Schloss, Iléa
Dena's Point of View:"Du siehst toll aus, Dena", Ray stand neben mir und lächelte. Sie sah in ihrem hellblauen Kleid fast schüchtern und zurückhaltend aus, was von ihrem sanften Gesichtsausdruck noch unterstützt wurde.
Ich wusste, dass sie das ehrlich meinte. Sie scherzte nicht oder zog mich mit irgendetwas auf, sie meinte es wirklich ernst. "Danke", sagte ich leise.
"Dena, ich muss dir etwas sagen. Etwas wirklich wichtiges. Aber noch wichtiger ist es, dass du es in jedem Fall für dich behälst", auf einmal wirkte Rays Stimme eindringlich und sehr ernst.
"Natürlich", erwiderte ich leichthin. Ich sah Ray als meine beste Freundin hier an, sie konnte mir vertrauen. Ich war gut im Geheimnisse bewahren. Aber trotzdem hatte ich etwas Angst davor, was sie mir sagen würde.
"Nein nein, du verstehst nicht", sie schüttelte energisch den Kopf, "Du musst mir versprechen, dass du mich anhören wirst, egal was jetzt kommt. Stell dir das schlimmste vor, was ich dir jetzt sagen könnte und sei dir sicher, dass du bleiben würdest und mich anhören würdest."
Allmählich runzelte ich die Stirn. Was war nur so schlimm, dass ich mir das schlimmste, was passieren konnte, vorstellen musste? War meiner Familie etwa passiert? Was hatte Ray damit zu tun? Ich nickte langsam und wappnete mich für ihre folgenden Worte.
Ray holte tief Luft und nickte ebenfalls. "Ich wurde letztens, als du zu Kathleen befragt wurdest, auch befragt. Ich wollte nichts sagen, also drohten sie mir, dass sie dann von dem Schlimmsten ausgehen müssten. Ich fragte was das Schlimmste sei, obwohl ich die Antwort schon kannte, und ich habe trotzdem nichts gesagt."
Ich runzelte die Stirn. "Was war das Schlimmste?"
"Verrat an die Krone Iléas", sagte Ray verächtlich, "Genau das hat König Daemon gesagt und ich habe geschwiegen. Denn es gab nichts, was ich hätte abstreiten können. Sie wussten es, wollen es aber bis heute nicht wahrhaben."
"Wovon redest du, Ray?", fragte ich mit leicht zittriger Stimme.
"Sie nahmen mich und meinen Vater fest. Das war an dem Tag, an dem Adria gesagt hatte, dass Dad hier sei und Kathleen abgehauen ist. Es ist alles viel zu auffällig, selbst ein blindes Huhn würde die Tatsachen erkennen. Warum sollte Kathleen weglaufen? Warum sollte ich mich so verhalten?", sie schüttelte den Kopf, "Es stellte sich dann heraus, dass der Mann mit dem ich festgenommen worden war, gar nicht mein Vater war. Ich war erleichtert und habe mir zusammen mit Kathleen eine Ausrede überlegt. Wir sind da rausgekommen, müssen uns jetzt aber unauffällig verhalten."
"Warum erzählst du mir das, Ray? Was willst du mir damit sagen?", meine Stimme brach ab und ich wich einen Schritt zurück.
"Du weißt es, Dena", erwiderte sie, "Wir sind Rebellen."
Mein Atem stockte, ich konnte meine Ohren nicht trauen. Vor meinen Augen tanzten schwarze Punkte und der Raum schien sich zu drehen, sodass ich mich abstützen musste. Rebellen. Immer wieder schoss dieses Wort durch meinen Kopf. Ich wich noch ein paar Schritte zurück und krallte mich an den Türgriff hinter mir.
"Du hast versprochen mich anzuhören", Ray sah mich fast flehend, aber auch warnend an.
Ich konnte mich nicht mehr auf ihre Stimme konzentrieren, sondern drehte mich schnell um und rannte aus dem Zimmer. Ich lief den langen Flur entlang, hastete die Treppe hinunter und am Speisesaal vorbei. Ich konnte da jetzt nicht auftauchen.
Nicht, wenn Ray auch dort sein würde. Und Kathleen. Jetzt ergab alles einen Sinn. Die beiden mussten zusammen arbeiten, auch wenn sie sich nicht mochten.Ich hatte keine Ahnung wo ich eigentlich hinlief, aber mein Kopf schrie einfach nur weg. Ich bog um mehrere Ecken und lief endlos lange Flure entlang, bis ich plötzlich in jemanden hineinrannte.
"Huch", eine großgewachsene Frau blickte zu mir herab und strich sich das Kleid glatt, "Sie haben es aber eilig, junge Lady."
