Donnerstag, 7. August. 2008

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Liebes Tagebuch,

die Sommerferien sind jetzt fast vorbei. Sie gehen nur noch genau 13 Tage, also genau bis zum 20. August, dann muss ich wieder in die Schule gehen.

Ich will nicht.

Ich habe in den letzten Wochen eine so schöne Zeit mit Mama gehabt und jetzt wieder in die Schule gehen zu müssen wäre Zeitverschwendung.

Verschwendung der Zeit, die ich mit Mama verbringen könnte.

Liebes Tagebuch, seit einer Woche gibt es etwas, was mir nicht gefällt. Es trägt den Namen Felix und ist der neue Freund von Mama. Ich kann ihn irgendwie nicht leiden, weshalb ich ihn als es bezeichne. Seit einer Woche muss ich Mama mit etwas teilen, was es vorher nicht gab.

Mama hat gesagt, ich soll ihm eine Chance geben, weil sie glücklich mit ihm ist. Ich habe es versucht. Ich will, dass sie glücklich ist, aber irgendwie geraten wir immer nur aneinander.

Er hat einen Humor, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann, und ich habe das Gefühl, dass er sich ständig nur über mich lustig macht.

Mama hat gesagt, dass das Blödsinn wäre und ich mich schon noch daran gewöhnen werde.

Sie hat gesagt, dass ich jetzt endlich einen Vater habe. Endlich die männliche Rolle, die jedes Kind zur, wie sie sagte „optimalen Entwicklung" braucht und welche mir in den letzten siebeneinhalb Jahren gefehlt hat.

Als ich Mama dann gesagt habe, dass mir diese Rolle aber bis jetzt nie gefehlt hat, hat sie gesagt, dass ich schon noch merken würde, dass mir jemand gefehlt hat. Sie hat gesagt, dass Felix von zu Hause arbeitet und ich deswegen jetzt nicht mehr allein sein oder zu Frau Krause nach nebenan gehen muss, wenn sie arbeiten geht.

Ich gehe gerne zu Frau Krause, sie hat immer viele Süßigkeiten und Kuchen!

Außerdem habe ich sie dann gefragt, wie er denn auf mich aufpassen soll, wenn er nur manchmal hier war und da, Tagebuch hat Mama etwas gesagt, mit dem ich nicht gerechnet habe.

Felix zieht nächste Woche hier ein!

Tagebuch, das gefällt mir nicht! Ich will nicht, dass er hier einzieht! Ich will, dass Mama glücklich ist, damit sie nie wieder einen Regenschirm braucht, aber ich habe kein gutes Gefühl bei diesem Mann.

Auch wenn er am Anfang ziemlich nett gewesen ist.

Er hat mir gleich ein Eis gekauft und wir drei sind gemeinsam in den Zoo gegangen.

Nachdem wir ewig vor dem Bärengehege gestanden haben, hat er gesagt, dass Bären doch langweilig sind und wir lieber zu spannenderen Tieren gehen sollten wie Tigern oder den Krokodilen.

„Bären sind nicht langweilig", hatte ich beleidigt gesagt, und er hat einfach nur gelacht und gesagt, dass ich ja hierbleiben könnte, wenn ich die Bären so spannend finde und er mit Mama schon mal weiter gehen könnte.

Hast du das gehört Tagebuch? Er will mir Mama wegnehmen und mich loswerden, aber das werde ich nicht zulassen. Ich werde auf Mama aufpassen und auf gar keinen Fall zulassen, dass er dafür sorgt, dass Mama noch mal einen Regenschirm braucht.

Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt