-sechsundreißig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Die Königin lachte erneut. "Das habe ich mir schon fast gedacht. Ich habe gehört, dass du dich sehr für Menschen eingesetzt hast?"

Ich warf ihr einen überraschten Blick zu. "Ich weiß nicht, wer Ihnen das erzählt hat, aber ich muss sie erneut enttäuschen. In meiner Kaste hat man keine zeit mehr sich für andere Menschen einzusetzen. Ich habe genug mit meiner Familie zu tun."

Das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand und wurde zu einem ernsten Gesichtsausdruck. "Ich weiß, entschuldige. Ich hoffe aber nicht, dass dies der Grund war, warum du dich hier angemeldet hast. Oder etwa doch?"

Ich sah sie mit durchdringenden Blick an, konnte aber nicht deuten worauf sie hinaus wollte. Also antwortete ich vage: "Es gibt verschiedene Gründe, warum ich hier teilnehme. Aber Sie sollten wissen, dass viele aus den unteren Kasten vor allem auf das Geld aus sind. Die restlichen sind so verzaubert von ihrer Wunschvorstellung eines Prinzen, dass sie die Realität nicht sehen wollen."

"Das heißt du findest nicht, dass Jonathan den Wunschvorstellungen eines Prinzen entspricht?", hakte sie nach.

"Ich denke, dass niemand den Wunschvorstellungen eines Prinzen entsprechen kann. Niemand ist perfekt. Aber ich denke, dass viele Ladys die Wunschvorstellung genau so verändern, dass Jonathan hinein passt. Es ist einfach der Reiz, einen Prinzen zu heiraten. Sie reden sich ein ihn zu lieben, ob sie es wirklich tun ist fraglich", erwiderte ich ehrlich.

Königin Camillia setzte sich auf eine Bank, von der man einen wundervollen Blick auf die Gartenanlage des Palastes hatte Un klopfte neben sich. Ich setzte mich unsicher.

"Also willst du damit sagen, dass das Casting nicht sinnvoll ist?", fragte sie.

"Ich will damit sagen, dass ganz sicher nicht alle Kandidatinnen noch hier sind, weil sie Jonathan lieben. Man kann innerhalb einer so kurzen Zeit sich nicht in jemanden verlieben. Höchstens schwärmen oder sich verknallen, aber Liebe braucht seine Zeit", antwortete ich.

Die Königin nickte. "Wer würde das besser wissen, als ich? Ich habe ganze 17 Jahre gebraucht um zu erkennen, dass ich Daemon liebe. Und sieh nur was aus uns geworden ist."

"Sie sind ein Vorbild für alle jungen Mädchen. Sie geben Hoffnung, Hoffnung darauf, dass auch normale Mädchen einen Prinzen heiraten können. Dass auch aus normalen Mädchen etwas werden kann. Darum geht es doch eigentlich nur, oder? Es geht gar nicht darum eine Frau für ihren Sohn zu finden", ich sah die Königin von der Seite an. Ich erwartete keine ehrliche Antwort, immerhin hatte sie bei meiner ersten Frage auch nicht die Wahrheit gesagt.

Sie wiegte den Kopf hin und her. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich das ganze noch nie aus dieser Perspektive betrachtet, aber du hast Recht. Es geht um Hoffnung. Aber der Grund für die Ladys aus den Nachbarländern ist, dass der Frieden bestehen bleiben muss. Noch haben wir keinen Krieg, aber es könnte bald dazu kommen. Deswegen haben wir zur Besänftigung die Prizessinnen aus den anderen Ländern eingeladen. Und wie es scheint, funktioniert es ganz gut."

Ich sah sie erstaunt an. Ich hatte nicht gedacht, dass die Königin so offen mit mir reden würde. Warum sollte sie mir soetwas sagen?

"Warum erzählen Sie mir das?", fragte ich.

"Ich dachte du wolltest es wissen", erwiderte sie.

"Ja, aber warum tun Sie das? Warum beantworten Sie mir diese ganzen Fragen? Würden Sie das bei allen tun?", ich war mir bewusst, dass diese Frage sehr eindeutig war, aber ich wollte es einfach wissen.

"Nein, würde ich nicht, Dena", antwortete sie ernst, "Aber ich weiß, dass du ebenso wie ich weißt, dass es bei diesem Casting um weit mehr als eine Heirat geht. Hier geht es um Leben und Tod. Um Frieden oder Krieg. Um Vertrauen oder Verrat."

Carolina, Iléa
Camille's Point of View:

Flashback:

"Cy", gerade verabschiedete ich mich von den letzten Hochzeitsgästen, da erschien Ash hinter einer Mamorsäule. Der ganze Ballsaal war so gut wir leer, nur ein paar Bedienstete sammelten Konfetti, Luftschlangen und sonstiges was auf dem Boden lag, auf.

Ich lächelte meinen Bruder an. "Hey Ash"

Er erwiderte mein lächeln und lehnte sich gegen eine Säule. "Und, wie fühlt es sich an frisch verheiratet zu sein?"

"Kann es sein, dass ich diese Frage schon ungefähr eintausend mal heute gehört habe?", fragte ich seufzend, grinste aber.

"Und was war deine Antwor?"

"Großartig. Wundervoll. Atemberaubend. Und noch ein paar andere tolle Wörter", erwiderte ich schukternzuckend, "Aber wenn ich es jetzt zu dir sagen müsste: Völlig normal. Sorry Daemon, falls du das Überwachungsvideo anschaust"

Wir beide mussten lachen. Es war befreiend nach dem ganzen Dauerlächeln einmal ehrlich zu lachen. Natürlich liebte ich Daemon. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Aber es tat gut auch darüber zu scherzen.

"Was ich dir eigentlich sagen wollte ist, dass Selina eben angerufen hat. Ihr und dem Baby geht es gut", erzählte er so beiläufig wie möglich.

Ich fing an breit zu lächeln. "Sie hat es bekommen? Wie schön! Ein Mädchen oder ein junge?"

"Ein Mädchen, sie und Louis lassen euch gut grüßen", erwiderte Ash, er lächelte ebenfalls. 

"Wie heißt die Kleine denn?", fragte ich neugierig und stellte ein paar Teller zusammen.

"Neyla. Es soll wohl eine Mischung aus Nevil und Armeyla sein. Ihre verstorbenen Eltern", erklärte er.

Ich hatte ihre Eltern gekannt. Früher.. als ich noch in Frankreich gewohnt hatte. "Schöner Name, ich freue mich für die beiden", lächelte ich.

Er nickte. "Wie heißen seine Eltern noch mal?"

"Demir und Natalie, glaube ich", erwiderte ich.

"Nade also", lachte Ashton, "Obwohl nein, Dena. Klingt viel besser"

Ich lächelte zustimmend. "Tatsächlich ein schöner Name. Ich freue mich, dass die beiden so glücklich sind. Wie läuft es eigentlich bei dir und Grace?"

Er zuckte mit den Schultern. "Kein Kommentar."

"So schlimm?", lachte ich.

Er machte einen gequälten Gesichtsausdruck. "Das wird noch."

"Camillia?", Daemon lehnte im Türrahmen und beobachtete uns.

Ich lächelte automatisch und kam auf ihn zu. "Na"

"Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich meine Ehefrau entführen würde? Wir wollen los, die Flitterwochen warten", Daemon nahm meine Hand und gab mir einen gespielt galanten Handkuss.

Ash verdrehte nur die Augen und nickte. "Klar, genießt die freie Zeit"

"Danke Ash, pass auf Grace auf", ich warf ihm einen Handkuss zu und folgte dann Daemon nach draußen.

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