-einundsiebzig-

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Schloss, Iléa
Ann's Point of View:

"Ganz ruhig, Schwester, wir haben schon viel schlimmere Situationen überstanden", flüsterte ich Sarah zu, die direkt neben mir stand und ihre Rolle tausend Mal besser spielte als ich.

Sarah lächelte leicht. "Ann, ich bin ruhig. Aber wenn du dich besser fühlst, wenn du die Starke spielst, mach ruhig weiter. Ich werde dann mal der feinen Miss Raven ihre koffeinfreie Soja Latte ohne Zusatzstoffe und Zucker bringen. Mal sehen, was sie macht, wenn sie bemerkt, dass da doch Zucker drin ist. Und das ordentlich."

Dieses teuflische Grinsen war total untypisch für Sarah und auch ihre Sicherheit verschaffte mir ein mulmiges Gefühl. Seit wann war sie die Mutige von uns beiden?

"Sar das ist keine gute Idee. Wir dürfen nicht auffallen", hielt ich sie zurück und beobachtete währenddessen weiter den Dreh, "Außerdem könnte uns jemand erkennen und dann wären wir vollkommen aufgeflogen."

Sarah verdrehte die Augen. "Seit wann bist du denn so langweilig, Schwesterherz?"

Wütend funkelte ich sie an. Sie wusste ganz genau, dass ich es hasste, wenn sie spaßhaft so herablassend mit mir sprach. "Jetzt hör mit mal gut zu! Nur weil ich einen gesunden Menschenverstand habe, heißt das nicht, dass ich langweilig bin, klar? Was ist nur los mit dir, verdammt?"

"Mit mir ist nichts los. Nur weil ich auch mal meinen Spaß im Leben haben möchte, muss ich mir das nicht von dir vermiesen lassen. Warum bist du so angespannt?", fragte sie genervt und nahm das Getränk in die Hand.

"Ich bin nicht angespannt!", rief ich schon fast, "Und jetzt hör auf einen auf cool zu tun, sonst erregst du viel zu viel Aufmerksamkeit."

"Wenn du so weiterschreist, bist du wohl eher diejenige, die Aufmerksamkeit erregt. Der Typ da guckt schon so komisch zu uns rüber", erwiderte sie ungerührt.

"Noch ein Grund sich unauffällig zu verhalten", konterte ich.

"Lass das mal meine Sorge sein. Später wirst du mir dankbar sein, weil du auch mal wieder Spaß hattest", antwortete sie mit einem Augenverdrehen.

Die Drehpause begann und ich beschloss Sarah in Ruhe zu lassen. Sollte sie doch tun und lassen, was sie wollte. Hauptsache ich wurde da nicht mit reingezogen.

Gerade war Sarah fast bei Raven angekommen, da packte mich jemand am Arm und so musste ich meine Augen von der Szene abwenden.

"Was-", setzte ich an und verstummte dann sofort wieder, als ich sah, wer meinen Arm genommen hatte.

"Ich dachte zuerst du wärst es nicht", flüsterte er, "Ich habe gehofft du wärst es nicht."

Ich starrte ihn entsetzt an. "Jus, ich-"

"Sag nichts", unterbrach er mich, "Ich will gar nicht wissen, warum du hier bist und wie viele noch mit dir gekommen sind. Je weniger ich weiß, desto sicherer."

"Aber-", ich stoppte mich selber, "Heißt das, dass du mich gehen lässt?"

"Erwartest du das etwa von mir, Ann? Ich bin dein Feind, wie kannst du von mir verlangen euch alle laufen zu lassen? Weißt du eigentlich vor welche Entscheidung ihr mich stellt? Ich sollte vernünftig handeln und euch mitnehmen, denn sonst ist das der Untergang von den Rebellen und ich gehöre nun mal zu ihnen", fuhr er mich an und raufte sich die Haare.

"Tust du nicht, Jus! Wir beide wissen, dass du zu uns gehörst. Du kannst wieder zu uns wechseln, glaub mir, niemand wäre dir böse oder-", sagte ich verzweifelt.

"Darum geht es nicht, Anna", erwiderte er ernst. Wenn er mich beim ganzen Namen nannte, war es wirklich brenzlig, wobei er immerhin nicht meinen komplett-, "-len", ok nun hatte er ihn doch ausgesprochen. Alarmstufe rot. "Die Rebellen waren soetwas wie meine zweite Familie. Ich hatte einen Zufluchtsort bei ihnen, sie haben mir aus der Scheiße geholfen. Ich bin ihnen etwas schuldig."

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