Hallo meine Lieben, endlich gibt es ein neues Blogkapitel. Zuerst jedoch vielen Dank für die Resonanzen zum vorhergehenden Beitrag. Dieses Kapitel widme ich einer Autorin, die beim letzten Blogkapitel sehr fleißig kommentiert hat.
Heute möchte ich etwas ansprechen, was ich für enorm wichtig halte, nämlich Dialoge in Geschichten. Achtung: Alles was ich hier schreibe, bezieht sich nicht auf reine Dialoggeschichten, nur um das gleich von Anfang an klar zu machen.
Eine Story lebt nicht nur von Beschreibungen/Erzählungen, sondern auch von der Kommunikation der Protagonisten. Stellt euch mal vor, wie langweilig es wäre, wenn niemand in einem Kapitel spricht, sondern man nur die Gedanken der Protagonisten zu lesen bekäme.
Dialoge lockern auf, dennoch sollte man nicht mit ihnen um sich werfen, sondern sie da einsetzen, wo sie Sinn machen.
Von ellenlangen belanglosen Gesprächen, die die Geschichte nicht vorantreiben, sollte man Abstand nehmen. Denn das kann für den Leser genauso langweilig werden, wie fehlende Dialoge, wo sie vielleicht nötig wären.
Dialoge sind ein mächtiges Werkzeug, wenn man weiß, wie und wann man sie richtig einsetzt.
Ich möchte euch gerne ein Beispiel aus einer meiner Geschichten geben.
Am Ende eines Kapitels sagt der Protagonist folgendes:
„Du hast mich längst verloren. Ich beende hiermit unsere Beziehung."
Dieser gesprochene Satz knallte damals rein wie eine Bombe. Meine Leser flippten völlig aus, begannen sogar zu weinen, kurz gesagt, die Emotionen kochten hoch.
Stellt euch mal vor, ich hätte es anders geschrieben. Nicht in einem Dialog, sondern nur beschrieben. Das hätte dann so ausgesehen:
Er antwortete mir, dass ich ihn längst verloren hätte, da er unsere Beziehung beenden würde.
Dies hat meines Erachtens nicht annährend den gewünschten Effekt, wie er beim ersten Beispiel erzielt wurde, oder? Ich denke, ihr versteht, was ich meine. Ich habe den Dialog als Werkzeug eingesetzt, um eine Reaktion hervorzurufen und natürlich auch, um die Geschichte in eine Richtung zu lenken.
Dialoge zu nutzen, um eine Story voranzutreiben ist durchaus sinnvoll. Anstatt dass man die Protagonisten „erzählen" lässt, erzählen sie es sich untereinander. Vielleicht mit einem witzigen Beigeschmack, oder einem sarkastischen oder gar einem aufgebrachten. Auch dazu möchte ich euch ein Beispiel anhand eines Textausschnitts zeigen.
„Wie kann die Pflaume es wagen, dich aufzuhalten, wenn du mit mir verabredet bist?", sagte ich in empörtem Tonfall, grinste jedoch dabei.
„Sie sieht wahnsinnig hübsch aus, oder?" Als Anne diese Worte aussprach und gleichzeitig auf die Zeitschrift schielte, die noch immer vor mir lag, machte sich ein großer Kloß in meinem Hals bemerkbar.
„Du weißt es, oder?", flüsterte ich mit rauer Stimme.
Ihr Nicken trug nicht dazu bei, dass ich mich besser fühlte.
„Seit wann?"
„Seit vier Wochen. Jess hat es mir erst erzählt, als es zu hundert Prozent in trockenen Tüchern war", antwortete Anne ein wenig schuldbewusst.
„Warum verdammt, hast du nichts gesagt? Und warum verdammt, hat sie es nicht für nötig gehalten, mich darüber zu informieren?", blökte ich los. „Sie kommt zurück nach London und hält es geheim!"
Diese Passage hätte ohne Dialoge so vermutlich so ausgesehen:
Empört, jedoch mit einem Augenzwinkern fragte ich sie, wie die Pflaume es wagen konnte, sie aufzuhalten, wo sie doch mit mir verabredet war. Anne ging jedoch nicht darauf ein, sondern schielte auf die Zeitschrift, die noch immer vor mir lag und als sie die Worte, dass meine Ex-Freundin wahnsinnig hübsch aussähe aussprach, da machte sich ein großer Kloß in meinem Hals bemerkbar.
Auf meine mit rauer Stimme vorgetragene Frage, ob sie es wisse, trug ihr anschließendes Nicken nicht dazu bei, dass ich mich besser fühlte. Ich kam nicht umhin zu fragen, seit wann ihr der Tatbestand bekannt war und Annes schuldbewusste Antwort, dass dies seit vier Wochen der Fall sein, ließ mich innerlich ausflippen.
Warum hatte Anne nichts gesagt? Und warum verdammt, hielt Jess es nicht für nötig, mich darüber zu informieren? Sie ging zurück nach London und hielt es vor mir geheim. Das alles warf ich Anne an den Kopf.
Ich habe mir gerade sehr schwer damit getan, diese Passage ohne die Dialoge zu beschreiben, denn ich finde, mit den Dialogen liest es sich eindeutig besser. Seid ihr auch dieser Ansicht?
Ich hoffe, ihr habt meine Beispiele nachvollziehen können und verstanden, worauf ich hinaus möchte. Man sollte Dialoge einsetzen, wo sie Sinn machen, wo sie etwas auflockern oder auch um Reaktionen hervorzurufen, die man durch Beschreibungen nur schwer erzielt.
Was sich ebenfalls in Dialogen ausdrücken lässt sind Dialekte oder Sprachfehler. Auch diese beiden Dinge können eine Geschichte sehr auflockern und die Leser zwischendurch zum Schmunzeln bringen.
Ein Beispiel für einen „Dialekt":
„Äs tut mir leid, dass ich dich gäwäckt habä", entschuldigte er sich und reichte mir seine Hand. „Ich bin Dimitri."
Ein weiteres Beispiel für den Sprachfehler eines kleinen Jungen:
„Mami, Mami! Ich hab danz viel Puddind dedessen!", begrüßte mich unser Sohn, als ich durch die Tür zum Kindergarten schritt. Er konnte den Buchstaben G noch nicht richtig aussprechen und machte ein D daraus.
Es ist anstrengend für den Autor, Dialekte oder Sprachfehler einzubauen, dann man muss beim Schreiben immer daran denken, diese nicht zu vergessen. Trotzdem machen diese Dinge auch Spaß.
Ganz ohne Dialoge geht es nicht, dennoch solltet ihr sparsam mit ihnen umgehen und das Kapitel nicht vorwiegend in einen Dialog umwandeln. Ich denke im Laufe der Zeit entwickelt man ein Bauchgefühl dafür, wann man Dialoge einsetzt und wann eher nicht.
Halten wir zum Schluss fest: Dialoge sind nicht dazu da, um ein Kapitel zu füllen, wenn es noch nicht lang genug ist. Sie sind dazu da, um das Geschriebene entweder voranzutreiben, aufzulockern oder um eine Reaktion hervorzurufen. Erfüllen sie keines der drei Kriterien, dann solltet ihr euch überlegen, ob ihr den Dialog nicht besser weglasst oder durch eine Beschreibung ersetzt.
Kommen wir nun zu den Fragen.
Fandet ihr das Thema interessant?
Habt ihr jemals beim Schreiben darüber nachgedacht, ob ein Dialog an dieser Stelle sinnvoll ist oder ob ihr die Passage eher beschreiben möchtet?
Verlasst ihr euch dabei auf euer Bauchgefühl?
Habt ihr schon einmal Menschen mit Dialekten und/oder Sprachfehlern in eure Geschichten eingebaut?
Wenn ja, wie habt ihr das beim Schreiben empfunden? Anstrengend oder eher nicht?
Wenn nein, würdet ihr es gerne mal versuchen?
Ist euch durch diesen Blogbeitrag bewusst geworden, welch großes Werkzeug ein Dialog für Geschichten sein kann?
Schreibt ihr gerne Dialoge oder nicht so gerne?
Das waren jetzt ganz schön viele Fragen und ich bedanke mich jetzt schon für eure Antworten.
LG, Ambi xxx
P.S.: Wer von euch hat die Bücher erkannt, aus denen ich die Beispiele herauskopiert habe? ;)
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