Freitag, 13.Mai.2008

186 26 10
                                    

Liebes Tagebuch,

heute war ein toller Tag. Mama hat mich von der Schule abgeholt und ist mit mir in den Zoo gegangen. Dort gab es ein ganz niedliches Bärenbaby.

Es sah aus wie mein Plüschtier Mucki, der ebenfalls ein Braunbär ist. Im Gegensatz zu meinem Plüschtier ist der Babybär im Zoo aber sehr viel flauschiger und viel zu groß, um ihn mit ins Bett nehmen zu können. Dafür hätte man sich auf ihn kuscheln können. Mama hat aber gesagt, dass dies zu gefährlich wäre. Ich frage mich, woher sie das weiß, denn als ich sie fragte, ob sie es schon mal versucht hatte, sagte sie Nein.

Der Bär war doch noch so klein, ein Baby. Babys sind friedlich und ich glaube nicht daran, dass das bei etwas größeren Babys wie eben dem Bären anders ist. Mama hat gesagt, dass das vielleicht stimmt, aber der große Mamabär das anders sehen würde.

Das habe ich nicht verstanden. Warum sollte sie böse werden? Ich würde ihm doch nichts tun. Ich bin mir sicher, dass der Bär es auch gemocht hätte, wenn man ihn gestreichelt hätte.

Trotzdem waren da riesige Zäune und Glasscheiben, damit man ja nicht zu nah herankonnte. Dabei war doch ein Bär auch nichts anders als ein Hund in sehr plüschig.

Ich war heute sehr glücklich, weil Mama glücklich war. Sie war in der letzten Zeit oft traurig gewesen, weil Papa so selten Zuhause ist.

Heute hat sie gelacht und das den ganzen Tag. Wenn Mama lacht, dann muss ich auch lachen. Ich bin dann einfach nur glücklich. Ich mag diese Tage, die mit Bauchschmerzen vor Lachen enden.

Wir waren dann noch durch den Rest des Zoos gelaufen. Ich hatte mir die Tiere nicht richtig angesehen und Mama war kurz genervt gewesen, weil ich sie in Windeseile durch den ganzen Zoo zerrte. Ich hatte es eilig, denn ich wollte unbedingt zum Eingang zurück und noch mal nach den Bären schauen.

Als wir wieder bei dem Bärengehege angekommen waren, waren Mama und Babybär gerade dabei, ein Bad zu nehmen.

Mama hat gesagt, dass der Papabär die Familie verließ, sobald die Jungen auf der Welt waren, als ich sie fragte, wo der Papa war.

Sie hat gesagt, dass das ähnlich wie bei uns war, nur mit dem Unterschied, dass Papa ab und zu mal da war, dann aber immer schlechte Laune hatte und seine Ruhe haben wollte. Ich hatte nie besonders engen Kontakt mit Papa gehabt, er war mehr so wie ein Verwandter, der ab und zu mal zu Besuch ist. Mama hat gesagt, dass wir ihn auch nicht brauchen und dass es wahrscheinlich nur Ärger geben würde, wenn er öfters da war.

Ich muss ihr da schon irgendwie recht geben. Papa konnte nämlich sehr schnell wütend werden, das hatte ich auch schon ein paar Mal gemerkt...

Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt