Liebes Tagebuch,
So wie es aussieht, habe ich mich getäuscht. Ich lebe im Hier und Jetzt, aber Mama nicht. Sie hat das alte Bild in ihrem Schlafzimmer aufgehängt und sieht es sich jetzt ständig an. Heute Morgen hat sie lange gebraucht, um aufzustehen, und ich musste schon zur Schule gehen, bevor sie aus dem Bett kam. Sie hat gesagt, dass sie sich nur wieder daran gewöhnen muss, früh aufzustehen, weil sie das von den Sommerferien noch nicht gewohnt ist. Ich hoffe, sie hat recht. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass es beim letzten Mal auch so angefangen hatte.
Heute ist Freitag, der 13. Ein Tag, den viele Menschen als Unglückstag ansehen. Man sagt, dass er Pech bringt und dass Unheil droht, wenn man an diesem Tag etwas falsch macht. Einige extrem abergläubische Menschen gehen an diesem Tag gar nicht vor die Tür. Wusstest du, dass die Angst vor diesem Datum durch ein Buch entstanden ist, das 1907 veröffentlicht wurde? Es hieß „Freitag, der 13." und machte den Grundstein für die Furcht vor diesem Tag. In dem Buch wird beschrieben, dass die Zahl 13 Unglück bringt, insbesondere wenn sie auf einen Freitag trifft. Der Autor beschreibt schreckliche Situationen, die an diesem Tag passieren können. Als 1916 der erste Film mit dem gleichen Titel veröffentlicht wurde, verbreitete sich die Angst noch weiter, und seitdem fürchten viele Menschen diesen Tag.
Obwohl ich selbst nicht abergläubisch bin, hat die 13 noch weitere Vorurteile zu tragen. Im Christentum gilt die Zahl 13 als Teufelszahl. Das liegt daran, dass die 12 als die vollendete Zahl gilt – zum Beispiel hat das Jahr 12 Monate – und die 13 die erste Zahl ist, die nach der 12, also der letzten heiligen Zahl, kommt. Deshalb wird sie als Zahl des Teufels beschrieben. Die arme 13 hat es wirklich nicht leicht. Ihr Ruf wurde durch ein Buch, einen Film und die Tatsache, dass sie die erste Zahl nach der Zwölf ist, ruiniert.
Es gibt viele Menschen, die sich am Freitag, dem 13., extra krankschreiben lassen, um nicht vor die Tür gehen zu müssen. Dabei ist es tatsächlich erwiesen, dass an diesem Tag weniger Unfälle passieren, weil die Menschen vorsichtiger sind. Ich habe mich ein bisschen mit diesem Tag beschäftigt, weil unsere Lehrerin heute gefragt hat, was wir darüber wissen. Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht.
„Paraskavedekatriaphobie" heißt die Angst vor Freitag, dem 13. „Paraskevi" bedeutet Freitag, „Dekatria" heißt Dreizehn, und „Phobie" steht für Angst. Ist es nicht seltsam, dass Menschen eine so große Angst vor diesem Tag haben, dass sie sogar ein so ungewöhnliches Wort dafür erfinden müssen?
Es gibt viele Aberglauben, die besagen, dass bestimmte Dinge Glück oder Pech bringen können. Zum Beispiel soll eine schwarze Katze, die von links kommt, Pech bringen, während sie von rechts kommt, Glück bedeutet. In vielen Kulturen gilt rechts als stark und gut, während links als schwach und schlecht angesehen wird. Ein zerbrochener Spiegel bringt angeblich sieben Jahre Pech, weil der Spiegel für die Seele der Person steht, die hineingeschaut hat, und eine zerbrochene Seele braucht sieben Jahre, um sich zu erholen. Andererseits soll zerspringendes Glas Glück bringen, weil es laut ist und lautstarke Geräusche böse Geister vertreiben sollen, ähnlich wie an Silvester.
Leitern sollen ebenfalls Unglück bringen. Es heißt, dass man, wenn man unter einer Leiter hindurchgeht, mit dem Schicksal spielt. Auch Stolpern wird als Unglücksfaktor angesehen. Man soll an diesem Tag zurückgehen und die Stelle, über die man gestolpert ist, noch einmal überschreiten. Ich will ja nichts sagen, Tagebuch, aber wenn ich jedes Mal zurückgehen müsste, wenn ich stolpere, würde ich vermutlich nie mein Ziel erreichen.
Viele Menschen, die an Aberglauben glauben, versuchen, das Pech mit Glücksbringern abzuwenden. Zum Beispiel hängen sie Hufeisen auf, wobei es heißt, dass sie Glück bringen, wenn sie wie ein U aufgehängt werden. Wenn man sie andersherum aufhängt, fällt das Glück heraus. Auch Marienkäfer sollen Glück bringen. Früher brachte jeder Käfer Glück, vorausgesetzt, man fing ihn mit der linken Hand und steckte ihn in die Hosentasche. Manche glauben auch, dass Schornsteinfeger Glück bringen, wenn man die Asche in ihrem Gesicht berührt. Dieser Brauch stammt aus dem Mittelalter, als Schornsteinfeger vor Feuergefahr schützten, indem sie die Kamine reinigten.
So viel Aufwand wegen einer 13. Alles wegen eines Films, der Angst und Schrecken verbreitete. Ich hoffe, dass Mama bald aufhört, sich das Bild anzusehen. Sie sieht dabei so traurig aus, und ich will nicht, dass sie traurig ist. Das ist wie Futter für die Gewitterwolken. Auch wenn der Himmel bei Mama gerade blau ist, können sie schnell zurückkommen.
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Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändern
Teen Fiction-Depressionen betreffen die ganze Familie auch wenn nur ein Mitglied daran erkrankt ist- Das das Leben nicht fair ist, bekommt die siebenjährige Marlene zu spüren. Seit sie Schreiben gelernt hat vertraut sie ihrem Tagebuch ihre Sorgen an. Bisher bes...