-neunundsechzig-

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Lancester, Iléa
Dena's Point of View:

"Wenn der Feind unbesiegbar ist, muß er sich eben selbst besiegen", sagte ich in die Runde und lächelte teuflisch.

Nachdem die Königin mir mehrere Stunden von meinen Eltern und deren Geschichte erzählt hatte, hatte sie alle zusammen gerufen um zu beraten, was als nächstes zu tun war. Denn anders als Soraya, war die der festen Überzeugung, dass wir etwas unternehmen müssten und nicht nur rumsitzen durften.

Nun sahen mich alle an und die Königin nickte langsam. "Natürlich. Das ergibt Sinn. Denn momentan sind die Rebellen uns rein körperlich ziemlich überlegen, dennoch gibt es innerhalb von Ihnen Unstimmigkeiten. Jedes System hat ihre Schwachstellen, wie sich herausgestellt hat."

Verwirrt sah Ann zu uns. "Und das soll heißen?"

"Wir müssen sie selber gegeneinander aufbringen und sie so schwächen. Dann brauchen wir lediglich den richtigen Moment abwarten und schon sind die Rebellen besiegt. Wir müssen es nur schlau anstellen", erklärte ich ruhig.

Soraya wiegte den Kopf hin und her. "Tut mir leid, aber ich denke nicht, dass wir etwas gegen eine riesige Gruppe von Rebellen ausrichten können. Selbst wenn es in ihrem Inneren Unruhen gibt. Trotzdem ist es eine Organisation, die nicht erst seit einem Jahr besteht und funktioniert."

Sarah nickte. "Da muss ich Soraya zustimmen. Es ist viel zu riskant. Wie wollt ihr das überhaupt anstellen? Ohne einen genauen Plan, wo niemandem etwas passieren kann, werde ich keinen Fuß aus diesem Haus setzen."

Ich nickte. "Klar, kann ich verstehen, aber es wird niemandem etwas passieren, Sarah. Wir haben zwar keinen Jus mehr, der uns als Informationsquelle dienen könnte, aber dafür gibt es andere Spione unter den Rebellen. Die Königin hat mir alles erzählt. Was die Rebellen können, können wir schon lange."

Ann grinste. "Das finde ich gut. Wir drehen den Spieß um."

Die Königin nickte lächelnd. "Genau so ist es. Durch Informanten habe ich erfahren, dass besonders der Anführer der Rebellen in Kritik steht und es mehrere potenzielle neue gibt. Wir müssen sie nur dazu bringen diesen Streit auszuweiten und schon sind sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie sich um uns kümmern könnten."

"Rays Dad", murmelte ich.

"Ja, das stimmt. Der Vater von Raven ist der Anführer der Rebellen. Ich kenne ihn nicht besonders gut, aber ich denke es gibt durchaus schlimmere Leute unter den Rebellen, die auf keinen Fall an die Macht kommen dürfen", erklärte die Königin, "Das liegt wahrscheinlich daran, dass er eine Familie hat. Eine Schwachstelle ist immer schlecht für einen Anführer."

John sah zur Königin. "Bist du dir sicher, dass die Rebellen sich selbst zerstören könnten? Stell dir vor damals wäre deine Mutter nicht deine Mutter gewesen. Ich bin mir nicht sicher, was passiert wäre."

Sie legte John mit einem kleinen Seufzer eine Hand auf den Arm. "Wir können nur glücklich darüber sein, dass sie es ist. Ich hoffe nur ihr geht es gut."

Ich war mir nicht sicher ob ich mich irrte, aber Soraya warf der Königin einen eifersüchtigen Blick zu, als John ihre liebevolle Geste erwiderte. Meines Wissens nach hatte sie dazu auch allen Grund. Immerhin waren die beiden damals fast zusammengekommen. Jedenfalls wenn es nach John gegangen wäre.

