81. Bitte verzeih mir!

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Hey meine Süßen, ich habe eine Überraschung für euch! Ausnahmsweise wechseln wir dafür in Jonas' Perspektive - Stellas Bruder. Viel Spaß!❤

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* Jonas *

Angespannt hocke ich in meinem Wagen und starre auf den Zaun, der das Grundstück umgibt, welches zu Marco Reus' Haus gehört. Eine Woche lang habe ich gegrübelt, überlegt, ob ich das hier wirklich tun soll. Doch ich kam immer zum selben Ergebnis - unser Vater war zu weit gegangen, er hätte das nicht tun dürfen. Nie hätte er meine Mutter oder meine Schwester überhaupt schlagen dürfen, ich war immer selbst zu feige gewesen, um ernsthaft dazwischen zu gehen. Selbst letztens, als er ihr diese heftige Ohrfeige verpasste. Dennoch rüttelte eben dieses Erlebnis etwas in mir wach. In mir zog sich alles zusammen, als ich das sah, als ich ihren entsetzten und auch so enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte.

Meine kleine Schwester wird Mutter, als ich davon erfuhr war ich erst irritiert, ließ mich viel zu schnell von den bösen Unterstellungen unseres Vaters mitreißen. Als ich dann aber mitbekam, dass sie den Mann dazu verteidigte, dass sie nicht kleinbeigab und sich wehrte, begriff ich allmählich, dass wir falsch liegen - dass unser Vater daneben liegt. Stella empfindet etwas für diesen Fußballer, sie gehört jetzt zu ihm.
Als mein Vater ihr mitten ins Gesicht schlug - trotz der Tatsache, dass sie offensichtlich schwanger war und es sich hierbei nicht nur um ein Gerücht handelte, sah ich meinen Vater plötzlich mit anderen Augen.

Wieso hatte er das getan? Selbst jetzt? Und ich fragte mich nach dem ganzen Durcheinander - warum ich Stella so lange nicht mehr der große Bruder gewesen war, den sie verdient hätte. Warum ich mich so daran festgebissen hatte, dass ihr unsere Familie nichts bedeuten würde, warum ich ihr nie verziehen habe, dass sie Leonie nicht hatte helfen können. Schlimme Beschimpfungen, böse Worte waren gefallen, bis vor einigen Tagen hätte ich nicht im Traum daran gedacht, mein eigenes Verhalten zu überdenken, es zu hinterfragen.

Jetzt bin ich so weit und will das endlich in Ordnung bringen. Nach all den Jahren müssen wir uns versöhnen, ich muss für sie da sein, denn unser Vater schreckt vor gar nichts mehr zurück, ich werde nicht zulassen, dass er ihr oder meiner Mutter jemals wieder wehtun wird. Ich werde endlich meinen Platz einnehmen, vor dem ich so lange gefürchtet habe - ich werde meine Familie - meine Schwester und meine Mutter beschützen. Und ich werde ihnen sagen, wie leid es mir tut, dass ich jahrelang nicht den Schneid dazu hatte und mich hinter solch lächerlichen Vorwürfen versteckte.

Zögerlich steige ich aus, nähere mich dem Gartentor. Es ist natürlich verschlossen. Kurz schaue ich mich um, ob ich eine Kamera oder jemanden auf der Straße hinter mir entdecke, dann klettere ich kurzerhand über das Tor. Ich versuche gar nicht erst einfach nur zu klingeln, Stella würde mich niemals reinlassen. Dafür habe ich sie zu oft enttäuscht, sie zu oft verletzt. Schnell haste ich zur Haustür und betätige hier die Klingel. Mein Herz poltert, als ich den Schlüssel klappern höre und kurz darauf die Tür geöffnet wird.

Meine Schwester steht vor mir. Der Babybauch steht ihr wirklich gut und bis auf einen minimalen bläulichen Schimmer hat sie zum Glück nichts mehr von der Ohrfeige unseres Vaters zurückbehalten. "Was willst du?", zischt sie, traktiert mich mit einem eiskalten Blick. Ich habe nichts anderes erwartet. "E-es tut mir leid, Stella. Einfach alles. Ich hätte dir nie die Schuld an Leonies Tod geben dürfen, ich hätte besser auf dich und Mama aufpassen müssen! Ich habe riesengroße Fehler gemacht und ich bereue jeden einzelnen davon! Bitte, Stella, verzeih mir!", bringe ich hervor, meine Hände zittern leicht, genau wie meine Stimme. Doch sie schüttelt mit dem Kopf und knurrt: "Sieh zu, dass du Land gewinnst! Nicht mal letztens hast du mich verteidigt! Du hast nur daneben gestanden und zugesehen, wie der Mann, den ich meinen Vater schimpfen muss, mir eine scheuert! Was bist du für ein Bruder?! Hau ab, ich habe dir nichts mehr zu sagen!", keift sie ungehalten, schubst mich zurück, als ich einen Schritt auf sie zugehe. Ich verdiene es nicht anders, das weiß ich, dennoch tut diese Zurückweisung weh. "Stella Bitte!", flehe ich sie fast an, als mit einem Mal mehrere Personen hinter ihr im Flur auftauchen. Es sind dieselben, die auch bei meiner Mutter ins Wohnzimmer gestürmt sind und das Drama beendeten. Ich erkenne Marco Reus, den neuen Freund meiner Schwester und auch die beiden anderen. Wie sie heißen, weiß ich nicht. Auch verstehe ich nicht ganz, warum sie sich einmischen.

"Geh rein, Süße", höre ich Marco sagen, Stella wirft mir einen letzten abschätzigen Blick zu, dann dreht sie sich um und verschwindet im Hausinneren. Dafür bauen sich die drei jungen Männer jetzt vor mir auf, ein wenig schüchtert mich das schon ein, trotz meiner hochgewachsenen und kräftigen Statur. "Verschwinde", presst Marco hervor, er klingt so, als müsse er sich gehörig zusammenreißen, um mir nicht gleich eine zu verpassen. Doch ich rühre mich nicht, ich bin hergekommen, um mit meiner kleinen Schwester Frieden zu schließen, ich kann nicht unverrichteter Dinge wieder abziehen.

"Hast du was an den Ohren, du Idiot? Hau ab!", fordert mich der Größte von ihnen wenig freundlich auf. Einen Schritt trete ich zurück, dabei ziehe ich den Briefumschlag aus der Hosentasche. "Gib ihr bitte den Brief. Es ist wichtig", wende ich mich betont freundlich an Marco, der nimmt ihn zwar entgegen, sagt aber nichts dazu. "Bitte gib ihn ihr!", wiederhole ich wieder, da mischt sich der Große wieder ein: "Hör mal, du Pappnase. Du bist hier unerwünscht, kapierst du das langsam mal?" "Ich wollte mit meiner Schwester sprechen, nicht mit dir", entgegne ich patzig, er lächelt plötzlich süffisant. "Es ist ganz einfach, mein Lieber. Da du es ja nicht schaffst, dich wie Stellas großer Bruder zu benehmen, übernehmen wir das für dich. Wir sorgen dafür, dass ihr niemand mehr zu nahe kommt, sie beschimpft oder sogar ins Gesicht schlägt. So machen das eigentlich Brüder für ihre kleine Schwester. Du kleiner Pisser bist aber zu feige, um auch nur irgendwas davon zu tun, also zieh Leine und belästige Stella nicht weiter. Sie ist schwanger und braucht ihre Ruhe!", erklärt er mir mit einem bösen Unterton, ich erstarre förmlich. Alles, was er aufgezählt hat, stimmt und das zu hören, ist furchtbar. "Verschwinde endlich", meint Marco zu mir, sein etwas kleinerer Kumpel macht einen Schritt auf mich zu und spannt seine Oberarme an. Wenn ich nicht gehe, was machen die dann mit mir? Unsicher schaue ich zwischen den Dreien hin und her. Alle wirken äußerst entschlossen. Ich will nicht wie mein Vater werden, weshalb ich schließlich geknickt das Weite suche.  Bevor ich das Tor erreiche, ertönt der Summer und es springt auf. Wenigstens muss ich nicht wieder klettern.

Zerknirscht kehre ich zu meinem Wagen zurück, das ist total schiefgegangen. Hoffentlich wird Stella den Brief lesen. Hoffentlich. Denn eine andere Chance bekomme ich scheinbar nicht mehr, um ihr das persönlich zu sagen, was ich auf dem Herzen habe, dass ich es wieder gutmachen will.

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Na wer ist denn da zur Vernunft gekommen?🤗
Gut, es gab noch keine Versöhnung, aber das kann ja noch kommen. Denkt ihr, Marco wird Stella den Brief von ihrem Bruder geben?

Was haltet ihr davon, dass Jonas nach der langen Zeit endlich einlenkt und einsieht, dass er große Fehler gemacht hat?

Ich hoffe, das Pitel hat euch gefallen, freue mich auf eure Rückmeldungen 💗

Knutscha,
eure Mercy aka Floraly❤

 

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