83. Reue

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Huhu meine Süßen, wird Stella den Brief bekommen und wenn ja, wie wird sie darauf reagieren? Viel Spaß! <3

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* Stella *

Mittlerweile habe ich den Trubel verarbeitet und frage mich jetzt doch - meint Jonas das ernst? Will er sich wirklich mit mir vertragen oder führt er etwas anderes im Schilde? Marco hat das Ganze nicht mehr erwähnt, doch als ich eines Morgens aufwache und er schon zum Traing gegangen ist, finde ich in der Küche einen Briefumschlag mit meinem Namen drauf. Es ist die Handschrift meines Bruders. Unsicher starre ich das Ding vor mir an, weiß nicht, ob ich mich traue, ihn zu öffnen. Hat Marco den etwa die ganze Zeit vor mir versteckt? Nachdenklich umklammere ich meine Teetasse, entschließe mich dann doch meiner Neugier nachzugeben, nehme den Brief, als auch mein Frühstück mit nach oben - ich will noch nit wirklich aufstehen verkrümle mich wieder ins Bett. Dort reiße ich den Umschlag dann erwartungsvoll auf.

Lächelnd stelle ich fest, dass Jonas sich die größte Mühe gegeben hat, leserlich zu schreiben - er hat sonst eine absolute Sauklaue. Mit Herzklopfen beginne ich zu lesen:

"Liebe Stella, mein Schwesterherz,

es tut mir so leid. Ich weiß, dass ich das wahrscheinlich noch hunderte Mal schreiben oder sagen könnte - es würde trotzdem nicht das wiedergutmachen, was ich verbockt habe. Du bist meine kleine Schwester, ich hätte besser auf dich aufpassen müssen, das habe ich aber nicht - stattdessen habe ich lieber weggesehen, versucht nicht aufzufallen, damit unser Vater nicht auch mich auf dem Kieker hat. Das ist einfach nur feige von mir gewesen und als ich letztens daneben stand und er dir so hart ins Gesicht schlug, machte irgendetwas Klick. Ich begriff endlich, dass wir so nicht weitermachen können, dass ich nicht so weitermachen kann.

Mit Papa habe ich gestritten, er war nicht der Meinung, dass er einen Fehler gemacht hat. Immer noch nicht. Jahrelang hat er mich beeinflusst, hat mir Dinge eingeredet, die einfach falsch waren. Leider habe ich das vorher nie so gesehen... Aber an diesem Tag konnte ich das nicht mehr hinnehmen, ohne ihm zu widersprechen. Du bist schwanger, du bekommst Zwillinge, gründest jetzt deine eigene Familie. Dass er nicht einmal Respekt vor dem Geschenk des Lebens hat, hat mir die Augen geöffnet.

Ich möchte mich bei dir entschuldigen für das, was ich dir angetan habe. Dass ich dich zu Unrecht beschuldigt habe, immer und immer wieder. Erst wegen Oma, dann wegen Leonie. Ich glaube, ich habe nach irgendjemandem gesucht, bei dem ich meinen Frust, meine eigenen Schuldgefühle und meinen Kummer abladen konnte. Dass es ausgrechnet dich, meine eigene Schwester getroffen hat, kann ich mir selbst nicht logisch erklären. Ich habe begriffen, dass das Blödsinn ist. Natürlich bedeutet dir unsere Familie etwas - Vater jetzt mal ausgenommen, wie du über mich denkst, weiß ich nicht genau. Vermutlich bist du wütend auf mich, was ich dir nicht verübeln kann, ich habe dich schlecht behandelt, war nie für dich da in den letzten Jahren. Das kann ich nicht ungeschehen machen. Leider.

Dennoch bitte ich dich darum - lass uns Frieden schließen, lass uns miteinander reden und gib mir bitte eine zweite Chance. Ich war dir vermutlich der schlechteste große Bruder, den man sich nur vorstellen kann, aber ich möchte es besser machen. Ich möchte für dich da sein, und vor allem möchte ich deinen beiden Zwergen der beste Onkel sein - ich bin nicht mehr das ignorante, unverlässliche Arschloch. Ich bin wieder dein großer Bruder. Der, den du anrufen kannst, wenn's irgendwo brennt, wenn ich irgendwem in deinem Namen in den Arsch treten muss, wenn du Zoff mit Mum hast und dich ausheulen willst oder auch der Babysitter, wenn du mal Zeit für dich brauchst.

Ich habe etliche Fehler gemacht, bereue sie, würde gerne die Zeit zurückspulen, um mir selbst einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben, um zur Vernunft zu kommen, ehe ich das, was wir mal hatten, kaputtmachen kann. Es gab mal eine Zeit, da hast du zu mir aufgesehen, da war ich das, was ich die ganzen letzten Jahre auch für dich hätte sein müssen - dein großer Bruder. Auf den du dich verlassen konntest, den du geliebt hast.

In meinem Herzen fehlt schon so lange eine Stück, weil ich dich eigentlich vermisse und mir das nie eingestehen wollte. Ich habe dich sehr lieb, meine Kleine.

Bitte verzeih mir.

In Liebe,

dein Bruder."

Beschämt wische ich mir die Träne aus dem Augenwinkel, in meiner Brust zieht es irgendwie und ich muss tief durchatmen. Dass Jonas überhaupt in der Lage ist, seine Gefühle so niederzuschreiben, hätte ich nicht gedacht. Ich muss darüber nachdenken. Ich muss darüber nachdenken, ob der diese Chance bekommen wird, ob er mir wieder ein Bruder und ob er meinen Kindern der Onkel sein darf. Das kann ich nicht sofort entscheiden. Dafür überfordert mich das hier doch zu sehr. Ich brauche Zeit zum Nachdenken.

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Gefühlvolle und vor allem ehrliche Worte von Jonas. Wird sie ihm verzeihen? Meint er es wirklich ernst? Würdet ihr ihm trauen?

Wie würdet ihr euch entscheiden?

Hat euch das Kapitel gefallen? Lasst es mich wissen :)

Fühlt euch umarmt,

eure Mercy aka Floraly <3


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