Kapitel 6: Next Level (2)

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„Nicht dein Ernst, Lukas." Laila schüttelte entsetzt den Kopf, als ich um elf meinen Platz auf der Bierkiste räumen wollte.

„Ich habe gesagt, dass ich um elf daheim bin.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Ich war mir ziemlich sicher, dass Sina und Julian nicht ins Bett gehen würden, bevor ich nicht zurück war.

„Wieso sagst du sowas?", hakte sie mit großen Augen nach und so wie sie klang, hatte sie für den Abend genug Radler getrunken.

„Weil ich nicht wusste, dass die Feier länger dauert." Und weil ich eine große, große Wertschätzung für Frieden hatte, die sonst keiner nachvollziehen konnte.

„Aber es geht doch jetzt erst los.", fügte Laila entsetzt an und Alex tätschelte ihr spöttisch die Schulter.

„Laila, lass den Mann nach Hause gehen. Er muss tun, was er tun muss." Er zwinkerte mir, aber Laila sprang trotzdem auf.

„Ich bin nicht einverstanden.", sagte sie und schwenkte ihren Zeigefinger drohend vor meiner Nase herum. Sie hatte definitiv genug Radler getrunken für diesen Abend!

„Ja, das ist schade.", murmelte ich ratlos und zuckte mit den Schultern. „Spätestens nach den Sommerferien sehen wir uns doch sowieso."

„Und vorher beim Abzeichenlehrgang.", sagte sie und nickte.

„Siehst du.", murmelte ich und wollte mich schon umdrehen, als sie mich regelrecht ansprang und ihre Arme fest um meinen Hals legte. Ich bekam kaum Luft, während sie mir wiederholt erzählte, dass es einem Verbrechen gleichkam, jetzt schon zu gehen.

„Beiße ihm doch ins Ohr, Laila. Vielleicht hält er dann still.", zischte es auf einmal, keine dreißig Zentimeter hinter meinem Rücken. „Oder tu ihr einfach den Gefallen, Lukas."

„Du Hexe!", ätzte Laila, ohne mich loszulassen über meine Schulter. Sie klang mit einem Schlag nur noch halb so betrunken wie zuvor. „Suche deinen Typen. Oder kifft der mal wieder, um dir aus dem Weg gehen zu können?"

„Vorsicht!" Ingas Stimme erklang jetzt so dicht an meinem Ohr, dass ich mich gewaltsam aus Lailas Umklammerung löste, eilig zur Seite trat und fassungslos auf Laila und Ink schaute, die Nasenspitze an Nasenspitze standen und sich abgrundtief böse anfunkelten. Ich war mir sicher, dass es nicht nur die glühende Kohle des Grills war, die hinter Inga unheilvoll orange leuchtete. Was zur Hölle? Die zwei kamen meistens ganz gut miteinander aus.

„Ist doch so.", setzte Laila nach und grinste provokant. „Das weiß doch jeder. Nils muss immer erstmal entspannen, wenn er zwanzig Minuten mit dir gesprochen hat. Der ist voll fertig."

„Ich mache dich gleich mal fertig.", drohte Inga und reckte ihre Nasenspitze. „Dann hilft dir Kiffen auch nicht mehr."

„Woha, Mädels, ruhig!" Alex stand mit sorgenvollem Gesichtsausdruck auf und schob Laila eine Armlänge zurück. „Was soll der Scheiß?!" Eine extrem berechtigte Frage, wie ich fand. Paralysiert beobachtete ich, wie Alex, der sonst jedes bisschen Drama genussvoll betrachtete, in Ingas Richtung den Kopf schüttelte. „Lass gut sein, Inga. Kläre das mit Nils und lasse Laila in Ruhe. Die kann auch nichts dafü...." Weiter kam er nicht. Inga hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt, auf dem Absatz kehrtgemacht und stapfte in die Dunkelheit davon.

„Kein Wunder, dass du mit roten Haaren geboren wurdest.", fauchte Laila ihr hinterher und ich rechnete schon fast damit, dass Inga sich umdrehen würde. Tat sie nicht, obwohl sie es sicher noch gehört hatte. „Wie hält Nils die eigentlich aus?", hörte ich Laila neben mir fragen und wusste nicht, ob sie damit mich oder Alex oder uns beide meinte. Ich verzichtete auf eine Antwort. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass es Stress gab. Ich hatte auch nicht gewusst, dass Nils kiffte. Wenn das denn stimmte. Um uns herum wurden die Gespräche, die kurzeitig verstummt waren, wieder aufgenommen und ich hörte wie durch Watte, wie Laila weiter auf Inga schimpfte und Alex versuchte, sie zu beruhigen. Shit. Ratlos sah ich auf meine Uhr, die fast elf zeigte. Ich sollte los, dringend. Ich warf einen Blick auf Laila, die neben Alex stand und einen Blick auf die Stelle im Dunkeln, in der Inga verschwunden war und sah dann hilfesuchend zu Alex. Der zuckte mit den Schultern.

„Wenn du abhauen musst, haue ab. Nils findet die schon wieder. So schnell übersieht man Inga ja nicht." Es war ein harmloser Scherz und normalerweise hätte ich kein zweites Mal darüber nachgedacht, aber es klang in diesem Moment einfach falsch in meinen Ohren. Trotzdem schob ich ein „Bist du sicher?" hinterher und schnappte erst meine Jacke, als Alex nickte.

„Fahre nach Hause, Luke. Das Drama ist den Stress nicht wert."

„Danke.", murmelte ich mit gemischten Gefühlen, zog meinen Fahrradschlüssel aus der Hosentasche und machte mich auf den Weg. 



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Hex Hex? Oder was ist  da los?

Ihr Lieben, ich wünsche euch einen guten Rutsch. Lasst uns alle miteinander in einem besseren Jahr landen. 

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