-fünfzehn-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Ich lachte nervös auf.
"Natürlich kenne ich ihn, wer kennt den Prinz nicht?"

Königin Camillia lächelte sanft. Ihr Lächeln hatte etwas wissendes an sich, als würde sie mich verstehen, wissen in welcher Situation ich mich befand. "Ich bin mir sicher, sie würden mir nichts verschweigen, nicht wahr, Miss Caplan?"

Meine Wangen wurden heiß. Was sollte ich nun sagen? Sie anlügen, obwohl sie wahrscheinlich die Wahrheit schon kannte und dann als Lügnerin dastehen? Oder die Wahrheit sagen und damit vom Casting ausgeschlossen werden? Ich wusste, was das richtige war. Aber das richtige war nicht immer die einfachste Lösung, nicht immer der bequemste Weg. Aber mein leben war noch nie bequem gewesen, das war es für niemanden.

"Warum fragen sie mich das, eure Majestät?", fragte ich mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue," Ich gehe davon aus, dass sie die Antwort schon kennen."

Das wissende Lächeln verwandelte sich in ein leicht amüsiertes Grinsen ihrerseits. "Lady Dena, ich weiß viel, sehr viel. Aber auf was ich sehr viel Wert lege ist Ehrlichkeit. Ich möchte von Ihnen selbst hören, ob sie meinen Sohn schon einmal getroffen haben und dadurch irgendeine Bindung zu ihm haben."

Ich schluckte, nickte dann aber leicht. Ich würde die Wahrheit sagen müssen. Selbst wenn das der Ausschluss vom Casting bedeuten würde. "Ja, ich hatte eine Begegnung mit dem Prinzen. Wir haben uns nicht unterhalten, deswegen rechne ich mir auch keine höheren Chancen ein. Trotzdem kann ich es verstehen, wenn Sie mich nun vom Casting ausschließen müssen."

Die Königin nickte. "Danke für Ihre Ehrlichkeit. Ich werde Sie jetzt auf ihr Zimmer bringen lassen. Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Prüfung, für viele Ladys wäre es viel schwieriger gewesen ein Gespräch mit mir zu führen, als die letzten beiden Aufgaben zu erfüllen."

Leicht verwirrt stand ich auf und ließ mich von den beiden Wachmännern, die nun in den Raum gekommen waren, rausführen. Dieses Gespräch war doch mal interessant gewesen..

Als ich also in unserem Zimmer ankam und die nervigen, steifen Wachen - die mir übrigens nicht einmal beantworten konnten, wo ich Ray und Rosie finden konnte - endlich los war, legte ich mich erst einmal ins Bett und zog mir den Trainingsanzug aus. Wahrscheinlich waren die anderen beiden noch mit der Prüfung beschäftigt, also würde ich sie erst beim Mittagessen wiedersehen.

"Miss Caplan? Was machen Sie denn schon hier? Müssten Sie nicht eigentlich noch die Prüfung machen?", Fanny kam mit einem Korb voll Wäsche in den Raum und sah mich verwirrt an.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, es gab eine kleine Unterbrechung.. Ich durfte früher gehen."

Sie runzelte die Stirn, fragte aber nicht weiter nach. "Dann gehen Sie doch zu den anderen Ladys in den Damensalon! Die meisten warten dort bis sie dran sind, das wäre doch eine gute Gelegenheit um sich besser kennenzulernen."

Ich stöhnte genervt auf. "Das kann ich doch auch noch beim Mittagessen machen." Trotzdem stand ich auf, da ich wusste, dass ich gegen Fanny keine Chance hatte. Sie war nicht die schüchterne Zofe, wie Lilian, sondern eher wie eine strenge, aber trotzdem liebevolle Mutter für uns.

Sie hatte mir schon ein Tageskleid rausgehängt, in welches ich jetzt schlüpfte, mich widerwillig von ihr schminken ließ und steckte meine Haare selbst zu einem Dutt hoch. Dann knickste ich einmal übertrieben, was sie mit einem Augen verdrehen und einem Klaps auf die Schulter quitierte. Schließlich verließ ich lachend das Zimmer.

Ich lief die langen Gänge entlang, wobei ich mich bestimmt schon zehn mal verlaufen hatte - und das, obwohl ich immer wieder Angestellte, Diener oder wachen nach dem Weg zum Damensalon fragte. Viele hatten sogar angeboten mich zu bringen, aber irgendwie fand ich es lustig zu raten, wohin ich musste. Trotz der missglückten Prüfung und dem merkwürdigen Gespräch mit der Königin war ich seltsam gut gelaunt. Vielleicht lag es daran, dass Alarya und Ismey ausgezogen waren, vielleicht hatte ich auch einfach nur einen guten tag erwischt.

Irgendwann kam ich dann aber im damensalon an, der - wie Fanny gesagt hatte - relativ gut gefüllt war. Die meisten Ladys hatten Trainingsanzüge an, manche aber auch ein Kleid, weil sie entweder nur so hier waren, wie ich, oder schon durch waren. Ich schlich mich möglichst unauffällig zum Kamin und setzte mich dort auf einen gemütlichen Sessel. Leise Klaviermusik, die von der Prinzessin aus Russland gespielt wurde, verschaffte dem ganzen Raum etwas sehr gemütliches.

Prinzessin Samantha aus Litauen und Prinzessin Elaine aus England tranken zusammen Tee, andere Ladys oder Prinzessinnen unterhielten sich einfach nur fröhlich, oder lasen etwas. Ich lächelte in mich hinein. Hier kam es mir gar nicht vor, wie in einem Casting, sondern eher wie in einem alten Klassentreffen. Natürlich unterhielten sich viele über den Prinzen, über Make-up, Kleidung und die neusten Trends, aber niemand schien an den 'Wettbewerb' zu denken.

Dachte ich zumindest bis zu diesem Moment. Denn genau in dem Moment erhob die Prinzessin aus Belgien die stimme, sodass sogar das Klavierspiel verstummte. "Du bist so fett und hässlich, Martha", sie lachte gehässig, "Ich weiß wirklich nicht, warum du überhaupt hier sein darfst. Du hast es höchstens verdient den Schweineprinz zu heiraten, denn gen das bist du: dreckig, hässlich und fett"

Die Lady, die anscheinend Martha hieß, sah ihre Nachbarin schnippisch an. "Ach Kathleen, du warst schon immer so eifersüchtig auf mich. Nur weil deine Eltern dich hassen musst du keine Lügengeschichten erzählen"

Alle im Raum betrachteten das Geschehen. Ein paar feuerten die beiden sogar an, was ich mit einem bösen Blick quitierte.
Prinzessin Kathleen zog ihre Augenbrauen zusammen und betrachtete Lady Martha, die wirklich nicht dick war, sondern eine völlig normale Figur hatte, mit zusammengekniffenen Augen. "Meine Eltern leben wenigstens noch", erwiderte sie mit einem gehässigem Lächeln.

Das schien Martha zu treffen, denn sie schwieg und stürmte aus dem Raum. Ich überlegte ihr hinterherzulaufen, aber im Moment wollte ich mir erstens keine Feinde machen, zweitens hatte Martha ebenso fiese Dinge gesagt und drittens liefen ihr schon zwei andere Mädchen hinterher, die ich nicht sonderlich kannte. Also beobachtete ich Kathleen, die mit genugtuende grinsen so tat, als wäre nichts geschehen, obwohl sie genau wusste, dass alle das Geschehen beobachtet hatten.

"Die letzten Ladys werden nun die Prüfung antreten. Die Prinzessinnen sind nach dem Mittagessen dran. Also kommen nun: Lady Cara, Lady Candis und Lady Martha!", eine junge Frau war in den Raum getreten und rief die letzten Lady auf. Von denen waren aber nur zwei anwesend..

"Wo ist Lady Martha?", fragte die Frau streng und sah sich suchend um, "Weiß es jemand."

"Wahrscheinlich auf dem Weg zu ihren Artgenossen. Der Schweineprinz wird sich sicher freuen", kicherte Prinzessin Lavinya, die aus den Niederlanden  angereist war und sich sehr gut mit Kathleen verstand.

Die Frau warf ihr einen gelangweilten Blick zu. "Da haben wir ja schon eine freiwillige, die Lady Martha suchen wird. Suchen Sie sich doch jemanden aus, der Sie begleiten darf, Prinzessin Lavinya."

Da sich natürlich niemand freiwillig meldete und Lavinya sich nicht entscheiden konnte ob sie Kathleen wählen sollte, die ihr das ewig nachtragen würde, oder irgendjemanden, den sie nicht kannte, entschied die Frau schließlich, dass Prinzessin Elaine sie begleiten sollte.

Da hob ein Mädchen schüchtern die Hand. "Lady Filine. Jetzt haben wir leider schon jemanden gefunden", meinte die Frau leicht genervt.

Lady Filine schüttelte den Kopf. "Ich wollte etwas fragen. Wer sind sie?"

Die Frau lächelte leicht. "Oh. Ich bin Adria, die beste Freundin der Königin."

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