Schloss, Iléa
Dena's Point of View:Gegenwart:
Wird mich da draußen das halbe Königshaus erwarten oder was?
Ich atmete erleichtert auf, als ich mich umsah. Immer noch panisch die Hand von dem Diener umklammernd, beobachtete ich, wie auch viele andere Kutschen aufgingen und hübsche Ladys herausstiegen. Niemand schenkte mir besonders große Aufmerksamkeit. Hastig ließ ich die Hand von Marley, so hieß der Diener, los und strich mein Kleid glatt. Aus den Augenwinkeln konnte ich die vielen wunderschönen Mädchen in ihren knalligen Ballkleidern erkennen, wogegen sogar Neyla's ein Witz war. Man sagt ja eigentlich, dass man entweder Spitze, Rüschen oder Tüll nehmen sollte, aber bei fast allen von ihnen konnte ich alle drei Stoffarten erkennen und überall waren Pailletten und Perlen aufgestickt.
"Miss?", Marley riss mich aus meinen Gedanken und sah vor allem mich an, meine Schwestern waren zu sehr damit beschäftigt sich umzusehen. Nicht, dass es mich nicht fasziniert hätte, wie schön hier alles war, aber ich versuchte möglichst unbeeindruckt zu wirken. Warum auch immer. "Folgen Sie mir bitte in die Empfangshalle", bat Marley und schritt würdevoll in Richtung des Schlosses. Neyla lief ihm eilig hinterher, während Prue gar nicht mitbekam, dass sie Marley folgen sollte. Ich zog sie schließlich am Ärmel mit mir, damit sie sich endlich von dem Anblick losreißen konnte.
"Sie werden sogleich ihren beiden Zofen zugeteilt und ihre werten Schwestern dürfen schon ihre Gemächer beziehen. Ich werde sie dorthin führen, während Sie die anderen Ladys kennenlernen und ebenso ihre Zofen", erklärte mir Marley auf dem Weg. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, denn ich war viel zu sehr auf den prunkvoll verzierten Eingang konzentriert. Stuck und Gold hing von der Decke und große Gemälde prangten an den Wänden. Man kam sich wirklich vor wie im Märchen.
"Au ja!", rief Prue und lächelte, "Ich freue mich schon so sehr auf mein Himmelbett!"Ich musste grinsen. Prue war für ihr Alter schon sehr erwachsen und verantwortungsbewusst, was vor allem davon kam, dass unsere Mutter so schwer krank war, aber manchmal konnte sie auch echt kindlich und aufgedreht sein. Ich liebte sie trotzdem, sie war einfach goldig.
Wir durchquerten gerade einen langen Korridor und blieben vor einer großen Tür stehen. "Dies ist die Empfangshalle, wir verlassen Sie nun, Miss Caplan", sagte Marley ruhig und wartete, bis Prue und Neyla sich bei mir verabschiedet hatten, dann eilte er schnellen Schrittes mit den beiden fort. Seufzend stand ich nun also ganz allein vor dieser Tür. Na das kann ja heiter werden...Jonathan's Point of View:
Wütend schlug ich gegen die Wand. In diesem Moment war es mir egal, ob jemand es hörte, ich war einfach nur wütend. Warum taten meine Eltern das? Brachte es ihnen Spaß, mich zu quälen? Anscheinend schon.
Heute war es soweit. Die Ladys aus Iléa würden eintreffen, aus unseren Nachbarländern waren sie schon da. Heute würde ebenso der erste Bericht ausgestrahlt werden, live also durfte ich mir keine Fehler erlauben. Alles musste perfekt sein, um den Schein von einem wunderschönen Land zu behalten."Prinz Jonathan?", ein Klopfen an der Tür meines Zimmers ertönte.
Shit. Hoffentlich nicht wegen dem Knall.
Eilig strich ich meinen Anzug glatt und atmete einmal tief durch, dann nickte ich den beiden Wachen, die an der Doppeltür standen, zu, sodass sie beide Flügel öffneten und Mr Bennett eintritt verschafften. Mr Bennett war ein kleiner, rundlicher Mann mit ein paar grauen Haaren und ein Berater meiner Eltern. Er stattete mir öfters einen Besuch ab, wenn meine Eltern mit mir sprechen wollten, oder wenn er mir etwas über das Protokoll erzählte. Irgendwie war er nett, aber auf die Dauer eher anstrengend."Königliche Hoheit", Mr Bennett verbeugte sich tief und sah mich dann an, "Die ersten Ladys sind bereits eingetroffen und das Kamerateam steht schon bereit. Wenn Sie mich nun in die Empfangshalle begleiten würden.."
Schon vor einer halben Stunde hatte man mir gesagt, dass ich in die Empfangshalle kommen solle, aber da war ich noch zu beschäftigt gewesen, damit gegen die Wand zu hauen.
Also nickte ich ergeben und folgte dem alten Mann durch die langen Flure des Schlosses. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf.Wie die Ladys wohl sein würden, was ich machen würde, wenn ich keine vom ihnen auch nur ansatzweise mögen würde und so weiter. Seufzend folgte ich Mr Bennett durch die großen Flügeltüren in die Empfangshalle. Dort verstummten sofort alle Angestellten, Zofen und Wachen, die herumliefen und die letzten Vorbereitungen trafen und verbeugten sich. Ich schnaubte innerlich und ignorierte ihre Geste, stattdessen sprach ich ganz gelassen weiter mit Mr Bennett.
"Wie sieht der Plan aus, Mr Bennett?", fragte ich beiläufig. Der alte Mann wurde aus seiner Schockstarre gerissen und auch alle anderen liefen mit gesenkten Köpfen weiter. Ich hasste es, wenn alle mich behandelten, als wäre ich ein Heiliger. Ich war ich und wollte nicht von allen nur wegen meines Standes bewundert werden.
"Das Kamerateam dort wird in etwa fünf Minuten anfangen zu filmen. Dann werden auch alle Bediensteten die halle verlassen haben, genau so wie Sie, königliche Hoheit. Die Ladys werden nach und nach hier zusammentreffen und nach einer kleinen Ansprache von Raphaela zusammen mit ihren Zofen ihre Gemächer beziehen. Sie haben zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel zu tun, außer über einen Bildschirm alle Ladys zu beobachten und ihnen Punkte von 1-10 geben, wobei 1 total schlecht und 10 perfekt ist. Dieses Punktesystem wird jede Woche so erfolgen, dieses mal zählt nur der erste Eindruck. Beim nächsten Mal das erste Treffen und so weiter. Es wird also ein Ranking geben, welches immer darüber entscheiden wird, welche Ladys gehen müssen. Pro Entscheidung gehen 3 Ladys, maximal eine von ihnen können sie wegen Sympathie noch einmal .. zurückholen.", erklärte Mr Bennett mir. Ich hatte zwar nur zur Hälfte zugehört, aber das einzige, was mich interessierte, war, dass ich nun nur beobachten und Punkte verteilen musste, mehr nicht.
Das Stimmengewirr wurde erneut leiser, aber diesmal, weil allmählich alle den Saal verließen. Ich folgte Mr Bennett ebenfalls aus dem Raum, in eine Art Regieraum und bekam eine Liste, einen Stift und ein Headset. Über mehrere Monitore konnte ich jede Lady einzeln verfolgen, wenn sie in wenigen Augenblicken durch die Türen treten würde.
Und das musste ich auch. Ich musste wildfremde Mädchen beobachten, bewerten und aussortieren. Als wären sie Tiere, als hätten sie keine Seele.
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Star Selection - never give up 2
FanfictionJonathan von Iléa. Jung, gutaussehend, charmant. Doch vor allem eins: Verzweifelt eine passende Ehefrau und damit Königin an seiner Seite zu finden. Doch zu dieser Selection werden neben 10 Mädchen aus Iléa weitere 25 adelige Ladys aus umliegenden...