"Sie kennt sich doch auf diesem Gebiet aus. Sie wird sich schon nicht so leicht unterkriegen lassen", sagte John beruhigend und lächelte sie an.

Ich räusperte mich leicht und sah alle anderen an. "Also, was ist. Seid ihr dabei?"

Soraya schüttelte entschieden den Kopf. "Nein. Tut mir leid, Dena, aber das hier ist nicht mein Kampf. Und ich werde ihn nicht für jemanden ausfechten, der es nicht verdient hat."

Ich schnappte nach Luft. Ich hatte zwar gewusst, dass sie und die Königsfamilie zerstritten waren, aber soetwas zu sagen, während die Königin ihr gegenüber saß, war ziemlich taktlos. Jedenfalls machte sie damit ihre Position klar.

Erwartungsvoll sah ich zu John und auch Sorayas Blick lag auf ihm. Als wollte sie ihn damit vor eine Entscheidung stellen. Sie oder ich.

"Ich helfe, wo ich kann", sagte John nach kurzem Überlegen und ignorierte den enttäuschten Blick von seiner Frau. Ich wusste nicht recht ob ich mich freuen sollte, denn ich wollte auf keinen Fall Grund für Streit zwischen den beiden sein.

"Ich auch, auf jeden Fall", sagte Ann lächelnd und stieß ihre Schwester erwartungsvoll an. Diese nickte ebenfalls. "Lass es mich nicht bereuen, Dena."

Somit hatten wir schon einmal drei Leute im Boot. Fragend sah ich zu Marylin, aber sie schüttelte wie erwartet den Kopf. "Ein wenig seriöser und ich hätte euch beinahe abgekauft, dass ihr nicht alle dabei draufgehen werdet."

Ich verdrehte die Augen. "Sagst du das jetzt, weil du mich nicht ausstehen kannst oder weil du wirklich Schiss hast?"

Sie funkelte mich wütend an. "Ich habe keinen Schiss, sondern gesunden Menschenverstand. Den hast du ja aber schon vor Jahren verloren."

"Das reicht, Marylin", sagte ihr Vater sanft, aber ernst.

"Was reicht, Dad? Deine Liebe und Loyalität zu uns jedenfalls nicht, sonst würdest du Mum und mich nicht so hintergehen. Wie kannst du nur? Du ziehst irgendwelche dahergekommenen Lügner uns vor!", schrie Marylin ihn aufgebracht an.

"Das hat nichts miteinander zu tun!", sagte er laut, "Ich ziehe niemandem irgendjemandem vor, sondern tue das, was ich für richtig halte. Ich liebe euch beiden, aber ich muss das tun, was sich richtig anfühlt."

Die Königin hatte die ganze Zeit wie wir anderen geschwiegen, meldete sich jedoch nun zu Wort. "Dein Vater ist eine der loyalsten Personen, die ich kenne. Er wird uns nur helfen und dann natürlich wieder zu euch zurückkommen. Ich akzeptiere alle Entscheidungen, egal wie sie ausfallen und freue mich natürlich, dass John und helfen möchte."

"Sie-", fing Marylin wütend an, aber Soraya gebot ihr Einhalt.

"Geh nur, John. Wir akzeptieren auch alle Entscheidungen, nicht wahr, Mary?", sie sah ihre Tochter mahnend an, obwohl man auch auf ihrem Gesicht etwas Gequältes erkennen konnte.

Marylin stand wortlos auf und verschwand mit lautem Stampfen aus dem Zimmer. Es mochte kindisch rüberkommen, aber ich verstand sie. Ich war mir nicht sicher, wie ich reagieren würde, wenn mein Vater mich und meine Mum verlassen hätte. Selbst wenn es nur für eine kurze Zeit war.

"Dann sind wir uns ja einig. Gib Marylin einen Kuss von mir", John nahm die Hand seiner Frau und lächelte sie an, während er aufstand, "Wir müssen los."

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