie nichts. Der Ballsaal wurde gerade geputzt, im Speisesaal war weit und breit niemand zu sehen und auch auf allen anderen Monitoren herschieben tote Hose. Wahrscheinlich waren alle Ladies in ihren Zimmern und mussten sich von dem Schock erholen. Vor allem Oana, die immer noch um ihr tolles Kleid trauerte.

Was mich jedoch beschäftigte, war das was Lady Helen gesagt hatte. Sie liebte Jonathan nicht, sondern ihren Tanzparnter Lord Colton, der gleichzeitig bei uns als Wachmann arbeitete. Es verstieß gegen die Regeln. Eigentlich müsste ich sofort zu meinen Eltern rennen und ihnen alles petzen, aber ich wusste, dass diese ebenso wie ich nicht wollten, dass irgendjemand wegen seinen Gefühlen gefoltert wurde.

Trotzdem fragte ich mich ob ich mit ihnen darüber reden sollte oder nicht. Wenn ich es gar nicht erst erwähnte, würde ich sie damit nicht in Schwierigkeiten bringen, aber vielleicht würden sie dann denken, dass ich ihnen nicht vertraue. Puuuh.

"Mäuschen", mein Vater kam ins Zimmer, "Ist alles okay bei dir? Du siehst so nachdenklich aus."

Ich holte tief Luft und zwang mich zu einem Lächeln. "Natürlich, was sollte sein?"

Er runzelte die Stirn und setzte sich in einen Sessel vor mir. "Ich wollte dich eigentlich gerade holen wegen der Befragung, da wolltest du doch gerne dabei sein, oder?"

Ich nickte, erleichtert über den Themenwechsel und stand eilig auf, aber Dad bedeutete mir mich wieder zu setzen. Anscheinend hatten wir das Thema doch nicht gewechselt.

"Aber jetzt will ich erst mal hören was dich bedrückt. Was ist los, Schatz?", fragte er sanft und nahm meine Hand.

Irgendwie war es mir peinlich, dass er so besorgt war und es nicht einmal um mich ging. Trotzdem erzählte ich ihm die Wahrheit.

"Ich sollte ja von mum den Bildschirm überwachen.. ganz am Anfang waren direkt unter der Kamera zwei Ladies. Und sie haben sich darüber unterhalten, dass die eine nicht Jo sondern jemand anderen liebt. Ich wusste nicht, ob ich es euch sagen soll", murmelte ich.

Mein Dad atmete aus und lehnte sich zurück. "Es ist gut, dass du mir den Namen nicht gesagt hast. Wir werden sie bei der Entscheidung gehen lassen und so tun, als hätten wir nie etwas bemerkt."

Ich sah ihn an. Ich war nicht überrascht von seiner Reaktion, aber dennoch erleichtert. "Danke Dad."

Er küsste mich auf die Stirn und hielt mir eine Hand hin. "Nicht dafür."

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