36. Länge der Kapitel

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Hallo meine Lieben, endlich finde ich mal wieder Zeit, mich dem Blog zu widmen. Heute habe ich mir ein Thema ausgesucht, bei dem sich die Geister gewiss scheiden. Nämlich: Die Länge der Kapitel.

Um eines gleich vorweg zu sagen: Das hier ist meine persönliche Meinung, der ihr euch nicht anschließen müsst. Wie immer werde ich euch am Ende nach euren Ansichten fragen – davon lebt der Blog schließlich.

Befassen wir uns nun mit der Thematik. Die perfekte Länge für ein Kapitel.

Ich glaube, man muss hier unterscheiden, da es auch sehr auf die Art der Story ankommt. Kurzgeschichten dürfen/sollten kürzere Kapitel haben, als eine „normale" Geschichte. Die Kapitel der Kurzgeschichten können sogar extrem knapp bemessen sein, so lange sie aussagekräftig genug sind, um den Leser zu fesseln und einen gewissen Inhalt aufweisen.

Bei normalen Storys sieht es jedoch anders aus. Ich plädiere aber dafür, dass der Prolog und Epilog, sofern man mit diesen arbeitet, weitaus kürzer sein dürfen, als die eigentlichen Kapitel.

Doch wie lange sollten diese sein? 2000, 3000, 4000 Wörter?

Gerade für Schreibanfänger stellt es eine große Herausforderung dar, eine Wortanzahl dieser Menge zu fabrizieren, denn sie beschränken sich am Anfang oftmals nur auf das Nötigste.

Eine Freundin von mir hat vor 3 Jahren mit 1000 Wörtern pro Kapitel angefangen. Heute schreibt sie mühelos zwischen 2000 und 3000. Und ihre Kapitel sind dadurch nicht schlechter, sondern besser geworden, was natürlich auch mit ihrer allgemeinen Entwicklung zusammenhängt.

Natürlich soll man den Inhalt nicht unnötig aufplustern, dann wäre man am Thema vorbeigeschossen, doch man lernt im Laufe der Zeit, dass man seine Kapitel anders aufbaut und vielleicht Dinge einfügt, denen man vorher keinerlei oder wenig Beachtung geschenkt hat.

Was das für Dinge sind? Zum Beispiel Nebencharaktere. Auch sie brauchen in der Story ihren Raum und können eine Geschichte sogar richtig beleben oder zwischendurch auffrischen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema.

Ich selbst halte eine Anzahl ab 2000 Wörtern aufwärts, bis zu 4000 Wörtern maximal, für angemessen. Warum das so ist? Nun, ich lese gerne, aber wenn ein Kapitel dann nur 1000 oder 1500 Wörter hat, bin ich gerade mitten im Lesefluss, wenn dieses zu Ende ist. Es fühlt sich an, also ob der Autor keine Lust mehr hatte oder als ob ihm die Ideen ausgegangen sind und er einfach nur froh war, das Kapitel beenden zu können. Es fühlt sich an, als ob er nur die Hälfte ausgearbeitet hat. 1000 Wörter sind nicht viel, wenn man schon jahrelang schreibt. Sie machen ein Drittel meiner Kapitellängen aus.

Ich werde oft gefragt, wie lange meine Kapitel sind, deswegen möchte ich hier noch einmal darauf antworten. Sie haben eine Länge zwischen 3000 und 4000 Wörtern. In einzelnen Fällen sogar knapp unter 3000 und ich bemühe mich, die Grenze von 3500 nicht zu überschreiten. Manchmal klappt das aber nicht, dann werden es mehr.

Es gibt Autoren, die schreiben 7000, 8000 oder gar bis zu 10.000 Wörter pro Kapitel. Ich glaube, das ist für die Wattpad-Welt zu viel. Ein normales, gedrucktes Buch legt man dann zur Seite, fügt ein Lesezeichen ein und macht dann weiter, wenn man Zeit und Muse hat. Die Wattpad Kapitel möchte man aber oftmals gerne in einem Rutsch lesen, oder nicht?

Es gibt Ausnahmen (ich lese gerade an einer Story, da hatte ein Special gefühlte 10.000 Wörter – das war aber nötig und es war in dieser Geschichte eine einmalige Sache, denn die restlichen Kapitel waren weitaus kürzer) – doch sie sollten nicht zur Regel werden.

Für alle, die noch nicht so lange schreiben und gerne über die 1000 Wörter kommen möchten: Setzt euch ein Ziel, wie lang euer nächstes Kapitel werden soll und versucht dies kontinuierlich von Kapitel zu Kapitel zu steigern, bis ihr bei ca. 2000 Wörtern angekommen seid. Ihr werdet sehen, es ist gar nicht so schwer, wie es am Anfang erscheint. Nehmt jedoch Abstand davon, Dinge minuziös zu beschreiben, z.B. wie jemand seinen Apfel schält.

So nach dem Motto: „Ich setzte das scharfe Taschenmesser mit dem roten, glänzenden Griff an, das ich vor zwei Jahren vom besten Freund meines Cousins dritten Grades, den ich zuletzt während der Sommerferien an der Ostsee getroffen hatte, geschenkt bekam. Langsam versank es hauchdünn in der grünen Schale des frischen Apfels, den ich vor wenigen Minuten im Supermarkt um die Ecke für 99 Cent gekauft hatte. Der Apfel schien förmlich in meiner Hand zu pulsieren und ich freute mich schon darauf, das leckere Obst auf meiner Zunge zergehen lassen zu können. Vorsichtig zog ich die Schale ab, immer darauf bedacht, das Fruchtfleisch des Apfels nicht allzu sehr zu beschädigen. Zentimeter für Zentimeter der grünen Schale verschwand, bis der Apfel sich vollkommen entblößt vor meinen Augen präsentierte."

(Anmerkung: Ich konnte das gerade nur schreiben, weil ich mir vorgestellt habe, dass Niall der Apfel ist, dem ich die Klamotten vom Leib reiße – nein, Scherz, es ging auch so).

Bei solchen Sätzen denke ich immer: Alles klar, komm zum Punkt. Um was geht es hier eigentlich? Um den Apfel oder um etwas anderes? Es mag Leser geben, die sowas mögen, ich stehe jedoch nicht drauf. Also passt auf, wenn ihr eure Kapitel länger machen wollt, dass ihr diese nicht mit Lückenfüllern aufpolstert, sondern mit anderen Dingen.

Nehmt euch einen Nebencharakter, den ihr mehr in die Story integriert, der ab und zu auftaucht und der witzige Einlagen bringt, um der Story ein gewisses Flair zu verleihen und der vielleicht auch eine tragende Rolle bekommen wird. Ihr könnt auch versuchen, wirklich wichtige Situationen ausführlicher darzustellen. Lasst eure Charaktere manchmal denken und fühlen, bevor oder während sie handeln. Ihr werdet sehen, wie schnell ihr die 2000 Wörter pro Kapitel erreicht.

Denn ich denke, 2000 ist einfach ein Minimum, um dem Leser etwas Schmackhaftes vorzusetzen – etwas, dass er nicht verschmäht, weil vielleicht die essentielle Würze fehlt.

Kommen wir nun zu den Fragen.

Wie lange sind eure Kapitel im Schnitt?

Habt ihr schon einmal versucht, eure Wortanzahl zu vergrößern?

Wenn ja, hat es geklappt?

Wenn nein, warum nicht?

Wie lange denkt ihr, sollte ein Kapitel sein (normale Story, keine Kurzgeschichte)?

Lest ihr auch Storys, deren Kapitel permanent 5000 oder mehr Wörter haben? Oder ist euch das zu viel?

Wie lange schreibt ihr schon (generell)?

Lest ihr auch gedruckte Bücher oder nur hier auf Wattpad oder E-Books?

Wie immer bin ich sehr gespannt auf eure Antworten.

LG, Ambi

Ambis BlogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt