13. Mai. 2010

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Liebes Tagebuch,

Liv hat seit kurzem einen Freund, aber ich mag ihn nicht. Er heißt Jonah, und obwohl er eigentlich nett zu mir ist, kann ich ihn nicht wirklich leiden. Es ist nicht so schlimm wie bei Felix, aber seit er da ist, hat Liv kaum noch Zeit für mich. Früher hat sie immer mit mir gespielt, aber jetzt tut sie das nur noch selten. Entweder ist sie gar nicht zu Hause, oder Jonah ist bei ihr, und dann wollen sie nicht gestört werden.

Das ist unfair, Tagebuch! Er nimmt mir Liv weg...

Ich habe mit Luana darüber gesprochen, dass ich es blöd finde, dass Liv so selten da ist. Sie hat gesagt, dass ich mich daran gewöhnen muss und dass Liv erwachsen wird. Sie meinte, dass Liv jetzt 17 ist und ihren ersten Freund hat, und dass es ganz normal ist, dass sie jetzt viel Zeit mit ihm verbringen will. Aber das bedeutet nicht, dass sie mich nicht mehr mag.

Tagebuch, Liv ist jetzt 17. Sie hatte vor kurzem Geburtstag, genau wie Linus. Liv hatte am 1. Mai und Linus am 3. Mai Geburtstag. Ist es nicht komisch, dass sie Geschwister sind und so kurz hintereinander Geburtstag haben?

Linus hat auch bemerkt, dass ich traurig bin, weil Liv so selten da ist. Seitdem zieht er mich ständig damit auf, dass ich eifersüchtig auf Jonah wäre. Das stimmt nicht, Tagebuch! Ich bin nicht eifersüchtig. Er muss ja nicht gleich verschwinden, aber er soll einfach wieder weniger hier sein, damit Liv wieder mehr Zeit für mich hat! Das hat nichts mit Eifersucht zu tun!

Tagebuch, als ich gerade ins Bett gehen wollte, ist Luana nochmal zu mir reingekommen. Sie hat gesagt, dass sich die Klinik gemeldet hat. Mama ist bereit für einen zweiten Versuch. Die Ärzte glauben, dass es besser ist, wenn ich sie persönlich besuche, damit sie mich sehen kann und wirklich weiß, dass ich da bin.

Ich freue mich so, Tagebuch. Nächste Woche Samstag darf ich Mama wiedersehen! Gleichzeitig habe ich aber auch Angst. Was ist, wenn es ihr dann wieder schlechter geht? Wenn sie wieder einen Rückfall hat?

Ich habe meine Bedenken mit Luana besprochen. Sie hat gesagt, dass die Ärzte in der Klinik Mamas Zustand gut einschätzen können und wissen, wann sie ihr etwas zutrauen können. Sie haben gesagt, dass sie in der Klinik gut zurechtkommt und nur noch eine sehr niedrige Dosis Medikamente braucht, die bald abgesetzt werden können. Sie haben auch gesagt, dass sie jetzt langsam wieder das Leben außerhalb der Klinik lernen muss und dass es dafür wichtig ist, wieder Kontakt zu den Menschen zu haben, zu denen sie auch Kontakt hätte, wenn sie wieder zu Hause wäre. In erster Linie bin das ich.

Tagebuch, vielleicht geht es jetzt endlich vorwärts und alles wird wieder gut. Ich denke jetzt vorsichtig positiv. Warum vorsichtig? Wer nicht zu viel erwartet, kann auch nicht so schlimm enttäuscht werden...

 













Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt