-dreiundsechzig-

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Schloss, Iléa
Raven's Point of View:

Ich unterhielt mich gerade mit Kathleen, als mein Vater ohne Klopfen ins Zimmer stürmte und mich wütend ansah. "Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Ohne Gewalt, Raven! Was soll das? Denkst du die Zuschauer wollen eine Prinzessin mir gebrochenen Armen? Und die Aktion mit dem Kuss war auch total daneben. Ich habe schon mit Yasminé gesprochen. Es war also deine Idee?"

Kathleen sah kurz zwischen uns hin und her und murmelte etwas Unverständliches, bevor sie schnell den Raum verließ. Nicht nur mir war es bewusst, dass man mit meinem Vater lieber nicht spaßen sollte, wenn er wütend war.

Er starrte mich immer noch sauer an. "Ich bin wirklich enttäuscht von dir, Raven. König Daemon und Prinzessin Pricilla können wir damit schon mal auf jeden Fall vergessen. Sie werden auf keinen Fall zustimmen. Und Königin Camillia auch nicht, diese Aktion ist wohl nach hinten losgegangen."

Ich seufzte leise und hob entschuldigend die Hände. "Ich habe den Prinzen überzeugt und das ist doch das Mindeste, oder? Klar, ich weiß selber, dass das ne doofe Aktion war, aber wir können auch einen Bericht nur mit dem Prinzen machen. Und wenn du das wirklich machen willst, sollten wir langsam mal loslegen. Morgen ist normalerweise die Live-Sendung und wir können es ja wohl kaum live machen. Sonst könnten die alles zerstören."

"Es geht jetzt nicht um den Bericht, Raven", mein Dad schien anscheinend immer noch sauer zu sein, "Du kannst mich nicht einfach ablenken. Du hast meine Anweisungen missachtet und obwohl du meine Tochter bist, wird das Konsequenzen haben. Die meisten waren schon nicht begeistert, als ich dir überhaupt die Aufgabe übertragen habe, jetzt musst du eine gerechte Strafe bekommen."

Entsetzt sah ich meinen Vater an. Das konnte er doch nicht machen. Normalerweise wurden diejenigen, die seinen Anweisungen nicht folgten, ausgepeitscht oder noch Schlimmeres. Würde er das wirklich auch bei mir machen? Bei seiner eigenen Tochter?

"Aber Dad-", fing ich an, aber er brachte mich mit einer Kopfbewegung zum Schweigen.

"Ich möchte das nicht tun, Raven, aber ich muss. Ich habe viele Gegner, selbst unter den Rebellen, das weißt du. Also lass mich bitte meine Pflicht tun", sagte er ruhig und sah mich nicht direkt an.

Ich schwieg. Was hätte ich auch dazu sagen sollen? Wie konnte mein eigener Vater mich nur Auspeitschen lassen wollen? Andererseits konnte ich ihm auch nicht widersprechen, denn er hatte Recht. Er hatte verdammt recht. Wenn man unter Rebellen lebte, war es wie bei den Wölfen. Wenn man sich nicht genug beweisen konnte, fielen die anderen über einen her.

"Und was willst du jetzt tun?", fragte ich bissiger, als es eigentlich gemeint war.

"Raven, du verstehst es nicht oder?", jetzt sah er mich an, "Ich versuche nur, dass wir überhaupt überleben könnn. Willst du etwa nicht, dass wir endlich die Königsfamilie auslöschen? Dass wir endlich das Ziel langjähriger Generationen erreichen? Wir sind so kurz davor!"

"Dad, es geht nicht immer nur um diesen blöden Rebellenscheiß, okay? Sondern um Familie. Bedeutet dir die Familie etwa nichts? Bedeuten dir Mum, Mila und ich dir etwa nichts?", fragte ich verbittert und wütend.

"Natürlich, Ray. Du lenkst vom Thema ab! Bisher haben wir Familie und das hier doch auch immer unter einen Hut bekommen, warum nicht jetzt? Nur weil ich Gerechtigkeit kenne, heißt das nicht, dass ich euch nicht liebe. Euch alle drei, das weißt du", sagte er zwar sanft, aber auch bestimmt.

"Nein, irgendwie weiß ich das in letzter Zeit nicht mehr so genau. Du bist so fixiert auf den Untergang des Königshauses, sodass wir dich gar nicht mehr interessieren. Mir ist es egal, was die anderen von dir denken, du kannst doch nicht deine eigene Tochter auspeitschen lassen!", auf einmal war mein Verständnis für ihn wie weggeblasen, ich war einfach nur noch enttäuscht, wütend und verzweifelt.

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