116. Willkommen.

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Meine Lieben, es ist soweit, dies wird das letzte Kapitel von 'EINMAL'. Habt Spaß beim Lesen und lest auch gern die letzten Worte ;) <3

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* Stella *

"Geben Sie mir doch endlich was!", stöhne ich verkrampft auf, weil es meinen Unterleib fast zerreißt, "Wieso hab ich immer noch keine PDA bekommen?!" Dass in Wahrheit erst wenige Minuten vergangen sind, in denen ich in den Kreißsaal geschoben wurde, der Arzt mich untersucht hat und Marco blass neben mir steht und meine Hand hält, begreife ich nicht. Momentan fühlt sich die Zeit an, als würde sie an mir vorbeirasen, nur die Wehen sind so deutlich und präsent, wie noch nie etwas zuvor in meinem ganzen Leben. Nur die würde ich gerne abschalten können. Kopfschüttelnd blickt der Arzt mich an, ich weiß nicht mal genau, wie er heißt.

"Sie sind schon zu weit, wir können keine PDA mehr machen", erklärt er mir, erschrocken quietsche ich: "Was?! Das ist ein schlechter Scherz! Wie soll ich das aushalten?!" Irgendwie reden dann alle gleichzeitig auf mich ein, der Gynäkologe, die Schwester und Marco, sodass ich rein gar nichts verstehe und in meiner Wut über die Absage der Betäubung nur laut losbrülle, als die nächste Wehe kommt. Zuätzlich flehe ich darum, dass mir endlich jemand sagt, wo meine Hebamme bleibt. Die Information, sie würde in dem draußen wütenden Schneesturm feststecken, lässt mich in Tränen ausbrechen. Das kann alles nicht wahr sein! Mir tut mittlerweile alles weh, auch meine Kehle vom Schreien und Heulen, meine untere Körperregion würde ich gern abstoßen, und jetzt hüpft hier ein Arzt herum, den ich nicht kenne, wir sind nicht in dem Krankenhaus, in das ich wollte und meine Hebamme irrt im Schnee umher?! Lass mich bitte aus diesem Albtraum erwachen, so wollte ich das alles nicht! Der Herr Doktor ist wirklich so mutig und will mir erklären, dass die Hebamme hier ganz klasse sei und diese auch gleich bei mir sei. Dazu bombardiert er mich mit irgendwelchen Fragen, auf die ich weder eine Antwort habe, noch dazu bereit bin, in meinem aktuellen Zustand darüber nachzudenken. Ehe Marco sich einmischen kann, reißt mir der Geduldsfaden.

"Machen Sie, dass Sie hier rauskommen! Ich will einen Arzt, der meine Kinder zur Welt holt und niemanden, der mich volllabert! Hauen Sie ab! Gibt's hier denn plötzlich nur noch Idioten auf der Welt? Ich will einen anderen Arzt! Sofort!" Man hört mich sicherlich noch zwei Städte weiter, so außer mir bin ich mit einem Mal. Was auch imer der Kerl in mir getriggert hat, aber ich ertrage seine Anwesenheit keine Sekunde länger. Erschrocken blickt Marco mich an, während ich versuche den Schmerz wegzuatmen und mich weigere, auf die Anweisungen des Arztes zu hören, der keine Anstalten macht zu verschwinden. Zu meiner Überraschung schwingt kurz darauf die Tür auf, meine Hebamme stapft herein und im Schlapptau hat sie eine Ärztin, die mir prompt sympathisch ist, weil sie dem anderen Knilch eine Ansage macht und der sich daraufhin trollt.

"So Stella, jetzt geht es los. Schön atmen!", befiehlt meine Hebamme mir darauf und kurz darauf meldet sich die erste Presswehe. Es ist schlimm. Das sind Schmerzen. Hilfe. So richtig nehme ich das nicht wahr, ich bin jetzt schon fix und fertig und brülle Marco zwischendurch klagend an: "Das! Ist! Alles! Deine! Schuld!" Der verzieht leicht das Gesicht, wahrscheinlich weil ich seine Hand zerquetsche, ansonsten beschwert er sich nicht. Bestimmt erinnert er sich, was in den Büchern stand - dass man die Dinge, die die Frau so von sich gibt, einfach nur vergessen sollte, es soll ja keinen Streit geben. Trotzdem könnte ich ihm echt den Hals umdrehen. Auch noch Zwillinge! Auch das noch! Da hab ich doppelt Schmerzen!

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* Marco *

Die Hektik um mich herum ist merkwürdig, denn dann auf einmal wird Stella still, atmet tief durch, ich höre die Hebamme sagen: "Na da ist Ihre Kleine ja!" Fassungslos weiten sich meine Augen, als ich sehe, wie sie das kleine Wesen in ein Tuch hüllt und mich fragt: "Marco, möchtest du die Nabelschnur durchtrennen?" Mir wird heiß und kalt gleichzeitig, mein Herz hämmert wie wild und ich nicke nur, kein einziges Wort bringe ich heraus. Vorsichtig durchtrenne ich dann die Nabelschnur, so wie es mir gesagt wird. Anschließend wird mir unsere kleine Tochter kurz in die Arme gelegt, damit auch Stella sie einen Augenblick betrachten kann, bis unser Mädchen zu ihrer ersten Untersuchung muss und Stella noch die zweite Geburt bevorsteht.

Fasziniert begutachte ich meine Tohter, die noch ein wenig zerknautscht wirkt, aber für mich einfach nur perfekt ist. "Zoe", flüstere ich andächtig, auch Stella lächelt schwach, als ich ihr unsere Tochte zeige. "Sie ist so wunderschön", murmelt sie, ich stimme ich schmunzelnd zu, gebe Stella einen Kuss auf die Stirn. Schweren Herzens muss ich mich dann für einen Moment von dem schönsten Geschenk auf der Welt trennen, doch es soll nicht lange dauern, wird mir versichert. Die aufkommende Unruhe neben mir reißt mich aus meiner glücklichen Trance - irgendetwas stimmt hier nicht.

"Warum schreit sie nicht?", will Stella wissen, dabei sieht sie ängstlich zu unserer Tochter hinüber, die nur wenige Meter weiter vom Kinderarzt untersucht wird. Panisch reiße ich den Kopf herum, noch immer ist nichts zu hören. Angst flutet meinen Körper, meine Hände zittern, während die Hebamme sich in Erinnerung bringt: "Stella! Konzentrier dich! Deine Tochter ist in guten Händen, aber dein Sohn muss auch zur Welt kommen! Hilf mit! Los! Pressen!" Mit Tränen in den Augen umklammert Stella meine Hand wieder fester, und befolgt die Worte. Ich weiß, dass sie mindestens genauso große Angst um unsere Kleine gerade hat, wie ich. Aber es stimmt, sie muss noch durchhalten und tapfer sein, unserem Sohn das Leben schenken. Und das, obwohl dessen Schwester noch keinen eigenständigen Atemzug getan hat.

Die Furcht, dass Zoe es nicht schaffen könnte, lähmt mein Gehirn, ich stehe steif an Stellas Bett, lasse mir zum x-ten Mal an diesem Abend beinah die Finger brechen und schaue immer wieder ungewiss hinüber zu meiner Tochter. Und dann endlich vernehme ich das duchdringende und kräftige Schreien eines Neugeborenen, alle atmen hörbar auf und seufzen erleichtert. "Ihre Tochter ist eine Kämpferin!", stellt der Kinderarzt fest, doch ich werde gleich mit der nächsten Neuigkeit überrannt, denn just in diesem Moment kommt mein Sohn zur Welt. Ich weiß gar nicht, in welcher Reihenfolge alles tatsächlich vonstatten geht, es ist zu viel auf einmal.

Allerdings hocke ich wenig später auf Stellas Bettkante, die leicht schläfrig mit unseren beiden Babys im Arm selig lächelnd gegen die Erschöpfung ankämpft. "Wir haben es geschafft, ich bin so unendlich glücklich", murmelt sie zufrieden, "Das hast du gut hinbekommen, Marco." Ich küsse alle drei vorsichtig auf die Wange und entgegne grinsend: "Einigen wir uns darauf, dass wir das beide gut gemacht haben. Ich bin wirklich stolz auf dich, Mami. Ich liebe dich. Und die beiden Kleinen natürlich auch." Danach nehme ihr behautsam erst Fynn, dann Zoe aus dem Arm, weil Stella die Augen doch zufallen. Mit klopfendem Herzen sehe ich auf die beiden Menschlein hinab, die so winzig kleine Hände und Füßchen haben und wie Miniaturausgaben von Stella und mir wirken.

"Ihr macht mich zum glücklichsten Menschen auf der ganzen weiten Welt", sage leise, "Willkommen hier bei uns, Zoe-Felice und Fynn-Alexis. Wir werden immer für euch da sein. Immer."

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Ende.

Das war's tatsächlich. Das allerletzte Kapitel dieser Geschichte. Fühlt sich merkwürdig an...

Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat und wir uns bei den nächsten meiner Projekte wiedersehen. Vielleicht gibt es sogar heute noch was neues zu lesen, mal sehen. Lasst Einmal gerne noch in der Bib bei euch oder folgt mir, dann verpasst ihr nix ;)

Ich danke euch so sehr für eure Kommentare, die Votes, euren Enthusiasmus und es war eine Freude diese Story mit euch zu teilen! Ihr seid wirklich toll!

Fühlt euch umarmt,

eure Mercy aka Floraly <3

Einmal [Marco Reus] | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt