-vierundsiebzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Tage verstrichen und Jonathan und ich wechselten kein Wort miteinander. Ich verbrachte immer mehr Zeit mit Dilan, traf mich ab und zu mir Sarah oder Ann, um auf dem Laufenden zu bleiben und lebte einfach. Sarah zufolge lief es ganz gut mit unserem Plan. Auch wenn die Rebellen es nach außen hin nicht zeigten, gab es wohl in ihrem Inneren große Unruhen und es drohte ein Führungswechsel.

Ich verließ gerade den Speisesaal, als Dilan mich einholte. "Was steht heute so an?", fragte er mich und legte lässig einen Arm um meine Schultern.

"Das sollte ich dich fragen. Mir sagt doch hier nie jemand etwas", erwiderte ich schulterzuckend.

Er grinste. "Ich weiß. Ich wollte eigentlich nur ein Gespräch anfangen", sagte er unschuldig.

Ich schlug ihm lachend gegen die Schulter. "Ziemlich schlechter Weg, Sherlock. Also? Was steht heute an?"

"Du hast heute drehfrei", erwiderte er grinsend, "Hast du Lust was zu unternehmen? Und bevor du was sagst, ich habe schon was vorbereitet."

"Das darf ich?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue, "Ziemlich locker für eine Gefangene, meinst du nicht? Eigentlich müsste ich meine freie Zeit doch in der Zelle verbringen."

"Mein Job steht auf dem Spiel, also nein, du darfst es nicht, aber was soll's?", er grinste, "Um Zeit mit dir zu verbringen, nehme ich das gerne in Kauf."

Ich lächelte. Dilan ließ mich immer wieder vergessen, in welcher Lage ich mich eigentlich befand. Mit seinem süßen Lächeln und seiner lustigen Art, heiterte er mich immer wieder auf und ich wusste, dass ich immer zu ihn kommen könnte. Ich war mir sicher, dass die Rebellen es nicht gerne sahen, wenn wir so viel Zeit gemeinsam verbrachten, aber solange sie nichts dagegen taten, genoss ich die Zeit.

"Wir treffen uns nach dem Mittagessen an der Eingangstür", sagte Dilan fröhlich und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er verschwand.

Mit einem Lächeln auf den Lippen sah ich ihm nach und konnte das Mittagessen kaum erwarten.

Aber vorher stand ein Manipulationsgespräch mit Raven an. Beim letzten Treffen hatte die Königin mir aufgetragen zu versuchen zu ihr durchzudringen, da wir eigentlich beste Freundinnen waren. Nicht einmal sie daraufhinzuweisen, dass wir uns mittlerweile hassten, hatte sie von ihrer Idee abbringen können. Trotzdem war ich nicht besonders motiviert einen auf 'liebe, unschuldige Dena' zu machen um den bösen Drachen zu besänftigen.

"Wenn man vom Teufel spricht", Raven tauchte mit ihrer hochnäsigen Miene vor mir auf und blickte spöttisch auf mich herab. Wir waren zwar ungefähr gleich groß, aber während ich mich eher klein machte, baute sie sich wie der Eifelturm vor mir auf.

Entschlossen nahm ich die Schultern zurück. "Du hast über mich gesprochen, wie nett. Dürfte ich wissen, worum es ging?", fragte ich lächelnd und verkniff mir, dass ich ebenfalls an sie gedacht hatte.

"Ich denke dazu hast du keinerlei Recht", antwortete sie, "So ungern ich das aber auch sage, ich brauche deine Hilfe und du wirst es bereuen, wenn du mich nicht anhörst, glaub mir."

Mein Lächeln wurde breiter. "Dann lass mal hören, es gibt da nämlich auch etwas, was ich mit dir bereden möchte", sagte ich kurzum und sah sie gespannt an. Obwohl es nichts Gutes sein konnte, wobei sie mich brauchte, wollte ich es unbedingt wissen.

