-vierundfünfzig-

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Gasthaus, Urbina
Dena's Point of View:

"Und du bist dir sicher, dass niemand etwas von diesem Tunnel weiß? Wie ist das möglich? Das Schloss wird total gut bewacht und alle Wachen kennen es in- und auswendig, wie kann ein solcher Geheimgang unerkannt geblieben sein?", die Frau, deren Namen ich immer noch nicht kannte, schien genau so verwirrt wie ich zu sein. Ann und Sarah hingegen hatten sich keine Gedanken darüber gemacht, sondern Jus einfach blind vertraut. Das wunderte mich, da sie Jus nicht kannten und ich ihn praktisch mein ganzes Leben lang kannte und ihm trotzdem nicht so sehr vertraute, als dass ich durch einen dunklen Gang gehen würde.

"Magrit, natürlich kennen die Wachen den Tunnel. Nur sind die leider nicht mehr Herr über das Schloss. Ich denke nicht, dass die Rebellen in so kurzer Zeit alle Geheimgänge herausgefunden haben. Und selbst wenn, kann es uns egal sein. Wir sind entkommen, darauf kommt es an. Ich habe aufgepasst, dass niemand uns folgt, also besteht keinerlei Gefahr", sagte Jus ruhig. Ich zog die Stirn in Falten. Wie konnte er sich da so sicher sein? Sicher hatten die Rebellen bevor sie angriffen das Schloss genau unter die Lupe genommen, wie konnte Ihnen solch ein Eingang entgangen sein?

"Wir können nur hoffen, dass die Rebellen den Gang noch nicht kannten. Aber mich wundert es trotzdem, dass die Königsfamilie den Eingang nicht verschlossen hat. Schließlich ist er völlig frei in der Natur. Jeder, der in findet könnte einfach ins Schloss gehen, wie du damals. Wieso tun sie das?", Magrit sprach mir aus der Seele und leider hatte ich das Gefühl, dass Jus mehr wusste, als er wirklich sagte. Warum? Hatte er etwa etwas zu verbergen, was er uns nicht erzählen wollte?

"Das ist gar nicht so seltsam, wie ihr denkt. Als ich damals dort war, war es ungefähr zur Mittagsstunde. Mein Vater und ich hatten gerade Pause gemacht und deswegen hatte ich ein bischen die Gegend erkundet. Wahrscheinlich haben die Wachen, die den Zugang bewacht haben, gerade Schichtwechsel gehabt und sich nichts dabei gedacht, einmal kurz zu verschwinden. Denn wie gesagt, der Eingang ist wirklich im Nirgendwo, niemand wäre dort hingekommen", erklärte Jus. Es war so logisch und trotzdem klang es so falsch. Konnten sich königliche Wachen wirklich erlauben einfach wegzugehen, bevor die anderen kamen, die weiterbewachten? Anscheinend schon, sie waren wohl auch nur Menschen und hatten nicht gedacht, dass in dieser Zeit etwas passieren würde.

"Und zugeschüttet haben sie ihn nicht für eine Situation wie jetzt?", mutmaßte Ann, "Immerhin hat er uns jetzt das Leben gerettet und selbst die Königsfamilie wird wohl immer einen Plan B haben wollen. Ich kann verstehen, warum die das so gelöst haben. Es klingt zwar etwas merkwürdig, aber schlüssig ist es trotzdem. Ihr beiden müsst euch keine Sorgen machen."

Ich sah zweifelnd zu Ann, dann huschte mein Blick zu Magrit, die ebenso kritisch dreinsah. Jus sah eher erleichtert aus und nickte Ann dankend zu. Sarah interessierte sich mehr für ihre Nägel.
Ich wollte so sehr glauben, was die beiden sagten, aber solange ich keine Beweise hatte, würde ich misstrauisch bleiben. Andererseits, warum sollte Jus lügen? Was könnte er vor und verbergen wollen? Da es dazu auch keinen Grund gab, beschloss ich mir mein Misstrauen nicht anmerken zu lassen und nickte zustimmend.

"Wahrscheinlich wird es so gewesen sein. Ich bin ziemlich erleichtert, dass die Königsfamilie nicht zu dumm ist um ihr eigenes Schloss richtig zu kennen. Stellt euch vor in eurem eigenen Haus wäre ein Geheimgang und ihr würdet ihn nicht kennen", ich versuchte die Stimmung irgendwie etwas aufzulockern, aber nur Ann grinste. Sarah hörte gar nicht zu, Magrit war immer noch kritisch und Jus, von dem ich am meisten erwartet hätte, dass er erleichtert wäre, dass ich endlich nachgab und lachen würde, blickte finster drein und starrte grimmig auf den Tisch.

"Bei einigen Mitgliedern könnte ich mir vorstellen, dass sie zu dumm dafür sind", murmelte er leise, sodass ich es kaum verstehen konnte. Ich wusste auf wen er anspielte, aber überrascht war ich dennoch. Seit wann hatte er etwas gegen den Prinzen? Mir war schon ein paar Mal aufgefallen, dass er nicht wirklich mit ihm sympathisierte, aber so langsam glaubte ich nicht mehr, dass dies nur aus Eifersucht passierte, weil er ein Prinz war. Warum sollte Jus sich soetwas wünschen? Er war doch glücklich oder nicht?

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