-siebenundfünfzig-

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Schloss, Iléa
König Madson's Point of View:

"Wir müssen einfach abwarten, Madson", eine sanfte Berührung an meiner Schulter ließ mich herumfahren. Es war Vera, meine große Liebe und wundervolle Ehefrau.

"Ich kann nicht warten, wenn ich weiß, dass es da draußen vielen anderen schlecht geht. Es muss einen Weg gehen von hier wegzukommen", erwiderte ich und raufte mir die Haare.

"Unserer Tochter geht es gut, sie war mit mir vorher in einer Zelle. Und Saliah und Kastúr kommen auch gut alleine zurecht, genau wie ihr Sohn. Und unsere Enkel. Wir haben eine sehr starke Familie, das weißt du doch", sagte sie beruhigend.

Ich seufzte und nickte. Sie hatte Recht, aber ich wollte trotzdem einfach nur hier aus diesem Gefängnis raus. "Ich wünschte, ich wüsste wenigstens wo jeder einzelne ist und wie es ihm geht."

Sie nahm sanft meine Hand und lächelte. "Ihnen wird es gut gehen, mach dir bitte nicht so viele Sorgen."

"Wie soll das gehen? Meine Familie schwebt in Lebensgefahr, natürlich mache ich mir Sorgen", murmelte ich aufgebracht.

Sie lachte offen. "Weißt du, nach außen wirkst du immer so ruhig und bist ein großes Vorbild für viele, aber in Wirklichkeit bist du auch nur ein Mensch. Es ist normal, dass du dir Sorgen machst, obwohl du gar keinen Grund dazu hast."

Ich seufzte erneut. "Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Jede andere Frau wäre schon längst mit den Nerven am Ende. Aber ich kenne dich ja nicht anders. Die Ruhe in Person."

"Eigentlich bin ich gar nicht so ruhig, aber ich lasse es mir nicht anmerken", flüsterte sie leise und lehnte ihren Kopf gegen meine Schultern. Vielleicht um zu verhindern, dass ich wieder unruhig auf und ab ging.

"Ich liebe dich, weißt du das eigentlich?", sanft küsste ich sie auf den Kopf und lehnte mich ebenfalls an sie.

"Natürlich weiß ich das, Dummkopf. Ich liebe dich auch, über alles", erwiderte sie lächelnd.

Schloss, Iléa
Königin Camillia's Point of View:

Ich spürte nur noch Kälte. Eisige Kälte, die sich in dem kompletten Raum breit gemacht hatte. Die dunklen Wände waren feucht, auch der Boden war unangenehm glitschig, aber immerhin war er noch nicht gefroren, denn dann würde es um mich wirklich sehr schlecht stehen. Eigentlich war ich sogar froh, dass mir kalt war, denn das bedeutete, dass ich wenigstens nochetwas spürte und meine Nerven nicht schon total vereist waren. Ich zitterte am ganzen Körper. Wann würden diese Qualen endlich ein Ende nehmen?

"Eure königliche Hoheit", die schwere Eisentür öffnete sich und grelles Licht kam in den Raum. Selbst wenn es nicht viel war, mussten sich meine Augen erst einmal daran gewöhnen. Ich hockte auf dem Boden, lehnte an einer Wand und hielt mir die Augen zu, so konnte ich zwar die spöttisch Verbeugung nicht erkennen, aber der Unterton entging mir nicht.

"Was wollen Sie?", brachte ich mit klappernden Zähnen hervor und richtete mich auf. Gab es vielleicht doch noch Hoffnung?

"Hier", die Gestalt kam näher, sodass ich ihr Gesicht erkennen konnte. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Ein Rebell also. Er warf mir eine Tüte vor die Füße und spuckte dann vor mir auf den Boden. "Jetzt wissen Sie mal, wie es sich anfühlt wie Dreck behandelt zu werden."

Ich musste lachen. "Sie wissen gar nichts oder? Wissen Sie warum ich beim Casting teilgenommen habe? Was vorher war? Ich musste um das Überleben meiner Familie kämpfen, also erzählen Sie mir nichts von Dreck."

Er schien unentschlossen, ob er mir das glauben sollte, also drehte er sich wortlos um und verließ den Raum. Es war wieder alles stockdunkel. Meine Augen hatten sich aber relativ schnell wieder an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich die Tüte öffnen konnte. Es war ein Laib Brot drin. Obwohl mein Magen knurrte und protestierte, schloss ich die Tüte wieder und schmiss sie in die Ecke. Lustlos ließ ich mich wieder auf den Boden sinken. Die konnten mich mal allesamt.

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