Sie zog die Augenbrauen hoch, als würde sie sich darüber wundern, dass ich sofort zustimmte.
"Gut..", meinte sie etwas zögerlich und drehte sich dann um, "Folg mir"

"Das war doch mal einfach", murmelte ich und folgte ihr dann, "Vielleicht zu einfach.."

"Was?", fragte sie mich misstrauisch, als ich neben ihr war.

Ich schüttelte bloß den Kopf. "Nichts, alles gut."

Das würde ja mal lustig werden.

Ann's Point of View:

"Glaub mir, nur weil ich jetzt mit dir rede, heißt das nicht, dass ich auf deiner Seite bin", zischte Medina mir zu.

Überrascht sah ich sie an.

Eigentlich war es klar, dass sie auf unserer Seite war, denn erstens war sie schon immer gegen die Rebellen gewesen und zweitens hätte sie uns sonst schon längst verraten. Genau wie alle anderen. Die kannten zwar nicht unsere Pläne, aber sie wussten, dass wir eigentlich nicht zum Personal gehörten und hielten trotzdem dicht.

Trotz der Klarheit, hatte Meddy seitdem wir hier angekommen waren nicht mehr mit mir geredet. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es tatsächlich durchziehen würde, aber anscheinend war sie konsequenter, als ich vermutet hatte. Umso mehr freute ich mich, dass sie wieder mit mir sprach.

"Das heißt du brauchst meine Hilfe", stellte ich fest und lud die restlichen Teller auf den kleinen Rollwagen. Nach dem Frühstück hatten wir immer am meisten Arbeit, da viele Leute nur morgens hier aßen.

"Bilde dir bloß nichts drauf ein, aber du warst schon immer gut in solchen Sachen", erwiderte sie.

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Ich nehms trotzdem mal als Kompliment. Jetzt bin ich gespannt, was willst du?"

"Ich muss mich hier rausschleichen. Heute Nacht", antwortete sie und sah auf den Boden, "Hilfst du mir?"

Ich begann zu grinsen. "Wenn du mir den Grund verrätst, lässt sich da sicherlich was machen."

"Hey! Ihr da! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, wie ihr wisst", fauchte uns eine Küchenhilfe an.

Medina verdrehte die Augen und schon den Wagen weiter. "Die können froh sein, dass wir überhaupt helfen. Immerhin ist das offiziell nicht die Aufgabe einer Zofe."

Ich grinste. So kannte ich sie.

"Also?"

"Also was?"

"Also warum musst du raus?"

Sie sah sich um und dämmte ihre Stimme. "Weil du eine unglaubliche Nervensäge bist. Eine neugierige Nervensäge."

Ich verdrehte lachend die Augen. "Sag schon."

"Ich hab da jemanden kennengelernt..", fing sie an.

Ich wackelte grinsend mit den Augenbrauen. "Wie heißt er? Wer ist es? Woher kennst du ihn? Sieht er gut aus?"

Ihr Lächeln wurde breiter. "Ich weiß noch total wenig über ihn, aber er ist einfach ein Traum. Er arbeitet teils auch hier im Schloss. Aber hilft beim Dreh. Ich habe also nicht ewig diese Chance. Wenn die Dreharbeiten vorbei sind, werde ich ihn nie wieder sehen.."

Ich nickte verständnisvoll. "Dann muss es wohl heute Nacht sein. Wohin musst du?"

"Wir treffen uns bei der alten Eiche. Um Mitternacht. Irgendwie gruselig, aber deswegen noch süßer, findest du nicht?", fragte sie träumerisch.

Ich grinste. "Klar. Wie heißt er noch mal?"

"Dilan", erwiderte sie, "Und er sieht unglaublich gut aus."

"Hallo?! Heute noch!", die nervige Küchenhilfe keifte uns wieder an und wir schoben den Wagen kichernd in Richtung Küche. Ich freute mich, dass Medina und ich wieder miteinander redeten und es langsam wieder normal zwischen uns wurde.

Da fehlte nur noch ein guter Plan und Dilan und Medina würde nichts mehr im Weg stehen.

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