Extrakapitel

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Falls einige nicht wissen, was ein Extrakapitel ist: Es ist keine Fortsetzung dieser Geschichte, sondern erzählt einen Teil noch einmal genau so nur aus der Sicht einer anderen Person. In diesem Fall wird es Jus sein. Vielleicht mögen ihn manche von euch ja dadurch lieber, vielleicht hassen sie ihn umso mehr. Lest selbst.
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Schloss, Iléa
Jus' Point of View:

Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Sie küsste mich. Aus freien Stücken. Sehnsucht und Liebe prallten in diesem Moment aufeinander. Ich hatte ihre weichen Lippen so sehr vermisst, warum hatte dieser Moment nicht wann anders stattfinden können? Warum jetzt, wenn ich eigentlich ihr Feind war?

Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie immer fester und verlangender, bis wir beide irgendwann nach Luft schnappen mussten und sie sich schließlich von mir löste.

"Wir müssen vorsichtig sein", flüsterte sie leise. Fast hätte ich aufgelacht. Sie hatte Recht, wir standen gerade in einem Raum in den jederzeit jemand hereinplatzen könnte, der uns umbringen wollte. Wir mussten wirklich vorsichtig sein.

Ich nickte leicht außer Atem. "Auf diesen Moment habe ich schon so lange gewartet"

Sie ächelte leicht. "Ich auch", sagte sie und nahm dabei meine Hand. Mein Herz schmolz dahin. Es fühlte sich so unwirklich an, dass sie mich liebte. Sie liebte mich doch, oder?

"Ich liebe dich", sagte ich leise.

Gerade wollte sie antworten, da wurde die Tür aufgerissen und wir fuhren auseinander.
"Hände hoch und an die Wand da", erklang die Stimme von einem hochgewachsenen Mann, der um die 60 war. Trotzdem sah er keineswegs ungefährlich aus.

Langsam nahm ich die Hände hoch. Irgendwoher kannte ich diesen Mann.

"König Madson", sagte Dena in diesem Moment erleichtert und ich zuckte automatisch zusammen. Was für sie eine Erleichterung war, war für mich mein Todesurteil. Wir standen auf anderen Seiten und das wurde jetzt nur allzu deutlich.

"Sind Sie nicht..", verwirrt sah König Madson Dena an, "Ich habe Sie auf dem Ball gesehen.. Aber das heißt noch lange nicht, dass Sie keine Rebellin sind. Lady Ray und Lady Kathleen sind schließlich auch welche."

Und ich, fügte ich in Gedanken hinzu.

"Ich bin keine Rebellin!", rief Dena entsetzt, was mir einen Stich ins Herz verpasste. Sie sprach das Wort so aus, als wäre es eine Schande eine Rebellin zu sein. Ich konnte verstehen, dass sie so dachte, aber trotzdem tat es weh. Sie und nahm auf einmal meine Hand und fügte noch hinzu: "Wir beide sind vor den Rebellen geflohen."

Überrascht sah ich sie an. Sie log für mich, um mich zu beschützen. Ihr Blick sagte mir, dass das die Antwort auf meine Liebeserklärung war. Sie liebte mich auch.

"Ja genau, ich sehe doch sein Zeichen. Er ist definitiv einer von Ihnen. Und weil Sie lügen, sind Sie es wahrscheinlich auch. Ich sagte Hände hoch!", rief der König angespannt und kam langsam näher.

"Er hat sich nur als Rebell ausgegeben um mich zu retten. Er war von Anfang an gegen sie. Nicht wahr, Jus?", Dena sah mich hoffnungsvoll an.

Ich rang mit mir. Ihre wunderschönen, braunen Augen flehten mich regelrecht an zu lügen, aber wollte ich das? Irgendwann würde diese Lüge auffliegen. Ich konnte nicht lügen, auch wenn Dena mich bat.

Also schüttelte ich leicht den Kopf. "Bringen Sie mich ruhig um. Sie ist unschuldig. Ich wollte sie wirklich befreien, aber das entschuldigt nicht, dass ich bei den Rebellen bin und ihre Absichten für gut heiße. Wir haben keine Beweise, also bringen Sie mich um, aber lassen Sie sie am leben."

"Jus!", rief Dena entsetzt und griff wieder nach meiner Hand, "Hör auf soetwas zu sagen! Du meintest das doch nur gut!"

Ich schüttelte den Kopf. Wenn sie nur wüsste.. "Woher willst du das wissen, Dena? Du weißt nur, was ich dir erzählt habe. Ich habe wirklich an die Rebellen geglaubt, bis ich dich gesehen habe. Es war, als hätten sich alle Schalter umgelegt. Aber das entschuldigt nichts."

