90. "Versprich mir was."

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Hey meine Süßen, ein Pitelchen hab ich noch ferftig! Viel Spaß! <3

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* Stella *

"Hey, komm rein", bemühe ich mich um einen nicht ganz so eisigen Tonfall. Ich versuche mich an das zu erinnern, was Jonas in dem Brief geschrieben hatte, denn das besänftigte meine Wut ja doch. "Hey", sagt er schüchtern, drückt mir etwas in die Hand und folgt mir dann nach drinnen. Fürs Auspacken seines Mitbringesl fehlt mir momentan die Geduld, weshalb ich es sein lasse. "Marco kennst du ja schon, oder", stelle ich meinem Bruder etwas ungelenk meinen Freund vor, der dazu übergegangen ist, FIFA zu zocken. "Ähm ja, hi", druckst Jonas herum, Marco erhebt sich und gibt ihm die Hand. Mann, der kann das besser als ich, ich sterbe innerlich, weil ich so hin- und hergerissen bin, wie ich mich in Jonas' Nähe fühlen soll.

Um noch etwas Zeit zu schinden, schicke ich Jonas auf die Terrasse, hole etwas zu Trinken aus der Küche und geselle mich dann zu ihm. Äußerst skeptsich mustert Bambi unseren Besucher, ungefähr genauso schaut er sie auch an. "Wenn du nett bist, ist sie es auch", erkläre ich ihm trocken und stelle eine Cola vor ihm ab. Danach plumpse ich in einen der Stühle und lege meine Füße auf einen anderen, sehe ihn erwartungsvoll an. "Also falls du das, was du geschrieben hast, nicht auch so meinst, brauchen wir gar nicht anfangen", brumme ich und klinge schon wieder ziemlich unfreundlich. Mein Bruder fährt sich durch die Haare, nickt aber und entgegnet: "Schon klar, ich weiß das. Und doch, ich habe das alles so gemeint, wie ich es geschrieben habe." "Na dann, was willst du?", will ich wissen, er zieht die Augenbrauen hoch und entgegnet: "Hä? Was ich will? Na mich mit dir vertragen, das weißt du doch!" Grinsend lehne ich mich zurück und antworte ihm: "Kleiner Test. Hast bestanden."

Verdutzt guckt er mich an, schüttelt kurz den Kopf. "Es tut mir wirklich leid. Ehrlich. Ich weiß nicht, was mit mir los war, wieso ich dir die Schuld in die Schuhe geschoben habe, als Leonie starb. Es hat so unfassbar wehgetan, ich konnte damit nicht umgehen. Jetzt, wo du selbst Mutter wirst, habe ich das endlich begriffen. Auch dass Papa viel zu oft, viel zu weit gegangen ist. Ich hätte das nicht zulassen dürfen. Du bist doch meine kleine Schwester", erklärt er leise, es scheint ihm schwerzufallen darüber zu sprechen. Ich will mich nicht zu intensiv daran erinnern, was alles passiert ist, was mein Vater alles getan hat, aber Jonas klingt so, als würde er seine Fehler tatsächlich bereuen. Meine eigene Weichheit überrascht mich, als ich zu ihm sage: "Du wirst nicht so wie er, das glaube ich nicht." Dankbar sieht er zu mir herüber und lächelt leicht. "Ich will auch nicht so verbittert enden, ich will nicht wie er alles kaputtmachen." "Das wirst du nicht", murmle ich betreten und sehe kurz zu Bambi, die sich neben mir auf den Steinfliesen hingelegt hat und schläft.

"Geht es dir gut?", will er da wissen, ich wende mich wieder ihm zu und lächle unbewusst. "Ja, es geht mir gut." Diese Frage zu beantworten ist nicht schwer. Meine Schwangerschaft war zwar nicht geplant geween, glich anfangs einem Schock, aber mittlerweile hat sich alles zum Guten gewendet. Marco und ich haben uns ineinader verliebt, freuen uns auf den Zuwachs und überhaupt, ist mein verkorkstes Leben irgendwie gekittet worden. "Ich bin so froh, dass das so ist", merkt Jonas an und deutet dann auf meinen Bauch, "Wisst ihr schon, ob es Junge oder Mädchen wird?" "Beides", entgegne ich schmunzelnd, "Ein Junge und ein Mädchen." Der Ausdruck in Jonas' Augen verändert sich, er wird so wohlwollend, so liebevoll, als er meint: "Das ist so schön. Du wirst eine gute Mutter sein, das weiß ich."

Eigentlich hatte ich selbst erwartet, dass die Fetzen fliegen, das wir uns anschreien, aber irgendwie kann und will ich das nicht mehr. Bereits mit seinem Brief hat Jonas mir das Gefühl gegeben, dass er sich einen Neuanfang wünscht, dass er es ernst meint. Vielleicht sind es meine Hormone, vielleicht eine Art Selbstschutz meines Körpers vor zu viel Ärger und Aufregung, aber ich verspüre nicht mehr den Drang ihn anzukeifen, ihm irgendwas ins Gesicht zu werfen. Ich möchte ihm verzeihen und ihn durchaus wieder in mein Leben lassen. Möglicherweise sind das bereits sehr skurrile und abgedrehte Muttergefühle, aber ich sehne mich nach Harmonie, Frieden und Idylle. Und mein Bruder gehört zur Familie, Drama hin oder her.

"Stella, kannst du mit verzeihen?", fragt Jonas nun unsicher, sieht mir aber direkt in die Augen. "Versprichst du mir was?", stelle ich erst eine Gegenfrage, er nickt. "Versprich mir, dass du das hälst, was du dir vorgenommen hast. Sei den Kleinen ein guter Onkel, mir wieder ein großer Bruder und sprich dich mit Mama aus", bitte ich ihn, er beugt sich vor und gibt mit fester Stimme zurück: "Das habe ich schon. Wir sind wieder im Reinen." Zufrieden grinse ich und erkläre ihm dann: "Weißt du was, mein Großer? Lass uns den Ärger von vorher vergessen, ich will dich wiederhaben, mit dir sinnlose Filme gucken, dich nerven, dich zur Weißglut treiben mit meinen Macken, aber vor allem will ich wieder die Schulter zum Anlehnen haben, so wie es damals war."

Auf seinen Lippen breitet sich ein glückliches Lächeln aus, er steht auf und ich lache: "Na jetzt komm her, ich bin aktuell nicht so mobil!" Kurz darauf schließt er mich das erste Mal seit Jahren endlich wieder in eine dieser Umarmungen, die ich früher so gern hatte. Er hat mir sehr wohl gefehlt, mein großer Bruder. Er ist eigentlich wirklich einer, den man sich wünschen kann. Zumindest dann, wenn er für einen da ist. Es ist sehr schön, dass ich mich jetzt wieder an ihn schmiegen kann, die Geborgenheit und Nähe erfahre, die er mir so lang verwehrte. "Ich hab dich lieb, kleine Schwester", raunt er mir ins Ohr, ich drücke mein Gesicht an seine Brust und murmle: "Ich dich auch, großer Bruder."

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Meine Güte, ich bin ja so auf dem Versöhnungstripp xD Das ist ja schon fast unheimlich ^^

Und zu meiner eigenen Überraschung haben Stellas Hormone in diesem Fall dafür gesorgt, dass sie sich zurückgehalten hat und das Ganze sehr friedlich über die Bühne ging - ist ja auch besser für die Kleinen <3

Ich hoffe, euch hat's gefallen?

Alles Liebe,

eure Mercy aka Floraly <3

Einmal [Marco Reus] | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt