-zweiundvierzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Ein paar Stunden später betraten wir den Ballsaal. Wir waren nicht die ersten und konnten uns so gut unte die Leute mischen. Es war 16:00 Uhr und der Ball würde in wenigen Minuten beginnen. Ray und ich redeten nicht miteinander, standen aber trotzdem die ganze Zeit zusammen an einem Stehtisch und beobachteten die anderen.

"Hast du deinen Tanzpartner schon gesehen?", fragte mich Ray auf einmal.

Ich schüttelte überrascht den Kopf und sah mich daraufhin genauer um. "Du?"

"Nein, aber ich hatte sowieso nicht vor mit ihm zu tanzen. Ich habe so einen ekligen alten Mann abbekommen, der die ganze Zeit an meinen arsch geht", ihre angeekelte Miene brachte mich zu einem leichten grinsen.

"Such dir doch einen von den da drüben aus. Ich glaube das sind Freunde von Prinzessin Pricilla. Vielleicht sogar Prinzen", mutmaßte ich.

Sie folgte meinem Blick und begann zu grinsen. Fünf junge Männer, die nicht mal schlecht aussahen, standen nur ein paar Meter entfernt von uns und unterhielten sich. Ich konnte Jonathan aber nicht unter ihnen erkennen.

"Der schwarzhaarige sieht gut aus", meinte sie.

"Das haben wohl auch schon andere gemerkt. Sieh mal hin", ich deutete auf zwei Prinzessinnen, die die fünf angesprochen hatten.

Sie seufzte genervt. "Ich hol mir mal einen, such du nur deinen Jeremy"

"Woher kennst du seinen Namen?", fragte ich verwirrt. Ich hatte Ray doch noch nie von ihm erzählt, oder?

"Hab ich mal bei Rosie aufgeschnappt", erwiderte sie leicht nervös, "Bis gleich" Dann verschwand sie in Richtung der Typen.

Ich runzelte die Stirn, hielt aber jetzt die Augen offen um nach Jeremy Ausschau zu halten, der sich bis jetzt noch nicht hatte blicken lassen. Langsam wurde ich nervös, denn ich konnte das Orchester sehen, das sich auf ihre Positionen begab. Gleich würde die Prinzessin den Ball eröffnen und der erste Tanz würde folgen. Ich musste schleunigst Jeremy finden.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Prinzessin Pricilla auf das Podium ans Mikrofon trat und rannte deswegen fast einen der Kellner um, die durch den ganzen Saal liefen und Häppchen und etwas zu trinken anboten. Meistens nahm man sich aber etwas von dem Buffet.

"Herzlich Willkommen auf dem Maskenball zu meinem 17. Geburtstag und dazu erst einmal vielen Dank, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid!", ihre Worte hallten durch den Raum und brachten alle zum Schweigen, "Ich hatte mir vorgestellt den ersten Teil der Feier sehr traditionell zu gestalten, als einen Maskenball und dann wenn der Tag sich dem Ende zuneigt, wird es in eine Party überlaufen wo Erwachsene unerwünscht sind" Sie zwinkerte allen zu und lachte ein offenes Lachen, was alle irgendwie ansteckte.

"Zum weiteren Programm kann ich nicht viel sagen, außer lasst euch überraschen und habt Spaß! Danke für eure Aufmerksamkeit", sie lächelte und trat vom Mikrofon zurück. Ein Applaus ertönte.

Prinzessin Pricilla verließ eilig das Podium und hakte sich bei einem Herren unter, wessen Gesicht ich nicht erkennen konnte. Dann schritten die beiden in die Mitte des Saales, wo mittlerweile eine Tanzfläche entstanden war und begannen mit dem Eröffnungstanz.

Bei den beiden sah es so leicht und fließend aß, wenn sie tanzten, aber wenn ich auf der Tanzfläche war, spürte ich nichts davon. Meine Füße wurden zu Klötzen und ich vergaß alle Tanzschritte. Erst im Moment, wenn die Musik einsetzte und Jeremy mich mitzog, konnte ich wieder klar denken und mich bewegen.

Als der Tanz beendet war, stellten sich mehrere andere Tanzpaare auf die Tanzfläche. Ich konnte sie als die königliche Familie identifizieren. Zara und Jonathan waren auch unter ihnen, ebenso Königin Vera und König Madson, Lady Leyna und ihr Mann, Königin Saliah und König Kastúr, Königin Grace und König Charles, Königin Camillia und König Daemon.. Kurz gesagt die ganze Familie von Pricilla.

"Ich habe die alle noch nie von so nah gesehen", staunte Filine neben mir.

"Ach, die sieht man alle ständig auf Bällen", prahlte eine Prinzessin hinter ihr, "Nur Mrs McNewton und ihren  Mann habe ich tatsächlich auch noch nie gesehen, aber so berühmt sind sie dann auch wieder nicht."

"Ich finde es beeindruckend, wenn man ein Kind, das man nicht einmal ansatzweise kennt, einfach aufzieht, als wäre es das eigene", warf ich ein und beobachtete wie das Ehepaar tanzte. Man merkte, dass sie dies nicht oft taten. Sie konnten tanzen, aber es sah nicht so elegant aus, wie bei allen anderen. Trotzdem merkte man, wie viel Spaß sie hatten.

"Klar", erwiderte die Prinzessin, "Natürlich ist es irgendwie beeindruckend, aber bei uns in Holland sind sie eben nicht so bekannt. Man kennt eher die Adeligen, verstehst du?"

Ich nickte und überlegte wie sie noch einmal hieß. Die Prinzessin von Holland..

"Lavinya", erklärte sie mir lächelnd. Anscheinend hatte ich so grüblerisch ausgesehen, dass sie gewusst hatte, worüber ich nachgedacht hatte.

"Sorry, ich bin nicht so gut im Namen merken", erklärte ich entschuldigend, obwohl ich normalerweise jeden bei Namen nennen konnte.

"Kein Problem, wir kennen uns auch kaum, wie solltest du mich kennen?", sie lächelte, "Aber die berühmte Dena kennt man schon."

"Was meinst du mit berühmt?", fragte ich sie mit einem nervösen Lachen. Eigentlich wollte ich gerade vor Scham im Boden versinken. Warum sagten alle, dass ich berühmt sei?

"Ach komm schon, wirklich jeder kennt dich. Die ganzen Zeitschriften berichten über dich, das ganze Personal kennt dich und von Prinz Jonathan will ich gar nicht erst anfangen", meinte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Jonathan und ich reden kaum. Wir waren noch nie auf einem Date und kennen uns auch nicht von sonst wo her, warum sagen alle, dass es offensichtlich wäre?", fragte ich leicht genervt und aufgebracht. Lavinya konnte ja nichts dafür, aber wenn alle das selbe sagten, regte mich das auf.

"Wow, komm mal wieder runter", meinte sie beschwichtigend, "Ich wollte damit nur sagen, dass du sehr bekannt bist. Die Zeitschriften stellen dich als neue America Singer dar, ein Mädchen aus einer unteren Kaste, die das Herz des Prinzen erobert. Irgendwie basteln die sich da ihre eigene Story zusammen. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht geglaubt, dass du von deinen Eltern geschlagen wirst.. Das stimmt doch nicht oder?"

Wie erstarrt blickte ich Lavinya an. "Sowas steht in den Zeitschriften?!", rief ich entsetzt, wahrscheinlich lauter, als ich sollte. Ich war noch nie von meinen Eltern geschlagen worden, wie konnte man soetwas einfach erfinden?

"Dann stimmt es also nicht?", fragte Lavinya hoffnungsvoll.

"Natürlich nicht! Meine Eltern haben mich und meine Geschwister geliebt, wir wurden nie wegen irgendetwas geschlagen! Wie kann man nur sowas schreiben, wenn man keine Ahnung hat?!", ich wurde rasend vor Wut und spürte wie mir die Tränen hochkamen.

"Ist alles in Ordnung?", Ray tauchte hinter mir auf und betrachtete Lavinya mit einem herablassenden Blick, "Was hat sie gesagt?"

"Ich habe gar nichts gesagt, Raven. Ich verschwinde lieber mal, Dena kann ja nichts dafür, dass sie so eine Freundin wie dich hat. An ihrer Stelle würde ich da auch heulen", erwiderte Lavinya schnippisch und machte auf dem Absatz kehrt.

Ray legte beide Arme um mich und zog mich an sich, konnte es aber nicht lassen Lavinya noch einen giftigen Blick hinterher zu werfen. "Was ist los?"

Ich war immer noch total wütend und löste mich aus ihrer Umarmung. Die Tränen liefen mir mittlerweile die Wangen hinunter, ich war froh wasserfestes Make-up zu tragen. "Das ist doch nicht deine Sache, geh lieber und streite dich mit Lavinya. Aber nur so als Tipp, sie hat gar nichts gemacht", warf ich ihr an den Kopf und drehte mich um.

"Hey! Was soll das? Was ist passiert, Dena?", Ray hielt mich am Handgelenk fest und stellte sich vor mich.

"Lass das mal meine Sorge sein. Du hast noch genug andere Probleme. Zum Beispiel, dass ich am besten nicht sauer auf dich werden sollte, weil ich nämlich dein kleines Geheimnis allen hier erzählen könnte. Und glaub mir, das würde ich", fauchte ich ihr zu und riss mich los. Mit diesen Worten verließ ich eilig den Ballsaal. Ray sollte mal sehen, wo sie ohne mich blieb. Und der ganze Rest konnte mir auch gestohlen bleiben.

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