"Entschuldigen Sie Ma'am", ich wurde augenblicklich rot und blickte auf den Boden. Jetzt erst bemerkte ich, wie schnell ich atmete. So lange sprinten war schon anstrengend.
"Sind Sie eine der Ladys für meinen Enkelsohn?", fragte die Frau und sah mich mit einem sanften Lächeln an.
Überrascht erwiderte ich ihren Blick. "Der Prinz ist ihr Enkel?", fragte ich fast entsetzt.
Ich hatte gerade die ehemalige Königin umgerannt, die weder wie eine Königin, noch wie eine Großmutter aussah. Sie hatte zwar ein paar Falten, sah aber keineswegs alt oder gebrechlich aus. Sie konnte höchstens Ende 50 sein.
"Königin Saliah?", fragte ich erstaunt.
Ihre Mundwinkel hoben sich. "Exkönigin, wenn man es genau nimmt. Meine Schwiegertochter macht ihren Posten sehr gut, finden Sie nicht auch? Das Volk liebt sie."
Ich nickte zustimmend. Königin Camillia war das perfekte Vorbild und eine wundervolle Königin, allerdings kannte ich auch keine Königin, die dies nicht war. "Mir wurde viel von Ihnen erzählt, Sie sind sicher wegen der Party ihrer Enkelin hier, nicht wahr?"
"Das stimmt. Kastúr und ich sind erst vor ein paar Stunden angereist. Ich war eigentlich gerade auf dem Weg zum Abendessen. Sie sehen so aus, als müssten Sie auch dort hin", sie musterte mein Kleid und lächelte dann.
"Ich muss eigentlich ja", gab ich zu, "Aber ich wollte genau das vermeiden."
"Das hört sich nach einer längeren Geschichte an. Fassen Sie sich kurz oder wollen wir uns setzen? Mein Arzt sagt, ich soll nicht so lange stehen, wenn es sich nicht vermeiden lässt", ich musste über ihre direkte Art lächeln und entschied mich für die kurze Fassung. Ich konnte einer Adeligen auf keinen Fall erzählen, dass jemand, den ich kannte, eine Rebellin war. Also erzählte ich bloß, dass ich Streit mit jemandem hatte.
"Egal, was du getan hast oder deine Freundin, ihr werdet euch wieder vertragen, wenn es so sein soll. Alles hat seinen Grund, Dena."
"Sie kennen meinen Namen", stellte ich mit runzelnder Stirn fest.
"Mist, Tarnung aufgeflogen. Wir sind beide nicht ehrlich zueinander, du kannst es nur besser verstecken. Ich erzähle dir ein anderes mal, woher ich deinen Namen kenne, In Ordnung?", sie lächelte mild und irgendwie wissend. Sie hatte wohl bemerkt, dass ich nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
"In Ordnung", erwiderte ich also und ließ mich von ihr dazu überreden mit zum Abendessen zu kommen.
Das verlief ohne weitere Vorkommnisse. Ray sah die ganze Zeit zu mir herüber und versuchte Blickkontakt aufzubauen, aber ich mied sie und bleib extra lange sitzen und unterhielt mich mit Bethany. Eigentlich wäre ich in mein Zimmer geflüchtet, aber der Nachteil war, dass das ebenso Rays Zimmer war. Leider konnte ich ihr in unserem Zimmer nicht aus dem Weg gehen, also redete ich so lange wie möglich mit Bethany.
"Du bist eben mit Prinzessin Saliah reingekommen", stellte sie misstrauisch fest.
Eigentlich konnte ich überrascht sein, dass es sie interessierte, denn für Gewöhnlich redete sie nur über sich und Jonathan. Aber ich war es nicht.
Ich nickte nur. "Wir sind uns auf dem Weg begegnet und sie hat mir die Tür aufgehalten, nichts weiter."
Sie schien mir diese einfache Lüge abzukaufen. Was hatte sie auch für eine andere Wahl? Danach verfielen wir wieder in ein Gespräch über Jonathans Augen, über sein Lieblingsessen und über seine weichen Lippen. Wobei 80% des Gespräches an sie gingen und ich den restlichen Teil dazu beisteuerte indem ich 'hm' oder 'ja' sagte.
Danach ging ich auch auf mein Zimmer, ohne darüber nachzudenken was mich dort erwarten würde..
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Star Selection - never give up 2
FanfictionJonathan von Iléa. Jung, gutaussehend, charmant. Doch vor allem eins: Verzweifelt eine passende Ehefrau und damit Königin an seiner Seite zu finden. Doch zu dieser Selection werden neben 10 Mädchen aus Iléa weitere 25 adelige Ladys aus umliegenden...