-einundachtzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Eine weitere Woche verging und ich hatte den Kontakt zu Dilan komplett abgebrochen. Ich vermisste ihn sehr, einen Freund, der für einen da war, aber andererseits wollte er anscheinend nichts von mir wissen. Vor einigen Tagen hatte mich ein Brief erreicht. Er stammte von keiner geringeren als Raven, was mich ziemlich überraschte. Sie schrieb, dass sie und ihr Vater sich ab nun mehr auf ihre Vater-tochter Beziehung konzentrieren wollten und Zeit mit der Familie verbrachten. Außerdem bestand der Brief nur aus tausend Entschuldigungen, die zwar ziemlich überraschend kamen, aber dennoch gut taten.

König Daemon war mittlerweile mit seiner Verstärkung angekommen und hatte ohne viel Mühe die restlichen Wachen der Rebellen ausgeschaltet. Nur die Führung der Rebellen wusste noch nichts von ihrem Glück, aber das würde sich wahrscheinlich auch ziemlich schnell ändern, denn das Mittagessen stand bevor und das würde ziemlich leer ausfallen, wenn alle anderen Rebellen im Kerker verweilten. Irgendwie war ich ziemlich aufgeregt, auf der anderen Seite freute ich mich. Ich hatte nicht zu glauben gewagt, dass wir es tatsächlich schaffen würden, aber gerade standen wir kurz davor.

Jonathan und Pricilla hatten den Tag mit ihrer Familie verbracht, weswegen ich dasselbe getan hatte. Tatsächlich beinhaltete die Verstärkung des Königs nämlich auch meinen Cousin bzw. Ex-tanzpartner Jeremy/Jason. Mit ihm, Ann, Sarah und Nick hätte ich mir einen gemütlichen Tag gemacht. Wir hatten vor allem den bevorstehenden Sieg gefeiert und darüber gesprochen, was wohl danach passieren würde.

"Ich kann es nicht glauben, dass der ganze Spuk tatsächlich vorbei sein wird", sagte Sarah nachdenklich.

Ich stimmte ihr zu. "Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, ehrlich gesagt. Aber das was wir hatten war auch keine typische Gefangenschaft.."

"Was meinst du, wie die ollen Säcke aus der Wäsche gucken, wenn sie die einzigen Rebellen sind, die noch auf freiem Fuß sind und König Daemon im Schloss ist?", grinste Ann, "Ich wette, die liegen den ganzen Tag nur im Bett und bekommen deswegen nichts mit. Ich meine, normalerweise sollte man es doch mitbekommen, wenn das Schloss gestürmt wird."

Jason grinste. "Anscheinend ja nicht. Aber ich bin auch mal gespannt. Zwar war ich nicht so nah dran, wie ihr die ganze Zeit, aber ich kann es mir trotzdem gut vorstellen."

Sarah warf einen Blick auf die Uhr und sprang dann auf. "Es ist soweit, Leute. Das wird das beste Mittagessen, seit Wochen."

Ann verdrehte die Augen. "In so einem kitschigen Roman wäre es jetzt so, dass das ganze Personal wieder mit vollem Herzen dabei ist und das Essen tausend mal besser schmeckt, aber seien wir mal ehrlich: die haben auf ihre Jobs keinen Bock, egal ob in Gefangenschaft oder nicht."

Ich musste lachen. "Da könnte etwas dran sein. Aber die freuen sich bestimmt trotzdem sehr", sagte ich und stand auf.

Die anderen folgtem meinem Beispiel und zusammen machten wir uns in Richtung des Speisesaal. Überraschenderweise war das Spektakel schon im vollen Gange. In der Mitte des Raumes standen ungefähr eine Handvoll Leute, die wahrscheinlich die Führung der Rebellen waren und von königlichen Palastwachen umzingelt waren. Ebenfalls im Kreis stand König Daemon, auf welchen die volle Aufmerksamkeit gerichtet war.

Wir fünf blieben im Türrahmen stehen und beobachteten neugierig das Geschehen. Die Stimme des Königs hallte durch den Saal und übertönte alle anderen Geräusche.

"Und deswegen wird es noch viele Gerichtsverhandlungen geben, bis euer Urteil endgültig feststeht, denn ihr müsst euch nicht nur für Angriff auf den Palast, sondern auch für alle anderen Vergehen verantworten, nun wo wir euch gefasst haben", sprach er ruhig, aber ziemlich ernst und bestimmt.

"Euer Plan war von Anfang an zum Scheitern verurteilt", die Königin trat neben ihren Mann, "Ich muss zugeben, dass ihr es ziemlich schlau angegangen seid, aber niemand aus dem Königshaus hat je daran geglaubt, dass ihr es tatsächlich schaffen könnt über Iléa zu herrschen. Und das beweist einmal mehr, dass die Königsfamilie zurecht das Zepter in der Hand hält. Wir bieten dem Volk Beständigkeit und wir lieben unser Land, ihr habt nur aus reinem Hass gehandelt."

Erst jetzt bemerkte ich, dass nicht nur die Zuschauer, die im Raum waren, das Geschehen betrachteten, sondern dass das Kamerateam alles filmte. Hatte die Königin ihre Meinung doch geändert und wollte dem ganzen Königreich nun die Wahrheit erzählen? Selbst wenn das ziemlich viele Unruhen bedeuten und das Image beschaffen könnte?

"Gemeinsam sind wir stark, selbst wenn andere Mächte versuchen unser Land zu zerstören, braucht es oft nur etwas Geduld und Glauben, um zu siegen und das haben wir. Iléa ist unser Königreich und wir werden um es kämpfen, koste es was es wolle", fuhr der König fort, "Und nun, da das ganze Volk die Wahrheit erfahren hat, werden wir uns erst einmal zurück ziehen und von dem Kampf erholen. Wie es nun weitergeht, wird in dem nächsten Bericht erklärt, welcher wie geplant nächste Woche kommen wird, ansonsten äußert sich die Königsfamilie in keinster Weise an die Öffentlichkeit."

Die Königin nickte. "Wir wissen, dass Sie diese Schreckensnachrichten ebenfalls verdauen müssen, aber wir können Ihnen versichern, dass wir alles unter Kontrolle haben und nächste Woche noch mehr Klarheit beschaffen werden."

Dann wurden die Kameras abgeschaltet und die Rebellen sahen ziemlich bedröpelt drein. Sie waren kurz vor ihrem Ziel gescheitert, denn wäre König Daemon eine Woche später gekommen und der Bericht hätte statt gefunden, wäre Kathleen jetzt mit ziemlicher Sicherheit die zukünftige Königin.

Ein Dienstmädchen fing an in ihre Hände zu klatschen und immer mehr Leute stimmten ein. Ein riesiger Applaus brach aus, während das Königspaar bescheiden lächelte und die Rebellen abgeführt wurden. Ich fing einmal den Blick der Königin auf und nickte ihr anerkennend zu. Sie erwiderte den Blick lächelnd und schwenkte dann weiter durch den ganzen Raum. Alle waren durch und durch begeistert, aber nicht nur wegen der Rede, sondern einfach weil sie wirklich niemals aufgegeben und immer weitergekämft hatten. Sie hatten nicht aufgegeben und meines Erachtens machte genau das sie zu einem wahren Königspaar.

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