Liebes Tagebuch,
Manchmal beginnt ein Neuanfang nicht damit, Neues zu entdecken, sondern damit, Altbekanntes mit anderen Augen zu sehen...
Ich habe beschlossen, positiv an die Sache heranzugehen. Vielleicht wird jetzt wirklich alles wie früher, und Mama und ich können endlich wieder zusammenleben, ohne dass uns eine Gewitterwolke und Regen in die Quere kommen. Das hoffe ich so sehr.
Heute Morgen, kaum dass ich mit dem Frühstück fertig war, stand Sophie schon vor der Tür. Alles ging mir irgendwie zu schnell. Warum so plötzlich?
Das Schlimmste an der Sache war, dass Eleni immer noch nicht mit mir gesprochen hatte und wir uns nun im Streit voneinander trennten. Das mag ich nicht, Tagebuch. Man sollte immer im Reinen auseinandergehen, weil man nie weiß, was morgen sein wird. Aber ich kann Eleni verstehen. Ich wäre an ihrer Stelle auch verletzt. Es muss ihr viel Überwindung gekostet haben, mir von ihrer Vergangenheit zu erzählen, und dass diese Informationen bei den falschen Personen angekommen sind, hat sie sicher noch mehr verunsichert.
Als wir bei Mama ankamen, öffnete sie uns die Tür mit einem strahlenden Lächeln. So glücklich hat sie schon lange nicht mehr ausgesehen. Sie erzählte mir, dass sie mein Zimmer umgestaltet hatte. „Ein bisschen neue Farbe ins Leben zu bekommen, wird dir sicher guttun", sagte sie. Meine früheren rosa Wände waren jetzt in einem freundlichen Gelb gestrichen, als wäre die Sonne persönlich in meinem Zimmer. Auch ein paar neue Möbel und ein neues Bett standen dort. Mama hat sich wirklich Mühe gegeben, Tagebuch. Mühe, es besser zu machen als vorher.
Während ich meine Sachen wieder einräumte, unterhielt sich Sophie noch eine Weile mit Mama. Ich freue mich, wieder hier zu sein, aber ich vermisse die anderen jetzt schon. Die Vorstellung, dass es Mama vielleicht bald wieder schlechter gehen könnte, macht mich fertig...
Später habe ich lange mit Mama gesprochen, bis spät abends. Ich erzählte ihr von Eleni, darüber, dass ich die einzige bin, mit der sie spricht, und dass ich sie vor ihrem Vater gerettet habe. Von Luana, die dafür gesorgt hat, dass Eleni nicht mehr mit mir redet, habe ich nichts erzählt, Tagebuch.
Mama fragte mich, ob wir morgen Mukine besuchen wollen. Es ist schon eine Weile her, dass ich sie gesehen habe... Ja, das wäre schön.
Vielleicht habe ich die Hoffnung wirklich zu früh aufgegeben, und es wird alles wieder wie früher. Das hoffe ich sehr.
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Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändern
Teen Fiction-Depressionen betreffen die ganze Familie auch wenn nur ein Mitglied daran erkrankt ist- Das das Leben nicht fair ist, bekommt die siebenjährige Marlene zu spüren. Seit sie Schreiben gelernt hat vertraut sie ihrem Tagebuch ihre Sorgen an. Bisher bes...