-siebenundsiebzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

"Heute hat es eine Zusatzsendung zum Bericht gegeben. Die Rebellen haben ihr Ziel ja umgeändert, sodass Raven Königin wird und sie dann die Fäden ziehen kann", sagte Pricilla, als wir zusammen im Schlossgarten saßen.

Wir verbrachten ziemlich viel Zeit zusammen, wodurch ich sie immer besser kennelernte und begann zu verstehen. Wir redeten über alle möglichen Themen, erzählten uns von unserem Leben und bauten ein großes Vertrauen ineinander auf. Sie erzählte mir von ihrer Verpflichtung Königin von Frankreich zu werden und davon wie es war Jonathans Schwester zu sein. Ich berichtete aus der Sicht des Volkes, wie es den Menschen tatsächlich ging und ziemlich viel von meiner Familie.

Ich sah sie an. "Aber die Lage verbessert sich doch für uns oder nicht?"

Sie und Jonathan waren durch meine Hilfe immer zu den regelmäßigen Treffen von unserem kleinen Widerstand mitgekommen und jetzt meistens besser informiert als ich. Vor allem aber hatten sie sich gefreut ihre Mutter wiederzusehen, was ich vollkommen verstehen konnte. Ich hatte meine Familie, abgesehen von Ann und Sarah und ab und zu auch Nick, meinen Onkel, ziemlich lange nicht mehr gesehen.

Pricilla wiegte mit dem Kopf hin und her. "Nicht unbedingt. Klar, die Rebellen werden sich, wenn es so weitergeht, entweder auflösen oder es wird einen großen Machtwechsel geben. Aber trotzdem bleibt ihnen wahrscheinlich noch genug Zeit, damit sie Raven und Jonathan verheiraten können. Und laut des Gesetzes kann eine königliche Ehe nicht annulliert werden. Das heißt Raven wäre Königin und das müssen wir verhindern."

Ich wollte gerade etwas antworten, da sah ich meine Cousine aus den Augenwinkeln kommen. Ich drehte mich zu ihr um und lächelte. Auch wir konnten uns nicht so häufig sehen, da sonst jemand Verdacht schöpfen konnte, aber da wir auch heute nur einen kleinen Dreh hätten und sonst Freizeit, hatten wir alle Zeit gefunden.

"Hey, tut mir leid, dass ich so spät bin", sagte Sarah und umarmte mich flüchtig. Dann setzte sie sich zu uns. "Ich habe Neuigkeiten."

Neugierig sahen wir sie an. "Wenn es um die Zusatzsendung geht, wollte Pricilla mir gerade davon erzählen", sagte ich.

Sie schüttelte den Kopf. "Sorry, aber ich finde es immer noch komisch, die Prinzessin zu duzen..", murmelte sie, bevor sie begann zu erzählen, "Ich habe mich gerade mit Bekannten von Louis gesprochen, die auch mit im Boot sind, und herausgefunden, dass ein paar Rebellen gerade eine Zusammenkunft hatten und die sich jetzt abspalten wollen. Schon länger wollen immer mehr aussteigen, also schrumpft die Zahl der Rebellen stetig."

Ich sah sie erfreut an. "Das sind gute Nachrichten. Wobei ein Kampf zwischen zwei Rebellengruppen auch nicht unbedingt optimal wäre oder?"

Sarah schüttelte den Kopf. "Nein. Zumal die eigentlich nur gegen Ravens Vater sind, weil er die anderen umgebracht hat, die aussteigen wollten. Das akzeptieren die anderen nicht mehr und wollen ihn stürzen."

Entsetzt sah ich die beiden anderen an. Ravens Vater brachte alle um, die nicht mehr mitmachen wollten? Wie grausam.

"Immerhin vernichten die Rebellen sich dadurch ganz alleine. Aber am Ende wird immer noch eine Gruppe überbleiben, was uns wieder am Anfang stehen lässt", schlussfolgerte Pricilla und seufzte.

Sarah nickte. "Ich kann es echt nicht glauben, dass ich gerade mit der Prinzessin und meiner Cousine Pläne schmiede um eine Gruppe von Menschen zu stürzen."

"Mit deiner Cousine und Pricilla", warf meine Freundin ein. Sie mochte es nicht, Prinzessin genannt zu werden, weil sie das immer daran erinnerte, dass sie bald Königin sein würde.

Sarah nickte schnell. Sie hatte immer noch eine Menge Respekt vor Pricilla, auch wenn sie sich jetzt bemühen würde, sie anders zu nennen, dass sah man ihr an.

"Hast du der Königin schon Bescheid gesagt?", fragte ich Sarah.

Diese nickte. "Alle wissen Bescheid, ihr wart die letzten, denen ich es sagen musste. Wenn euch etwas gutes einfällt, sagt einfach Bescheid, denn wir können nicht einfach abwarten und Tee trinken", sie warf einen Blick auf den Kaffee in Pricilla Hand, "Oder Kaffee."

Diese Track ihn ungerührt weiter und ging nicht auf Sarah an. Ich musste leicht grinsen, nickte dann aber meiner Cousine zu. "In Ordnung, machen wir. War nett dich mal wieder gesprochen zu haben, Sar", sagte ich aufrichtig.

Sie lächelte mich an. "Ebenfalls. Ich soll auch schön von Ann grüßen, sie konnte nicht kommen, weil sie so viel für den Ball vorbereiten musste."

Ich seufzte auf. "Den habe ich ja schon wieder vergessen. Wer wir da noch einmal alles kommen?"

"Zum Glück niemand", erwiderte Pricilla, "Die Rebellen können doch nichts riskieren. Das ist der einzige Vorteil, ich muss nicht nett zu irgendwelchen aufgeblasenen Säcken sein, die mir auf den Arsch starren."

Ich kicherte. "Sehr charmant. Habt ihr eigentlich mitbekommen, dass Martha offiziell gehen musste? Sie wollen es beim nächsten Bericht so ankündigen, als wäre sie freiwillig gegangen."

"Offiziell?", fragte Sarah, "Und was passiert jetzt mir ihr? Behalten sie sie trotzdem noch hier?"

Ich nickte. "Klar, die anderen sind ja auch noch hier. Jedenfalls diejenigen, die bei dem Rebellenangriff noch hier waren."

Pricilla stellte ihre Kaffeetasse ab. "Dann wollen wir mal. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn Martha tatsächlich schon gegangen ist. Es könnte sogar sein, dass beim Ball noch eine gehen muss."

"Moment mal, wie wollen Sie das eigentlich den Familien erklären, dass Sie nicht nach Hause kommen?", fragte Sarah auf einmal.

"Offiziell heißt es, dass sie alle bis zur Hochzeit im Schloss bleiben. Danach werden sie auch gehen gelassen, denke ich. Denn dann ist sowieso alles entschieden", sagte Pricilla.

Ich stimmte ihr zu. "Und das müssen wie verhindern. Ich versuche es noch einmal bei Raven und wir überlegen uns alle einen Plan. Wir müssen jetzt zusammen halten."

"Weise Worte, Madame Caplan", sagte Pricilla spöttisch und erhob sich genau wie ich, "Dann möge der Kampf beginnen. Wir geben nicht kampflos auf."

"Ich dachte eine Prinzessin gibt sowieso niemals auf", neckte ich sie.

Sarah stimmte mir lachend zu. "Niemals. So steht es doch in allen Märchenbüchern. Was meinst du, wie deine kleine Schwester enttäuscht wäre, wenn die Prinzessin aufgibt, Dena."

Ich lachte ebenfalls, während Pricilla die Augen verdrehte. "Ist ja gut, wir geben gar nicht auf, zufrieden?"

"Definitiv zufrieden", erwiderte ich lächelnd.

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