Dena schienen meine Worte nicht zu kümmern, also sah sie wieder mit einem flehenden Blick zu dem König. "Bitte, verschonen Sie ihn! Sie können uns gerne fesseln, wenn Sie uns nicht glauben, aber töten Sie uns nicht. Wir sind keine Rebellen. Beide nicht."

"Das dauert mir hier alles zu lange. Ich vertraue dir, Mädchen, aber wehe ich werde es bereuen", Madson ließ die Waffe sinken und warf mir einen warnenden Blick zu, der ganz deutlich sagte, dass er mir nicht vertraute. Das würde ich an seiner Stelle auch nicht.

"Wie konnten Sie entkommen?", fragte Dena ihn, nachdem sie erleichtert aufgeatmet hatte.

Das fragte ich mich allerdings auch. Wie konnte der König entkommen? Die Königsfamilie wurde am strengsten bewacht und ich hätte mitbekommen, wenn jemand von unseren Leuten getötet worden war.

"Ich bin zwar alt, aber das heißt noch lange nicht, dass ich schwach und dumm bin. Als König weiß man sich zu verteidigen. Mein Schwiegersohn wird auch zu 100% Sicherheit schon lange nicht mehr in diesem kleinen Raum hocken. Er war schon immer gerissen", bei dem Gedanken fing Madson an zu lächeln.

Ich runzelte die Stirn. Das beantwortete nicht, wie genau er entkommen war, aber ich fragte nicht weiter nach.

"Und was machen wir jetzt?", fragte Dena.

"Das solltest du deinen Freund da fragen, er sollte wissen was zu tun ist", antwortete Madson und nickte mit dem Kinn zu mir.
Dena sah mich abwartend an.

"Nun ja, wir könnten zuerst einmal die Angestellten befreien. Die komplette Bewachung ist auf alle, die auf dem Ball waren und die Wachmänner konzentriert, um die ganzen Bediensteten zu befreien, brauchen wir lediglich einen Schlüssel und den kann ich leicht bekommen. Aus dem Schloss rauszukommem ist beinahe unmöglich, also sollten wir sie von innen besiegen", sagte ich.

"Und was bringt uns ein Haufen Angestellte? Die machen nur Lärm, heulen rum und können ganz sicher nicht kämpfen", erwiderte Madson.

"Die kennen sich immerhin besser im Schloss aus, als wir. Die meisten leben hier schon ihr ganzes Leben, habe ich gehört", warf Dena ein.

Auf diesen Gedanken war ich noch nicht gekommen, aber ich musste jetzt so tun, als hätte ich das schon bedacht, sonst würde Dena mich für schwach halten.

Ich nickte. "Einmal das und außerdem haben die meisten Stallburschen, Dienstmädchen und Köche mehr drauf, als man so denkt. Ein paar könnten vielleicht so tun, als würden sie auf Befehl des Bosses befreit worden und können so irgendwie aus dem Schloss entkommen um Hilfe zu holen."

"Von wem willst du Hilfe holen, Junge?", fragte Madson, "Das Volk darf hiervon auf keinen Fall erfahren, das wird nur Unruhen geben. Es muss so wirken, als wäre das Königshaus unantastbar."

"Das wäre dann wohl ihre Aufgabe, Majestät. Wie wäre es, wenn sie mal ihre königlichen Kontakte anzapfen?", erwiderte ich spöttisch und klopfte mir dafür innerlich auf die Schulter.

Ich musste ein grinsen unterdrücken. "Also, was müssen wir tun, Jus?", fragte Dena mich abwartend.

"Ich werde so tun, als würde ich dich zum Boss bringen und auf dem Weg gehen wir bei der Zentrale vorbei, von dort bekommen wir den Schlüssel. Dann befreien wir die Bediensteten und König Madson wird am besten mit den Pferden aus dem Stall und ein paar Stallburschen fliehen. Wie lange würde es nach Frankreich dauern?", fragte ich den König.

"Fast zwei Tagesritte. Das reicht nicht. Es muss etwas näheres geben", antwortete König Madson, "Lass mich überlegen.. Jéla! Ich bin gut mit der Königin befreundet und wenn ich ein schnelles Pferd habe, bin ich in ein paar Stunden dort. Schafft ihr das hier solange?"

"Wir müssen es versuchen", sagte ich fest.

"Dann los", erwiderte Dena.

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