Liebes Tagebuch,
heute war ein Tag an dem viel passiert ist. Soviel das ich gar nicht weiß, ob ich es in Worte fassen kann, es erscheint mir gerade so unmöglich.
Wie kann ein einziger Tag nur für so viel durcheinander sorgen?
Es hat alles damit angefangen das ich gemeinsam mit Eleni von der Schule nachhause gekommen bin. Ich bin gleich in mein Zimmer gegangen um meine Hausaufgaben zu machen.
Geschichte...
Eines der Fächer, die ich überhaupt nicht mag aber ich wollte es schnell hinter mich bringen.
Ich habe gehört das es geklingelt hat und schon kurz darauf hat Eleni nach mir gerufen. Das ich schnell zur Tür kommen soll.
Ich habe die Hausaufgaben also liegen gelassen und bin die Treppe runter. Mama stand in der Tür. Sie ist getaumelt.
„Eleni schön dich auch mal wiederzusehen", hat sie mit verwaschener Stimme gesprochen.
Eleni hat sich sichtlich unwohl gefühlt, das konnte ich sehen.
Ich habe Mama dann gefragt was sie hier macht.
„Marlene ich darf dich nicht auch noch verlieren", hat sie gesagt und angefangen zu weinen.
Von ihr aus kam mir eine Fahne entgegen von der mir schlecht wurde.
„Hast du getrunken? Was ist denn los mit dir?", habe ich sie schockiert gefragt.
„Nur eins, zwei Gläschen", hat sie geantwortet.
„Mama das gibt einen rießen Ärger. Du musst nachhause sofort", habe ich gesagt.
„Mein Zuhause ist dort wo meine Tochter ist. Ich habe ja nur noch dich"
Ich habe überhaupt nichts mehr verstanden, Tagebuch. Ich habe Mama noch nie dabei gesehen, dass sie Alkohol auch nur angerührt hat. Ich habe schon seit Tagen versucht sie zu erreichen aber ohne Erfolg. Und jetzt stand sie zugeschüttet in meiner Haustür und sagte irgendwas davon das ich das Einzige wäre was sie noch hat.
Ich hatte ehrlich gesagt nur Angst davor was passieren würde, wenn das jemand mitbekommen würde.
Das ich Mama nach all dem was passiert ist überhaupt noch sehen durfte war keine Selbstverständlichkeit. Es lag in Luanas Händen, sie musste mir das nicht erlauben aber sie tat es trotzdem, weil sie wollte das ich weiterhin kontakt mit meiner Familie habe, aber die Tatsache das Mama auf einmal Massen von Alkohol zu sich nahm würde das ändern.
Tagebuch Mama konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und ich habe sie zum Sofa gebracht wo sie sich hingesetzt hat.
Genau in dem Moment kam Nala die Treppe runter.
„Frau König was machen sie denn hier?", hat Nala gefragt und Mama hat nur irgendwas gelallt.
„Marlene kann ich dich mal bitte sprechen", war das einzige das Nala gesagt hat und ich bin zu ihr.
„Kannst du mir mal erklären warum deine Mutter total voll auf unserem Sofa liegt?", hat sie gesagt.
„Ich weiß es auch nicht. Sie war in den letzten Tagen nicht zu erreichen und jetzt stand sie vor der Tür, sie rührt Alkohol normalerweise überhaupt nicht", habe ich gesagt.
„Marlene ich kann verstehen das du deine Mutter beschützen willst aber das muss ich Mama sagen. Deine Mutter muss sich im Griff haben, wenn sie weiterhin Kontakt mit dir haben will. Das war die Bedingung von Mama", hat Nala gesagt.
„Bitte nicht... Dann sehe ich sie vielleicht nie wieder. Lass mich Henry anrufen. Er soll sie abholen, es muss irgendwas passiert sein", habe ich gesagt.
Dieses Gespräch spielt sich immer wieder in meinem Kopf ab. Ich kann mich noch genau an Nalas Blick erinnern. Sie war davon gar nicht begeistert.
„Nagut aber beeile dich, wenn Mama aus der Praxis oder Papa von der Arbeit kommt und sie fragen warum deine Betrunkene Mutter hier rum liegt werde ich sicher nicht Lügen", hat Nala gesagt.
Ich habe dann sofort Henry angerufen und er hat gesagt das sie vor ein paar Tagen einen kleinen Streit hatten und sie Mama seitdem nicht mehr gesehen hat. Ich habe ihm erzählt das Mama gerade hier ausgekreuzt ist und er hat gesagt das er natürlich sofort kommt.
Kurze Zeit später war er dann auch schon da.
Ich habe die Tür aufgemacht.
„Es tut mir leid Marlene, das war wirklich nur eine Kleinigkeit. Ich weiß nicht warum sie gleich so reagiert hat", hat er gesagt und Nala ist dazu gekommen.
„Ihr solltet diese „Kleinigkeit" lieber in den Griff bekommen, denn wenn sie jetzt Alkoholikerin wird oder einen Rückfall erleidet wird Mama nicht zulassen das Marlene weiter hin zu ihr darf. Das muss sie nicht zulassen, sie macht es aber um Marlene diese Möglichkeit zu bieten. Wenn das jetzt häufiger vorkommen sollte das sie Sturzbetrunken hier auftaucht wars das. Da wird Mama dann auch nicht mehr mit sich reden lassen. Marlene musste schon einmal unter dem Alkoholkonsum eines anderen Menschen leiden das sie wird sie nicht noch ein zweites Mal zulassen", hat Nala gesagt.
Henry hat gesagt das er sich um sie kümmert und sie wieder mit Nachhause genommen, gerade rechtzeitig denn da kam gerade Luana wieder.
Tagebuch ich hoffe das ich die richtige Entscheidung getroffen habe Mama zu schützen.
Es ist schon spät jetzt wo ich dir schreibe. Ich habe mich den ganzen Tag mit Nala unterhalten darüber warum Mama heute so war. Ich versteh das nicht. Ich hatte dieses Gefühl lange nicht mehr mich so verloren zu fühlen, aber gerade tue ich es wieder.
Ich bin Mittlerweile 14 und ich dachte das das irgendwann aufhört, das mich alles so mitnimmt aber je älter ich werde, desto mehr nehme ich davon wahr und desto dankbarer werde ich das ich nicht mehr bei ihr leben muss. Ich liebe Mama, das werde ich immer tun aber es ist besser für uns beide, wenn wir beide unser eigenes Leben und zuhause haben und so das des anderen nicht zerstören können.
DU LIEST GERADE
Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändern
Teen Fiction-Depressionen betreffen die ganze Familie auch wenn nur ein Mitglied daran erkrankt ist- Das das Leben nicht fair ist, bekommt die siebenjährige Marlene zu spüren. Seit sie Schreiben gelernt hat vertraut sie ihrem Tagebuch ihre Sorgen an. Bisher bes...