29. Mai. 2013

52 11 3
                                    

Liebes Tagebuch,
Jolie, du weißt schon die Freundin von Linus hat vor ein paar Tagen gesagt das sie heute vorbei kommen wird und etwas mit mir unternehmen möchte.
Tagebuch versteh mich nicht falsch, ich mag  Jolie wirklich gerne aber warum will sie mit mir allein etwas tun?
Jolie arbeitete jetzt in der selben Stelle wie Sophie und war häufig bei uns in letzter Zeit.
Sie hat gesagt das unsere Familie perfekt dafür geeignet ist um Erfahrung zu sammeln und ganz besonders um zu sehen wie ein guter Umgang ein Kind verändern kann.
Aber ich verstehe trotzdem nicht was sie von mir möchte.
Eigentlich hat sie sich immer nur um Eleni, Lyara und Leo gekümmert und mich eher weniger beachtete aber das stört mich auch nicht Tagebuch. Ich bin gerne mal für mich.
Langsam beginne ich mir von Eleni, Lyara und Leo immer mehr zurückzuziehen.
Sie müssen auf eigenen Beinen stehen. Ich werde nicht immer für sie da sein können und außerdem brauchen sie mich nicht mehr. Sie haben sich...
Jolie ist jetzt da. Ich melde mich später nochmal bei dir...

Tagebuch ich bin zurück.
Jolie hat mich in eine Situation gebracht die ich sehr merkwürdig fand.
Sie ist mit mir in den Park gegangen und hat sich dort auf eine Bank gesetzt.
Sie hat nichts gesagt und ich hab nicht verstanden was sie von mir wollte.
Sie schien als wollte sie etwas sagen aber sie schien nicht zu wissen wie sie beginnen sollte.
„Was ist los?", hatte ich gefragt und sie angesehen.
Ihre Augen haben gefunkelt und ich bin ihrem Blick gefolgt. Sie hat auf eine Junge Frau gesehen. Ihre Arme waren vernarbt und ihre Beine auch. Sie hatte eine deutlich zurückgezogene Haltung.
Sie versuchte nicht aufzufallen und jeder Blick der auf ihr ruhte schien ihr einfach nur Unangenehm zu sein.
„Was denkst du über sie?", fragte Jolie.
„Ich Urteile nicht", hatte ich gleich geantwortet.
„Das tut jeder. Das ist die Fähigkeit eines Menschens andere in Schubladen einzusortieren die sowohl gut als auch schlecht sein kann. Es schützt den Menschen. Durch Vorurteile wird einem klar ob der Mensch der vor einem steht gefährlich sein könnte und man lieber auf Abstand gehen sollte", hatte Jolie gesagt.
„Also was denkst du über sie?", hatte sie erneut gefragt.
Ich hab sie noch eine Weile angesehen.
„Ich denke das sie keine leichte Zeit hinter sich hat. Ihre Haltung ist verbückt. Sie versucht unauffällig am lieben für andere Luft zu sein. Die Blicke die ihr alle zuwerfen sind ihr unangenehm. Ich halte es für sher unhöflich sie einfach nur anzustarren was auch immer du damit erreichen willst", hatte ich gesagt und war aufgestanden.
Ich war zur ihr gelaufen.
Sie hat mich angesehen. Schon fast verletzt. Ich konnte die Frage die sie von mir erwartete schon in ihren Augen sehen. „Wieso siehst du so aus?", ich bin mir sicher das sie diesen Satz schon tausend mal gehört hat und nur das geläster anderer Leute kennt.
„Hallo ich bin Marlene", hatte ich einfach nur gesagt.
Sie schien überrascht zu sein aber sie ist sofort drauf angesprungen.
„Ich bin Kim... Kann ich dir helfen?", hatte sie gefragt.
„Ich wollte dir sagen das du Wunderschön bist", hatte ich gesagt. Ihr ist sofort ein lächeln ins Gesicht gewandert.
Sie hat nichts gesagt.
Ich hab ein paar Jugendliche gesehen die sie noch immer angestarrt haben.
„Hey! Wollt ihr ein Foto zum anschauen?", hatte ich gerufen und sie waren sofort weiter gelaufen.
Sowas hätte ich mich früher nie getraut aber heute traue ich es mich. Es sind nicht immer nur Kinder die Hilfe brauchen manchmal sind es auch die Erwachsenen. Mama hat immer gesagt wenn es dir selbst gut geht, hilf anderen.
Es geht mir gut Tagebuch und Kim hat mir gesagt das sie mir dankbar ist das zu tun für das sie längst keine Kraft mehr hat.
„Du bist eine der wenigen Menschen die mich nicht nur anstarren sondern zu mir kommen", hatte sie gesagt.
„Es ist mutig von dir die Narben nicht zu verstecken. Ich bewundere dich dafür. Sie zeigen das du einen Kampf gekämpft und ihn gewonnen hast aber sie ändern nichts daran das du ein toller Mensch bist, das darfst du nicht vergessen", hatte ich gesagt und sie hat mich in den Arm genommen.
„Danke", hatte sie gesagt.
Dieses eine Wort bedeutet so viel wenn es von einem Menschen kommt der viel Schmerz erlebt hat.
Kim hat mir noch ein bisschen was erzählt und dann bin ich zu Jolie zurück.
„Ich kann dir jetzt sagen was ich über sie denke. Ich denke das sie ein toller Mensch ist", hatte ich gesagt.
„Und du?", hatte ich gefragt aber von Jolie kam keine Antwort.
„Als Kim 10 Jahre alt war stand das Haus ihrer Familie in Flammen. Sie war mit ihrem älterem Bruder und zwei jüngeren Schwestern allein Zuhause, sie haben schon geschlafen und das Feuer erst spät bemerkt. Ihr Bruder, eine Schwester und sie haben es nach draußen geschafft aber dann bemerkte sie das ihre kleinste Schwester gerade mal 3 Jahre alt noch fehlte. Sie ist wieder ins Haus gerannt hat sie gesucht und gefunden. Als sie wieder nach draußen wollte war der Weg durch das Feuer blockiert. Sie waren eingeschlossen vom Feuer und es kam immer näher. Sie hat sich über ihre Schwester gelegt und sie vor den Flammen geschützt, sie hat nichts abbekommen. Kim erlitt schwere Verbrennungen. Das sind die Narben Jolie. Die Zeichen eines Heldes. Ein Held der dafür aufgelacht wird das sie so Mutig war. Ein Held dem das jede Kraft raubt. Das Jolie ist es was wir nicht sehen wenn wir eine Person anschauen. Es ist ok Vorurteile zu haben aber es ist wichtig sie als falsch abstempeln zu können wenn sie nicht zutreffen. Ich weiß nicht was du mit dem hier erreichen wolltest aber das ist meine Botschaft an dich", hatte ich gesagt.
„Marlene du bist die erste die es anders gemacht hat", hatte sie gesagt und ich hatte sie verwirrt angesehen.
„Ich mache das öfters mit Kindern und Jugendlichen um zu schauen wie sie Reagieren. Ich kenne Kim sehr sehr lange. Schon immer eigentlich, sie ist meine große Schwester. Ich war drei Jahre alt als in unserem Haus ein Feuer ausbrach und ich mich nicht allein befreien konnte. Meine Schwester kam und legte sich über mich um mich vor den Flammen zu schützen. Ich kam unbeschadet heraus aber Kim hat seit dem immer mit Ärger zu kämpfen", hatte Jolie gesagt und jetzt kam Kim mit zu uns.
„Ich mache diesen Test zusammen mit meiner Schwester in der Hoffnung den Kindern und Jugendlichen die Augen zu öffnen. Ihr seit die jenigen die dafür Sorgen können das mit Leuten wie mir anders umgegangen wird", hatte Kim gesagt.
„Ich hab das ernst gemeint was ich vorhin gesagt habe", hatte ich leise gesagt.
„ich hab gemerkt das es von Herzen kommt Marlene, ich hoffe das mehr Menschen so reagieren wie du. Wenn Menschen fragen was passiert ist haben sie immer Mitleid aber das hilft einem nicht", sagte sie.
„Weißt du man braucht eine Membran, Weißt du was das besondere an einer Membran ist? Sie ist durchlässig. Man kann etwas an sich heranlassen aber es verlässt einen wieder. Es ist deine Geschichte und ich sollte nicht daran kaputt gehen. Ich kann versuchen zu verstehen wie du dich fühlst aber ich sollte mich nicht so hineinsteigern das ich selbst daran zerbreche so kann ich dich nicht stärker machen. Viele Menschen lassen es entweder zu sehr an sich heran oder ziehen eine Wand durch die gar nichts hindurch kommt", hatte ich gesagt.

Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt