Kapitel 25: She's so high (3)

206 13 6
                                    


Pia 



Lukas schüttelte den Kopf. „Ein andermal, Pia."

„Ich hatte einen miesen Tag.", versuchte ich es nochmal.

Lukas seufzte. „Das ist kein guter Grund."

„Das ist der einzig wahre Grund. Bleib hier. Schlafe einfach hier. Frühstücke morgen mit mir und... keine Ahnung. Bleibe halt hier." Ich hörte selbst, dass ich quengelte- und hätte meine Worte am liebsten zurückgenommen. Ich war ungeduldig und anstrengend- aber mir steckte der Tag ehrlich in den Knochen. Jede Faser meines Körpers wollte, dass Lukas blieb.

Unschlüssig blieb er an der Tür stehen, die eine Hand schon auf der Klinke. „Was war los?"

„Erwartest du ehrlich, dass ich dir mein Herz ausschütte, während du schon mit einem Bein aus der Tür bist?", fragte ich, bemüht um sowas wie Witz und Charme. Es gelang nicht so recht. Der Nachhall des Tages hatte mich längst eingeholt. Daran konnte kein Pferd und kein Lukas der Welt etwas ändern. Das Vermissen, es zog oft einen Kater nach sich. Einen Kater, der nicht thematisiert werden musste, sich aber zuverlässig besser aushalten ließ, wenn ich nicht damit alleine war.

Lukas sah einen Moment lang unschlüssig aus, dann ließ er seinen Rucksack wieder auf den Boden gleiten und kam auf mich zu. Als er sich mit Schwung auf die Bettkante setzte, gab die Matratze unter seinem Gewicht nach- und die Erleichterung kam sofort.

„Was war los?", fragte er- direkt und unverblümt- und ich rang um Worte. So abrupt auszusprechen, dass mich das Vermissen heute in die Knie gezwungen hatte, war nicht drin, noch nicht zumindest. Ich war es nicht gewohnt, das in Worte zu fassen. Es war eine Sache, Kim oder Paul gegenüber einzugestehen, dass mir meine Mutter manchmal fehlte. Es war eine andere Sache, Lukas zu erzählen, wie mich das heute überrollt hatte. Das es manchmal, und gerade jetzt, wie eine zu hohe Welle über mir niederklatschte.

„Ich...", setzte ich an, sprach aber nicht weiter. Während der Pause, die entstand, sah ich ihn stumm an und er erwiderte meinen Blick, wortlos, aber aufmerksam. „Du...", versuchte ich es noch einmal, scheiterte aber wider. Ich biss mir stumm auf die Unterlippe, während das Schweigen mir unangenehm wurde. „Mein Tag war mies. Und dann war ich mit Linn und ihrer Freundin im Stall und ich war sogar kurz auf dem Pferd und...das Leben war besser danach. Echt besser.", sagte ich schließlich, während ich Lukas Gesichtsausdruck genau beobachtete. Ich wusste, dass das, was ich ihm geliefert hatte, ziemlich dürftig war.

„Was war los?", wiederholte er leise und klopfte neben sich. Ich nahm das Angebot an, rutschte an seine Seite, bis mein Oberschenkel seinen berührte, und schwieg.

„Kennst du das?", fragte ich schließlich, und ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme dabei brüchig klang. „Vermisst du sie manchmal?" In der Hoffnung, er würde mich verstehen, sah ich zu Lukas hoch- und fand die Bestätigung in seinem Blick.

„Ja."

„Ja...", echote ich und ließ mich gegen seine Schulter sinken. Um ihn nicht weiter ansehen zu müssen und für die Wärme seiner Schulter an meiner. Dann erst mochte ich weitersprechen „Und was tust du dann?"

Nun brauchte er zwei Versuche, bevor er meine Frage beantwortete. „Das hängt davon ab."

„Wovon?", hakte ich nach und schloss meine Augen, während ich an seiner Schulter ein Stück nach unten sackte und meine Finger mit seinen verhakte.

„Wo ich bin. Wer da ist. Ob es wehtut." Er räusperte sich und ich spürte, wie er neben mir die Schultern straffte. Ganz, als würde er sich wappnen.

LieblingstagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt