Mittwoch, 5. August. 2009

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Liebes Tagebuch,

das neue Schuljahr hat begonnen, aber ich habe das erste Mal etwas Positives aus der Schule zu berichten.

Seit dem neuen Schuljahr gibt es Natalie in meiner Klasse. Ein Mädchen, welches in diesem Schuljahr neu in unsere Klasse gekommen ist.

Sie hat sich gleich am ersten Tag neben mich gesetzt und war nett zu mir.

In der Pause haben die anderen sie versucht davon zu überzeugen, dass ich es nicht Wert bin, ihre Zeit mit mir zu verschwenden, aber sie ist trotzdem bei mir geblieben und hat mich verteidigt.

Etwas, für das ich schon lange keine Kraft mehr habe.

Natalie hat keine Fragen gestellt, warum es so ist, wie es ist und ich bin dankbar dafür. Ich weiß nicht, ob ich das gekonnt hätte. Ob ich es gekonnte hätte, sonst ihre Nähe zuzulassen.

Tagebuch ich glaube Natalie könnte eine gute Freundin werden, denn sie lässt sich nicht von dem beeinflussen, was die anderen sagen.

Das ist eine dieser Gaben, von denen Paul gesprochen hat.

Natalie ist wie ich acht Jahre alt.

Sie wohnt im Nachbarort und ist die zweite von vier Geschwistern, sie hat noch einen älteren Bruder, der schon in die zehnte Klasse geht und jüngere Zwillingsschwestern, welche noch in den Kindergarten gehen.

Natalie lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof.

Es ist ein wahres Paradies dort. Ich weiß das, ich durfte heute mit zu ihr gehen und mir den Hof anschauen.

Sie haben Pferde, Kühe, Schweine, Hühner, Enten, Gänse, Katzen und Olaf. Olaf ist ein alter Bernhardinerrüde, der so groß ist, dass man theoretisch auf ihn reiten könnte.

All diese Tiere leben im Freien.

Natalie hatte gesagt, dass ihre Eltern sehr darauf achteten, dass die Tiere es guthaben. Sie hat gesagt, dass sie irgendwann geschlachtet werden, man diese Tiere aber mit einem guten Gewissen essen kann. Ihre Schweine wissen, wie Wiese, Schlamm und Wasser aussehen. Sie wissen, wie es ist, an der frischen Luft zu sein und wissen, wie es ist, Sonne zu sehen.

Wir sind auch mit dem Traktor über ihr Land gefahren und haben uns ihre Felder angeschaut.

Natalie's Mutter hat mir erklärt, dass sie Bio Bauern sind und auf jegliche Gifte und Dünger verzichten und dass bei ihnen auch krummes Gemüse auf den Markt kommt, welches sonst weggeschmissen wird.

Sie hat gesagt, dass sie zum Beispiel auf das Pflügen der Acker verzichten. Das macht man, um neu anbauen zu können, aber dabei gehen viele Schadstoffe in die Luft, die der Boden gespeichert hat.

Deswegen pflanzen sie vor dem eigentlichen Anbau Futterpflanzen wie Hirse oder Sonnenblumen an und lassen dann die Weidetiere auf die Felder, wie eben Kühe. Durch die Wurzeln wird der Boden aufgelockert. Die Kühe fressen diese Pflanzen und haben so etwas zu essen und gleichzeitig düngen sie den Boden und machen ihn fruchtbarer. Sie hat gesagt, gerade in der Landwirtschaft ist es wichtig, seinem Beitrag zur Umwelt beizutragen.

Ich mag Natalie wirklich sehr Tagebuch.

Ich hoffe, dass sie bei mir bleibt und nicht wie die anderen wird...

Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt