50. Wie immer?

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Huhu meine Süßen, sagt Stella jetzt endlich mal, was Sache ist? Viel Spaß beim Pitel! <3


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* Marco *

Es ist alles nicht so schlimm, das stimmt, aber bei der Schwarzwälder Kirschtorte bin ich misstrausich geworden. Hat Stella ganz akut vergessen, dass sie schwanger ist und dementsprechend diesen Kuchen nicht anrühren darf? Vielleicht hat sie nur nichts gesagt, weil sie es ihrer Mutter und ihrer Granny anders sagen will - was weiß ich. Dennoch werde ich darauf achten, dass nicht mal ein Krümel nachher Stellas Zungenspitze berührt. Alkohol in der Schwangerschaft kann schlimme Sachen anrichten, kann die Kinder so in ihrer Entwicklung beeinträchtigen, dass sie ihr Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben werden. Das kommt gar nicht in die Tüte.

Obwohl ich mich eh frage, wie ich auch nur noch einen Bissen Torte runterkriege - ich werde hier nämlich wirklich so vollgestopft, dass ich nicht weiß, wie ich danach noch einen Schritt tun soll. Stellas Großmutter und Mum scheinen sich in diesem Punkt einig zu sein - ich bin ihnen wahrhaftig zu dünn - und sie wollen das ändern. Scheinbar heute noch. So wird mein Teller immer wieder aufgefüllt und ich platze bald. Auch wenn's noch so gut schmeckt, irgendwann muss ich dankend ablehnen, weil mir allmählich schlecht wird. Hat Stellas mütterliche Seite italienische Wurzeln? Bei den Italienern sind es doch auch immer die Mamas, die so drauf sind? Ich kann nicht mal einen klaren Gedanken fassen, mein Magen muss verdauen. Alles Blut sackt dorthin und ich werde schrecklich schläfrig.

Neben mir scherzt Stella fröhlich mit ihrer Oma, hilft ihr dann trotz des Protests der alten Dame beim Abräumen und bestaunt in der Küche die Torte. Die verbotene Torte. Argwöhnisch recke ich den Hals, um bloß nicht zu verpassen, falls Stella auf die dumme Idee kommen sollte zu naschen. Dann werde ich mich bewegen müssen. Bitte nicht.

Zum Glück erspart sie mir das, worüber ich in meinem aktuellen Schnitzelkoma sehr, sehr dankbar bin. Es gleicht ja schon einer Challenge vom Esszimmer ins Wohnzimmer zu wandern. Oder beinah zu kriechen, wenn man mich so anschaut. Wann habe ich das letzte Mal so viel gegessen? Als dann aber alte Fotoalben ausgepackt werden, lehne ich mich trotz meines vollen Bauches ein wenig nach vorn. Das ist zu geil, Stella als junges Mädchen, mit ihren Fehltritten im Modebereich und vieles mehr. Mit roten Wangen hockt sie neben mir, das scheint ihr ja jetzt doch ein bisschen unangenehm zu sein. Vor allem weil dazu auch noch immer die passende Geschichte erzählt wird - und die sind teilweise so skurril, dass ich so sehr lachen muss, dass ich fast Bauchweh bekomme. "Mann, Granny. Das ist echt peinlich!", meckert Stella irgendwann und als die ersten Babyfotos auftauchen, quietscht sie: "Nein! Jetzt reicht's!" Aber ich habe schon eins entdeckt, wo sie in einer rosa Wanne sitzt, einen Berg Schaum auf dem Kopf und in die Kamera strahlt. "Baden fandest du scheinbar super!", grinse ich, genervt stöhnt sie auf: "Jaja, mach dir nur lustig, hoffentlich wird das- ", erschrocken bricht sie ab, auch ich schlucke, das war knapp. So wollte sie das sicher nicht. In der Hoffnung, dass niemand etwas bemerkt hat, rede ich schnell weiter: "Oder das hier? Was machst du da bitte?" "Sie wollte beim Backen helfen", mischt sich Stellas Oma wieder ein. Auf dem Foto ist Stella geschätzt Sechs und hat einen undefinierbaren Klumpen in der Hand. "Ihr Teig ist aber eindeutig zu oft auf den Boden gefallen, weshalb ich den Anteil schnell verschwinden lassen musste und ihr später weisgemacht habe, dass die besonders schönen Kekse ihre sind!", kichert die Granny und Stella reißt die Augena uf. "Was?! Wie fies, Granny! Ich erinnere mich sogar daran! Ich war so stolz!" "Das solltest du ja auch", gibt ihre Oma zurück und wiegt mit dem Kopf hin und her.

Stellas Familie hat auch ihre lustigen Seiten, das merk ich schon. Man könnte sie auch als merkwürdig oder skurril betiteln, aber eigentlich fühle ich mich hier sehr wohl.  Für meinen Geschmack wird dann aber viel zu früh Kaffee aufgesetzt, Stella hält immer noch den Mund, ich sehe sie eindringlich an, aber sie schüttelt den Kopf. Worauf will sie denn noch warten? Deshalb sind wir doch auch irgendwie hier oder? Aber Stella lässt ihre Granny schön die Torte auf den Tisch stellen, hilft lieber beim Eindecken, anstatt endlich mal zuzugeben, dass sie kein Stück davon essen wird, weil sie es verdammt nochmal nicht darf! Innerlich rege ich mich schon auf darüber und bekomme fast Schnappatmung, als dann wenig später auf allen vier Tellern ein großes Stück Torte landet und Stella sich freudig die Hände reibt.

So unauffällig wie möglich trete ich ihr halbherzig gegen das Schienbein. "Au!", quiekt sie, funkelt mich böse an, ich rucke stumm mit dem Kopf in die Richtung der Torte und zische fast unhörbar: "Nicht dein Ernst! Wehe du isst das!" Dann schüttle ich den Kopf, das kann sie nicht bringen! Seufzend schaut Stella zu ihrer Oma und fragt: "Granny? Hast du die Torte so wie immer gemacht? Ohne Kirschwasser?" Verwundert hebt die alte Dame die Augenbrauen. "Ja natürlich, wie immer. Was soll denn diese Frage?" Nach einer Pause, in der Stella mich triumphierend angrinst, hakt ihre Granny nach: "Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?" Ertappt gucken Stella und ich uns an, mein Herz schlägt schneller und Stella wird verdächtig rot. Genauso wie ich. 

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Tjaaa... Die Granny ist nicht blöd xD

So hatte Stella das bestimmt nicht geplant, aber jetzt kann sie ja auch endlich mal mit der Wahrheit rausrücken - ist doch die perfekte Vorlage dafür ^^

Also? Wird sich gleich gefreut?

Wie fandet ihr das Pitel?

Alles Liebe,

eure Mercy aka Floraly <3


Einmal [Marco Reus] | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt