-dreizehn-

3.6K 192 7
                                    

Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Gegenwart:

Ja, der Abstand zwischen Wand und Boden reichte nur noch knapp bis zu meinen schienbeinen. Ich vertraute Rosie und hoffte sehr, dass ich mit meiner Idee recht gehabt hatte.
Wenn nicht, dann eben nicht.

Mit etwas schwerem Atem kam ich in meinem Abteil zum stehen und sah gerade noch Rosies Schuhe verschwinden, dann traf die Wand auf den Boden und das Licht schaltete sich aus, nur um kurz darauf wieder anzugehen.

Eine seltsame Computerstimme erklang: "Aufgabe bestanden"

Ich atmete erleichtert auf, also hatten Rosie und ich recht gehabt. Aber was hatte es mit dem Namen 'Helen' auf sich? Mir blieb keine Zeit zum Überlegen, denn gleich darauf sprach wieder die stimme zu mir. "Schließe nun die Augen und warte, was passiert. Öffnest du auch nur einmal kurz die Augen, wirst du von der Prüfung ausgeschlossen."

Ich atmete tief ein und schloss die Augen. Sofort erklangen merkwürdige Geräusche, mal nah an meinem Ohr, mal schienen sie sehr weit entfernt zu sein. Manchmal dachte ich etwas an meinem Arm zu spüren, aber ich versuchte ruhig zu bleiben. Auch als etwas über mich krabbelte, zwang ich mich dazu nicht die Augen zu öffnen.

"Was ist die wichtigste Eigenschaft einer Prinzessin?"

Ich öffnete immer noch nicht die Augen. "Eine Prinzessin bewahrt immer ihre Würde, schreit nicht, wird nicht hysterisch, verbirgt immer ihre Gefühle. Sie muss nach außen hin perfekt wirken, egal was in ihr drin passiert", sagte ich fest. Mein Vater hatte mir das oft als Kind erzählt, da er immer behauptet hatte, ich wäre eine Prinzessin und wollte damit bezwecken, dass ich meiner mum nicht auf die Nerven ging. Es hatte geklappt, ich dachte immer, es wäre unter meiner Würde mich über irgendetwas aufzuregen.

"Aufgabe bestanden", ich war mir nicht sicher, ob die Aufgabe in der Frage oder dem Augen schließen bestand, aber froh, dass ich sie bestanden hatte.

Ich wartete gebannt, was passieren würde und schon geschah etwas. Eine Tür erschien an einer Seite des, nun viel kleineren Raumes. Vielleicht war sie auch die ganze Zeit schon dort gewesen, aber erst jetzt konnte ich sie erkennen.

"Laufe weiter", erklang erneut die Stimme.

Eilig lief ich auf sie zu, öffnete sie und betrat den neuen Raum. Ein Blick nach links verriet mir, dass ich weder mit Rosie noch mit Ray im gleichen Raum war. Ab nun mussten wir die Aufgaben alleine bewältigen.

"Entscheide dich", der Raum wurde hell, sodass ich mir erst einmal die Augen zuhalten musste, bis sie sich daran gewöhnt hatten.

Dann öffnete ich sie und wurde stocksteif. Vor mir an einem Tisch saß er. Jus. Mein Exfreund.
"Hallo Dena", ein lächeln zierte seine Lippen.

"Du.. was tust du hier?", hauchte ich entsetzt und konnte nicht anders, als ihn unverwandt anzustarren. 

"Ich, warte ich zitiere, helfe lediglich dabei dich zu prüfen", erwiderte Jus gelassen und stützte dabei seine Ellenbogen auf dem Tisch auf, "Wir werden sehen, wofür du dich entscheiden wirst."

"Entscheiden?", fragte ich verwirrt, "Was muss ich entscheiden?"

Jus zuckte nur mit den Schultern. "Das kann ich dir leider nicht sagen, Dena, aber jetzt schon mal viel Glück."

Dann ging das Licht wieder aus.

Schloss, Iléa
Ray's Point of View:

Gegenwart:

"Ray, ich habe Angst", zwei große, blaue Augen blickten mich an, Augen, die meiner kleinen Schwester gehörten und für die ich alles tun würde.

"Das musst du nicht, kleine", beruhigte ich sie, "Du weißt, ich würde nie zulassen, dass sie dir wehtun."

"Sie sagen, du musst dich entscheiden. Wozwischen musst du dich entscheiden, Ray?", fragte sie und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.

"Ich weiß es nicht, Mila", sagte ich wahrheitsgemäß, "Das werden wir gleich herausfinden."

Sie nickte unsicher und dann ging auch schon das Licht aus. Ich hörte nichts von meiner Schwester, was mich beunruhigte. Normalerweise hatte sie totale Angst vor Dunkelheit.

"Um diesen Raum zu durchqueren musst du dich entscheiden. Nimmst du die weiße Tür, wird dieser Raum explodieren. Nimmst du die schwarze Tür, passiert nichts", die stimme, Mandy wie ich sie nannte, sprach in Rätseln. Das würde heißen, ich müsste meine Schwester mitnehmen. Aber wohin? Was verbirgt sich hinter der weißen Tür?

"Entscheide dich jetzt"

Meine Entscheidung stand fest. Ich würde meine Schwester auf keinen Fall hier alleine lassen, egal was hinter der Tür sein würde. "Weiß."

Das Licht ging wieder an und meine kleine Schwester kam sofort zu mir gelaufen. "Was passiert jetzt, Ray?"

"Wir gehen, Engel", sagte ich und versuchte zu lächeln, "Alles wird gut."

"Wirklich?"

"Ja."

Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Gegenwart:

"Warum bin ich nur durch die schwarze Tür gegangen? Ach ja, weil ich zu stur war, um es zehn Minuten mit meinem Ex auszuhalten. Super", murmelte ich zu mir selbst.

Ich hatte mich für die schwarze Tür entschieden, was sich als Fehler auswies. Ich stand in einem Raum voller Frösche. Nach meinem spitzen Schrei waren sie auch alle auf mich aufmerksam geworden. Warum hatte ich bei Ängste auf dem Anmeldeformular nur die Wahrheit gesagt? Bzw. meine kleine Schwester hatte es getan.

Und nun hielt ich mir die Augen zu und versuchte durch einen Raum voller Frösche blind hindurchzukommen, ohne dass ich auf einen drauftrat. Sehr guter Plan, Dena, wirklich. Eine Prinzessin bewahrt Würde.

"Dena Caplan, bitte sofort zum Ausgang kommen. Aufgabe abgebrochen", die Computerstimme ließ mich innehalten. Ängstlich öffnete ich die Augen und sah, dass um mich herum gar keine Frösche waren. Wo waren die alle hin?

"Miss Caplan?", aus der Seite des Raumes tat sich eine Tür auf und zwei wachmänner traten ein, "Ihr Gast macht Probleme, würden Sie und bitte begleiten?"

Ich sah ihn verdattert an, folgte dem Soldaten aber in einen kleinen Raum, der sich als der Raum, wo ich mit Jus gesprochen hatte, auswies. "Wir mussten Jus Lancaster leider dem Hause verweisen, wenn sie Einsprüche haben, kommen sie bitte mit."

Ich schüttelte schnell den Kopf. "Ich habe nichts dagegen einzuwenden", erklärte ich schnell, "Aber was ist mit der Prüfung? Ich war noch nicht fertig."

"Das war die vorletzte Aufgabe, machen Sie sich keine Sorgen. Zwei Aufgaben nicht zu schaffen, ist kein Problem", sagte einer der beiden Wachmänner.

"Ich hätte es aber geschafft!", meinte ich trotzig.

"Eine Prinzessin bewahrt Würde, Lady Dena", eine elegante Gestalt löste sich aus dem Schatten und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Jus gesessen hatte, "Setzen Sie sich doch bitte, ich denke ein kleines Gespräch wäre interessant."

Die Königin wollte mit mir sprechen.

Star Selection - never give up 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt