Star Selection - never give up 2

-vierundsechzig-

Unknown
Dena's Point of View:

"Dann kanntest du meine Eltern wohl sehr gut", stellte ich fest.

"Naja, mit deinem Dad habe ich fast meine ganze Kindheit verbracht. Bis wir uns nach dem Casting getrennt haben. Und deine Mum kannte ich daher, wir hatten danach aber auch noch etwas Kontakt. Als ich aus Amerika zurück gekommen bin, haben wir uns sogar ein paar Mal getroffen und du hast mit unserer Tochter gespielt. Daran wirst du dich wahrscheinlich nicht mehr erinnern können. Das ist schon eine lange Zeit her, Dena", sagte John und lächelte seine Frau an.

"Wie heißt eure Tochter?", fragte ich neugierig.

Diesmal antwortete Soraya. "Marylin. Du wirst dich nicht mehr an sie erinnern können, aber als ihr gemeinsam gespielt habt, wart ihr gut befreundet."

"Wo ist sie jetzt?"

"Sie müsste auf ihrem Zimmer sein. Möchtest du sie kennenlernen?", fragte Soraya mit liebevollem Blick.

Ich schüttelte etwas zu schnell den Kopf, sodass sie enttäuscht nickte. "Nein.. also, so meinte ich das nicht.. Aber ich glaube.. Ich bin noch nicht bereit dafür. Ich bin gerade erst dabei so viel über meine Vergangenheit zu erfahren und muss das alles erst einmal einordnen", erklärte ich zaghaft.

John legte seiner Frau lächelnd eine Hand auf den Arm und nickte mir warm zu. "Das verstehen wir, du musst dich nicht entschuldigen. Wenn du Fragen hast, kannst du damit aber natürlich immer zu uns kommen. Wir werden versuchen es für dich so einfach wie möglich zu machen."

Ich lächelte ihn dankbar an. "Wo bin ich eigentlich? Immernoch in Urbina?"

Soraya war es diesesmal die mir antwortete. "Nein, wir wohnen in Lancester. Aber es ist nicht weit bis nach Urbina. Damals, als wir wieder nach Iléa gekommen sind, hatte John noch Kontakte zum Königshaus und konnte uns dadurch so eine gute Lage beschaffen."

Mit guter Lage meinte sie gute Lebensbedingungen. Je näher die Provinzen an Urbina waren, desto reicher waren die Leute und desto besser waren die Lebensstandards. Pashée lag an der Aussengrenze von Iléa, das bedeutete, dass wir auch einen sehr niedrig gestellten Rang hatten. Natürlich gab es schon lange die Kasten nicht mehr, aber nach der Neuordnung wurde Iléa in völlig neue Provinzen und dadurch in Ringe ausgeteilt. Wer im äußersten Ring, also auch in den äußersten Provinzen, wohnte hatte einen niedrigeren Standart.

Eigentlich gab es dadurch trotzdem noch diese Abgrenzung von Arm und Reich. Nur, dass heutzutage jeder zur Schule gehen konnte und jeden Job haben konnte, für den er sich qualifizierte. Man brauchte dafür keine hohe Stellung. Aber meist waren die gutbezahlten Jobs eher im Inneren Iléas, deswegen teilte es sich trotzdem eher danach auf. Viele hatten Familie und konnten nicht so weit weg von Zuhause arbeiten.

Soraya hatte extra eine günstige Wortwahl gewählt, aber was sie eigentlich damit sagen wollte, war, dass sie Glück gehabt hatten, nicht mit solchem Abschaum zusammen leben zu müssen. Und das tat weh. Fast wären mir die Tränen hohgestiegen.

"Warum hat Dad nicht seine Beziehungen zum Königshaus genutzt?", fragte ich mit zitternder Stimme.

John merkte man an, dass ihm diese Situation sichtlich unangenehm war. "Ich denke nicht, dass wir die Richtigen sind um dir das zu erzählen, Dena. Deine Mutter sollte diese Aufgabe übernehmen."

"Meine Mutter stirbt fast, weil meine Eltern anscheinend zu edel dafür waren sich alles schenken zu lassen. Wollten sie sich alles selber aufbauen oder wie? Sich nicht auf Beziehungen ausruhen? Dann war das nämlich sehr dumm! Ich verstehe sie einfach nicht!", rief ich sauer.

Soraya nahm meine Hand. "Dena, sieh mal. Deine Eltern werden ihre Gründe gehabt haben. Wenn du sie nicht kennst, solltest du nicht urteilen."

"Ich kann aber darüber urteilen, dass sie es mir nicht erzählt haben. Und das ist ja das Schlimme daran. Sie haben uns alle im Glauben gelassen, wir wären alle arm dran, obwohl sie eigentlich nur mal eben hätten den König anrufen müssen. Warum habe ich dann an diesem bescheuerten Casting teilgenommen?", so langsam steigerte ich mich in etwas herein, was ich eigentlich gar nicht wollte. Aber meine Wut auf meine Eltern wurde immer größer.