-siebenundzwanzig-

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Schloss, Iléa
Prinzessin Pricilla's Point of View:

Über einen Bildschirm konnten wir alle mitverfolgen was in dem kleinen Raum vor sich ging. Vor der Tür und auch im Raum waren mehrere Wachen positioniert und beobachteten das Geschehen genauestens.

"Also bestreiten Sie die Anschuldigungen Ihnen und Ihrem Vater gegenüber, dass sie den Rebellen angehören?", fragte Mr Clide, ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, der für die Befragung zuständig war.

Lady Raven schnaubte. "Natürlich bestreite ich es. Was denken Sie denn?"

"Denken gehört nicht zu meiner Aufgabe. Ich stelle hier die Fragen und da hätte ich noch zwei. Erstens: Können Sie sich erklären, warum Prinzessin Kathleen weggelaufen ist?", fragte er in seinem gewohnten neutralen Ton.

"Nein, ich habe keine Ahnung. Es stimmt, das wir vor ihrem Verschwinden miteinander geredet haben, aber es ging keinesfalls um das Weglaufen. Sie hat mich lediglich gefragt, was mein Vater hier macht, was mich ehrlich gesagt auch überrascht", erwiderte Ray. Ihre Worte waren so logisch und dennoch misstraute ich ihr vollkommen.

"Dann wäre da noch ein letztes", sagte Mr Clide, "Da wir keinerlei Beweise diesbezüglich haben, aber es im Zweifelsfall immer für den Angeklagten geht, sehen wir uns dennoch gezwungen sie bewachen zu lassen. Ihre nachlässig Vorsicht mit den Worten und ihre Reaktionen haben uns misstrauisch gemacht. Es tut uns leid, wenn wir falsch liegen, aber Sicherheit geht vor. Ebenso für Sie. Sind Sie damit einverstanden?"

Ray schnaubte erneut. "Muss ich ja wohl. Obwohl es einfach nur lächerlich ist."

Mr Clide nickte den Wachen zu. Diese zerrten Raven hoch und brachten sie aus dem Raum.

Ich blickte zu meiner Tante. Sie schüttelte den Kopf. "Ich traue ihr nicht."

"Ich auch nicht, Grace, aber wir können nichts tun ohne die nötigen Beweise", erwiderte Mum.

"Wir werden sehen, was Kathleen dazu zu sagen hat. Da bin ich mal gespannt", sagte mein Dad. Ich nickte.

Ein paar Momente später würde Prinzessin Kathleen in den Raum gebracht.

"Prinzessin Kathleen, Sie sind heute hier, weil wir gerne nähere Informationen bezüglich ihres Verschwindens haben wollen", erklärte Mr Clide ihr sachlich und knapp.

"Nur zu, ich beantworte alles", meinte sie mit einem spöttischen Lächeln.

"Warum sind sie weggelaufen?"

Sie nickte. "Ich wusste, dass diese Frage als erstes kommt. Ich kann dazu nur sagen, was Sie mir nicht glauben werden. Ich hatte das Gefühl im Schloss nicht mehr sicher zu sein."

"Ich glaube gar nichts, dafür bin ich auch nicht zuständig. Ich stelle nur die Fragen", erwiderte Mr Clide erneut, "Was gab Ihnen das Gefühl nicht sicher zu sein in dem sichersten Gebäude von ganz Iléa?"

"Da muss ich Ihnen leider widersprechen. Im Schloss ist es längst nicht so sicher, als wenn man in der Stadt unter einer Menschenmenge ist. Aber das wusste ich ja schon vorher. Der spezifische Grund waren die seltsamen Vorkommnisse. Zwei Prinzessinnen sind schon wegen Unfällen abgereist. Eine dritte folgte heute morgen. Dann ist Raven auch noch so seltsam. Ich fand es einfach das beste hier wegzulaufen."

Mr Clide nickte. Ich ebenfalls. Heute morgen war noch eine Prinzessin abgereist. Einen Grund hatte sie niemandem genannt, aber sie hatte sehr verängstigt ausgesehen.

"Was haben sie zu Lady Raven zuvor gesagt?", fragte Mr Clide.

"Ich habe sie gefragt, was ihr Vater hier macht, mehr nicht", erwiderte Prinzessin Kathleen. Alles passte zusammen. Es war so logisch. Man konnte Kathleen einfach nur glauben. Aber trotzdem hatte ich ein seltsames Gefühl dabei.

"Dann danke ich Ihnen für die ehrlichen Antworten", meinte Mr Clide.

"Sie müssen mir nicht danken", Prinzessin Kathleen lächelte und wurde ebenfalls aus dem Raum gebracht.

Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Ich wurde mal wieder nicht von leisem Vogelgezwitscher oder einem romantischen Kuss auf die Wange geweckt, sondern von höllischen Schmerzen am Kopf.

Automatisch fasste ich dahin und bemerkte einen dicken Verband, bevor ich mich überhaupt umsah und auf der Krankenstation wiederfand.

"Lady Dena", eine Stimme erklang, "Wie schön, dass Sie wach sind."

Ich schielte zu der Richtung aus der die Stimme kam, da ich den Kopf nicht drehen konnte, aber da blickten mir auch schon zwei dunkelbraune Augen entgegen. Der Prinz lehnte über mir und lächelte ein umwerfendes Lächeln.

"Wie geht es Ihnen?", fragte er sanft und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Einen Moment lang sehnte ich mich nach noch einer Berührung von seiner weichen Haut, dann kam ich wieder zur Vernunft und zuckte zurück.

"Gut, danke", erwiderte ich mit leicht kratziger Stimme und blickte ihm kühl entgegen.

"Das freut mich. Es war bestimmt ein Schock, nicht wahr?", er lächelte immer noch sanft und hatte sich auf einen Stuhl neben meinem Bett gesetzt. Seine Hand umschloss meine.

"Für Oana vielleicht, ich muss mich noch bei ihr Entschuldigen", eilig entzog ich ihm meine Hand und setzte mich ruckartig auf.

"Immer langsam", lachte er und stützte mich.

"Lassen Sie mich los", zischte ich genervt und versuchte den sich anbahnenden Schwindelanfall zu unterdrücken.

"Das wäre jetzt aber nicht so gut für meinen Ruf, wenn Sie umkippen würde und ich Schuld wäre. Ich bin übrigens Jonathan", er streckte mir seine Hand hin.

Ich blinzelte ein paar Mal, dann würde langsam alles wieder normal und mir war nicht mehr schwindelig. "Ich denke wir hatten das Vergnügen schon, wissen Sie nicht mehr?"

"Oh doch. Sie sind wirklich schnell, das muss man Ihnen lassen. Wir haben es zu dritt kaum geschafft Sie zu bekommen", lachte er und musterte mich, "Umso mehr habe ich mich gewundert, dass Sie so eine richtige Lady sind und sich bei einem Casting anmelden."

Ich verzog den Mund. "Eher unfreiwillig würde ich sagen. Ich habe eigentlich nicht wirklich saß Bedürfnis verspürt Sie wiederzusehen. Zumal ich da noch dachte Sie wären ein Wachmann. Hätte ich gewusst, dass Sie der Prinz sind, hätte ich mich gar nicht erst angemeldet"

Er lachte wieder. "Was ein Glück, dass ich mich damals als Wache verkleidet habe."

"Eher was ein Pech, dass ich heute mal wieder gezeigt habe, wie tollpatschig ich bin. Sonst hätte dieses Gespräch nie stattgefunden", erwiderte ich. Eigentlich war ich gar nicht so feindlich gegenüber dem Prinzen gesinnt, aber ich konnte ihm auf keinen Fall zeigen, dass ich ihn gar nicht so sehr verabscheute, sondern ziemlich heiß fand.

"Ich würde wirklich viel darum geben jetzt ihre Gedanken lesen zu können", er sah mich nachdenklich an.

"Gut, dass ich nicht so eine aus diesen Kitschromanen bin, die ihre Gedanken laut aussprechen und sich damit total blamieren", erwiderte ich mit einem leichten Grinsen.

Er grinste auch. "Finden Sie nicht, dass das wo wir hier sind ziemlich kitschig ist?"

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