-sechsundsiebzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

"Zum Glück ist die Sitzordnung heute so, dass wir kurz reden können", raunte Pricilla mir zu. Wir saßen alle zusammen im Speisesaal zum Mittagessen. Ich war etwas aufgeregt, weil ich mich gleich mit Dilan treffen würde, aber auch niedergeschlagen wegen Jonathan.

"Hast du das kleine Mädchen gefunden?", fragte ich sie neugierig.

Sie schüttelte den Kopf. "Sie schon, aber sie hatte die Kamera schon ihrem Bruder gegeben. Wie gesagt, der arbeitet beim Drehteam. Und jetzt kommst du ins Spiel: Du triffst dich ja gleich mit diesem Dilan, richtig?"

Ich runzelte die Stirn. "Woher weißt du das?"

"Das ist egal. Jedenfalls ist die kleine seine Schwester, das heißt er hat die Kamera. Du musst sie ihm irgendwie wegnehmen oder ihn dazu bringen das Video zu löschen", sagte sie.

Ich runzelte die Stirn. "Aber Dilan ist doch auf unserer Seite. Er arbeitet da nur, weil er Geld für seine Familie braucht. Wenn ich ihm das erkläre, wird er es sicher löschen."

Sie zuckte mit den Schultern. "Dann ist ja gut. Hauptsache es ist weg, sonst wird das Volk uns nach dem nächsten Bericht hassen. Der ist übrigens schon heute Abend, also leg dich ins Zeug."

Ich nickte und stand dann auf. Ich hatte zwar nicht aufgegessen, aber ich hatte schon lange damit aufgehört den Rebellen irgendeinen Respekt zu erweisen. Und vor dem heutigen Abend konnten sie mir nichts antun.

Mit einem seltsamen Gefühl machte ich mich auf den Weg zur Eingangshalle und tatsächlich stand Dilan dort schon an eine Säule gelehnt. Als er mich sah, machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. Ich musste ebenfalls grinsen.

"Hey Fremder", flüsterte ich, als ich direkt vor ihm stand, "Ich suche jemanden. Haben Sie vielleicht einen unglaublich gutaussehenden Typen hier vorbei gehen sehen?"

Er lachte nicht, zwang sich aber zu einem Lächeln. "Komm, ich zeige dir was ich vorbereitet habe."

Damit drehte er sich um und ohne ein weiteres Wort folgte ich ihm. Ich war etwas verwirrt, aber versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Normalerweise alberten wir  zusammen sehr viel rum, aber gerade ging er auf nichts ein.

"Was ist es denn?", fragte ich neugierig, während ich neben ihm her ging.

"Wenn ich es jetzt sagen würde, wäre es doch gar keine Überraschung mehr", erwiderte er.

"Ich hasse Überraschungen", seufzte ich und versuchte anhand des Weges herauszufinden, was er geplant hatte.

"Ich weiß auch nicht, wer dann die junge Dame gestern war, die mir gesagt hat, dass sie Überraschungen liebt", sagte er daraufhin und grinste leicht.

Ich lachte. "Ich ganz bestimmt nicht", meinte ich, weil ich dachte, dass er es als Spaß meinte. Ich hatte Überraschungen schon immer gehasst.

Er grinste. "Jaja, lüg nur schön weiter, ich weiß es ja."

Langsam wurde ich verwirrt. "Ich habe nie gesagt, dass ich Überraschungen mag, Dilan. Wovon redest du?"

Er blieb stehen. "Kommt jetzt gleich der Moment, wo du zu lachen anfängst und sagst, dass du mich verarscht hast?"

Ich schüttelte langsam den Kopf. "Nein. Vielleicht verwechselst du einfach was, halb so wild. Aber nur, dass du es dir merkst: Ich hasse Überraschungen."

Er nickte erleichtert und ging dann weiter. "Ich mag dich wirklich, Dena."

Ich sah ihn überrascht von der Seite an und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "D-danke. Ich mag dich auch, aber wie kommst du jetzt drauf?"

"Weil es die Wahrheit ist", sagte er.

Ich lachte leicht. "Sicher? Es muss doch irgendeinen Grund haben."

"Nein, einfach so", er schüttelte den Kopf, da musste ich an eine ähnliche Situation mit Jonathan denken.

"Ich bin wirklich froh, dass du hier bist und nicht deine Cousine, die dich dazu genötigt hat", lächelte der Prinz.

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Und Sie haben ein gutes Gedächtnis, ja? Das mit der Cousine ist die Standard Antwort von mindestens 50% von den Teilnehmerinnen hier, also kann ich es Ihnen dennoch nicht verübeln."

"Mist, Sie zählen anscheinend nicht dazu?", fragte er mir einem schrägen Grinsen.

Ich schüttelte den Kopf. "Und es war auch nicht meine Schwester", lachte ich, "In gewisser Weise habe ich es für mich alleine entschieden. Und zwar wegen des Geldes. Denken Sie über mich, was Sie wollen, aber ich bin nur ehrlich."

"Ich mag Sie, Dena", sagte er völlig überraschend.

"Wie kommen Sie jetzt darauf?", erwiderte ich verwirrt.

"Es ist die Wahrheit", antwortete er schlicht.

"Also sagen Sie zu jedem Menschen, den Sie mögen, dass es so ist? Ziemlich mutig, würde ich sagen", stellte ich fest.

"Nein, nicht zu jedem. Aber bei manchen Menschen habe ich Angst, dass es irgendwann zu spät sein könnte und ich will nicht bereuen es nicht gesagt zu haben", erklärte er.

Ich sah ihn nachdenklich an. "Und ich bin einer dieser Menschen?"

"Nein. Sie sind eine von der Sorte, bei der ich es nicht erwarten konnte es zu sagen. Denken Sie von mir, was sie wollen, Ich bin nur ehrlich", antwortete er lächelnd.

Seine Antwort hatte mir mehr gefallen, schoss es mir durch den Kopf und ich verdrängte den Gedanken gleich wieder. Ich war hier mit Dilan und nicht mit ihm und ich sollte niemanden vergleichen, denn so etwas hatte Dilan nicht verdient.

"Ich sage das, weil ich das, was ich dir gleich sage, nichts daran ändert, dass ich dich mag", fuhr Dilan fort und sag mich aufmerksam an, "Ich möchte dich warnen. Vor der Königsfamilie. Ich habe ein Video von der Prinzessin und dir, frag nicht woher, und ich habe gesehen, wie sie mit dir umgehen und trotzdem hast du heute beim Essen mit ihr geredet. Halt dich bitte von Ihnen fern, Dena."

Ich war irgendwie froh, dass er das Thema von sich aus auf das Video gelenkt hatte, andererseits hieß das auch, dass er es definitiv bekommen hatte.

Ich lächelte ihn beruhigend an. "Mach dir keine Sorgen, das war ein Missverständnis, Dilan. Aber apropos Video, hast du es jemandem gezeigt? Wie gesagt, Pricilla und ich sind irgendwie befreundet. Sie meinte nichts davon, was sie gesagt hat."

Er sah mich skeptisch an und betrat einen Raum. Ich folgte ihm und sah mich um, er war nichts besonderes, vielleicht wollte er einfach nur reden.

Er sah mich verwirrt und besorgt an.

"Tut mir leid, wenn das nicht so gemeint war, aber ich habe das Video nicht mehr."

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