46. Die Geschichte sucht sich ihre Leser

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Hallo meine Lieben, endlich finde ich wieder Zeit und Muße für meinen Blog.

Das heutige Thema beschäftigt sich mit einer interessanten Theorie, nämlich: Die Geschichte sucht sich ihre Leser – und nicht, die Leser suchen die Geschichte.

Unlängst stolperte ich in einem anderen Blog über diesen Satz und verdammt, da ist etwas Wahres dran. Zumindest glaube ich das.

Unsere Geschichten suchen sich ihre Leser aus, nämlich diejenigen, die sich davon anlocken lassen. Das alleine reicht aber nicht, denn die Story möchte die Leser auch behalten – zumindest wenn es sich um die richtigen handelt.

Aber wie filtert das Buch diese heraus?

Eigentlich ist das ganz einfach. Es sind diejenigen, die bereit sind, tief in die Story einzutauchen, sich von ihr fesseln zu lassen und sich vollkommen auf sie einlassen. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie finden den kompletten Zugang zu der Geschichte.

Wattpad kann einem noch so viele Stories vorschlagen, wenn es nicht die passenden sind, wird man sich nie auf sie einlassen können.

Der Leser und das Buch stehen in einer Beziehung, doch um diese erstmals einzugehen bedarf es einiger optischer Reize. Das ist wie im realen Leben. Wir ziehen uns ein tolles Kleid an, schminken uns ein bisschen und besuchen eine Party. (Im übertragenen Sinne: Das Cover präsentiert sich auf Wattpad).

Wir sehen jemanden, der uns gefällt und sprechen ihn an. Beim Wechseln der ersten Sätze entscheidet sich meist, ob wir ihn näher kennenlernen wollen. (Das könnte man mit dem Lesen des Klappentextes vergleichen).

Fällt das erste Kennenlernen positiv aus, dann ziehen wir ihn an Land. Wir wollen ihn quasi in unseren Fängen haben – aber nun kommt es darauf an, ob er sich auf uns einlässt. Wird er uns mit Haut und Haaren bis in alle Ewigkeiten verfallen oder stößt er uns irgendwann ab, weil er glaubt, etwas Besseres zu finden? Oder sind es gar wir, die ihn gehen lassen, weil wir der Ansicht sind, dass er uns nicht verdient?

Fragen über Fragen, die ich nun auf die Bücher übertrage.

Warum gibt es Geschichten mit unglaublich vielen Lesern und andere haben im Vergleich dazu eher wenige? Die Antwort darauf ist meines Erachtens einfach. Es hat etwas mit wählerisch sein zu tun und es muss passen.

Es gibt Stories, die sind eher mäkelig, sie möchten nicht jeden Leser haben. Sie verweigern sich geradezu der breiten Masse und suchen nach dem, in ihren Augen, besonderen Menschen. Nach jenen, die perfekt für sie geschaffen sind und die jede Zeile zu würdigen wissen; die es lieben in ihre Welt einzutauchen und die sich dem Buch voll und ganz hingeben. Wenn die Geschichte solche Leser gefunden hat, dann hält sie diese fest umklammert – sie können nicht loslassen und sollen es auch gar nicht.

Jeder, der zwischendurch freiwillig geht, war die Geschichte nicht wert (aus ihrer Sicht), er hat sie nicht wirklich geliebt. Es war nicht seine Geschichte und es war nicht der Leser, den die Geschichte haben wollte. Sie hat ihn ausgespuckt, ihn ziehen lassen, weil er sich nicht hundert Prozent auf sie einlassen konnte. Und das ist das einzig Richtige. – Wir als Autoren sollten das stets beherzigen. Nicht der Leser kommt zur Geschichte, sondern sie zu ihm.

Manche Werke lassen sich allerdings Zeit beim Entdecken ihrer Leser. Fast fühlt es sich so an, als ob sie sich feiern lassen würden, was uns Autoren leicht nervös macht. – Habt Geduld mit eurem Baby, es wird schon noch die Menschen finden, die perfekt zu ihm passen. Man kann ein Buch anpreisen, es vorschlagen, wenn es nicht das richtige Klientel ist, werden die beiden nicht eins. Darum grämt euch nicht, wenn ihr weniger Reads habt – eure Geschichten ist eben überkritisch.

Im Kontrast dazu stehen die Stories, die sich leicht damit tun, ihre Leser zu suchen. Sie stecken geradezu voller Elan, wenn es darum geht, ihre potentiellen Kandidaten einzusammeln. Dafür gibt es vielerlei Gründe.

Vermutlich sind die nicht so selbstgefällig, können gut mit den meisten Lesern umgehen und lassen sich schnell auf sie ein. Sie sind eher der gesellige Typ.

Ja, jedes Buch hat seinen eigenen Charakter, daran glaube ich fest. Deswegen suchen sich die Geschichten auch unterschiedliche Leser, nämlich die, die zu ihnen passen.

Wenn wir das als Autoren beherzigen, dann fällt es uns leichter, damit umzugehen. Nicht jedes Buch möchte alle Leser haben, ihr solltet das einfach respektieren.

Und für alle die denken, ich sei verrückt geworden, weil ich solch einen Blogeintrag fabriziere – nein, das bin ich keineswegs.

Time Machine ist meine Geschichte, die am wählerischsten ist. Sie mag nicht jeden und gibt das auch deutlich zu verstehen. Man sieht es schon am Klappentext.

Promise me! hingehen hat sich sehr viel leichter getan, seine Leser zu suchen. Sie ist eher der gesellige Typ.

Die Black-Reihe ist das Mittelding. Sie überlegt zielgerichtet, wenn sie ansprechen möchte, lehnt nicht alle ab, aber lässt auch nicht alle an sich heran.

Ich habe mich daran gewöhnt, dass jede meiner Geschichten ihr eigenes Ding durchzieht und unterschiedliche Leserzahlen hat. Es ist ok, denn wenn es die richtigen Leser sind, die mein Buch sich an Land gezogen hat, bin ich mehr als zufrieden.

Und jetzt kommen die Fragen.

Glaubt ihr, ich bin verrückt geworden?

Was denkt ihr über diesen Blogeintrag?

Seid ihr auch der Ansicht, dass die Geschichte sich ihre Leser sucht und nicht umgekehrt?

Denkt ihr auch, dass jedes Buch seinen eigenen Charakter hat?

Habt ihr das schon einmal aus dieser Perspektive betrachtet oder hat euch der Blogeintrag einen neuen Denkanstoß gegeben?

Wie immer bin ich sehr gespannt auf eure Antworten.

LG, Ambi xxx

P.S.: Die Widmung dieses Kapitels geht an  irishmoonlight , weil sie heute Geburtstag hat. Herzlichen Glückwunsch, meine Liebe!

Ambis BlogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt