11. November. 2018 (Letzter Eintrag)

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Liebes Tagebuch,

das wird mein letzter Eintrag sein. Du hast in den letzten Jahren wirklich gute Dienste geleistet und ich bin dir wirklich dankbar das ich dir alles anvertrauen konnte, aber das brauche ich jetzt nicht mehr.

Ich stecke gerade mitten im Umzug in meine erste eigene Wohnung. Eigentlich wollte ich mit dem Einräumen längst fertig sein aber ich habe die letzten Tage damit verbracht meine alten Tagebücher zu lesen.

Das ist etwas was ich mich vorher nie getraut habe. Ich weiß nicht genau woran es liegt vielleicht daran das ich nicht wissen wollte was für ein trauriges Leben ich hatte. Aber eigentlich stimmt das ja nicht, ich hatte eine tolle Zeit bei Luana und ihrer Familie und ich hätte auch noch länger da bleiben können wenn ich das gewollt hätte aber es wird Zeit das ich auf eigenen Beinen stehe und außerdem wollte ich Platz für ein neues Kind machen das eventuell eine so tolle Familie braucht wie ich sie hatte.

Weißt du Tagebuch lange hatte ich deine Vorgänger in dieser Kiste liegen und hab sie nie rausgeholt. Ich habe sie vor mir selbst versteckt aber jetzt wo ich all das nochmal gelesen habe kann ich sie endlich offen in ein Regal stellen ohne die ganze Zeit darüber nachdenken zu müssen was wohl drin steht.

Ja ich weiß was ich erlebt habe aber wie man sich gefühlt hat vergisst man mit der Zeit.

Jetzt kann ich all das anschließen und mich auf meine Zukunft konzentrieren. Vor zwei Tagen kam ein Brief von der Uni. Ich bin zugelassen wurden. Ich werde Medizin studieren. Ich möchte den Menschlichen Körper verstehen lernen und wenn ich fertig bin möchte ich forschen. Ich möchte mich intensiv mit Depressionen beschäftigen. Ich will herausfinden warum diese Krankheit so tückisch ist und was man dagegen unternehmen kann. Und vor allem möchte ich Familien unterstützen, die in derselben Lage sind in der ich und meine Mutter es waren. Denn eins weiß ich jetzt es gibt nichts schlimmeres als ein Kind zu sein und sich einfach nur hilflos zu fühlen, weil man sich immer wieder fragt was man falsch gemacht hat. Ich will diesen Familien beistehen denn es gibt viele, das weiß ich.

Depressionen betreffen die ganze Familie auch wenn nur ein Mitglied daran erkrankt ist, das stimmt einfach es ist für alle nicht leicht. Für den Betroffenen ist es nicht leicht mit den Gewitterwolken klar zu kommen und für die anderen ist es nicht leicht zu verstehen das eine Krankheit hinter all dem steckt.

Ich bin jetzt 18 Jahre alt Tagebuch, mein Leben kann beginnen. Wenn ich an meine Familie denke bin ich einfach nur glücklich darüber wie es jetzt ist, wie sich alles entwickelt hat. Mama ist immer noch glücklich mit Henry zusammen. Er hat ihr vor wenigen Wochen einen Antrag gemacht und die beiden werden nächstes Jahr heiraten und das beste ist sie ist seit Jahren frei von Depressionen und ich weiß das sie Glücklich ist und ich bin es auch.

Luana und Toni haben sich durch die Pflegekinder den Traum einer großen Familie mit viel Liebe und Dankbarkeit erfüllt, Luana sagt das sie das jung hält. Ich hoffe sie weiß was für eine tolle Frau sie ist das habe ich ihr viel zu selten gesagt.

Liv ist immer noch glücklich mit Jonah zusammen. Ich glaube sie ist der wahrgewordene Traum von vielen, die ersten große Liebe, die für immer hält. Was soll ich sagen, bei den beiden hat es gut funktioniert. Liv ist inzwischen 25 und arbeitet als Lehrerin an der Schule wo wir alle hingegangen sind und was soll ich sagen sie wird von den meisten Schülern geliebt. Ihr Sohn ist mittlerweile 4 Jahre alt und ein Aufgeweckter Junge.

Linus ist 23 und hat in Jolie nun auch endlich mal eine Freundin gefunden die er ein bisschen länger behält. Mein Gefühl sagt mir das auch hier der Nachwuchs nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Nala ist jetzt 21, sie ist auf eine Schauspielschule gegangen und möchte ihr Hobby zum Beruf machen. Eleni ist jetzt 13. Ich erinnere mich noch genau an das kleine schütterne Mädchen das Luana damals mit nachhause gebracht hat. Eleni hat seitdem so eine Wandlung gemacht das man sie kaum wiedererkennt. Ich bin mir sicher, dass sie ihren Weg gehen wird. Lyara und Leo werden so wie ich und Eleni bei Luana bleiben bis sie erwachsen sind. Die beiden werden sicher mal Karriere mit ihrer Musik machen, in unserer Umgebung sind sie auf jedenfalls schon kleine Berühmtheiten.

Und nun an euch da draußen. Mal einen schwarzen Tag zu haben ist nicht schlimm, die hat jeder auch wenn es nicht jeder zugibt. Es ist auch nicht schlimm, wenn es mehrere sind aber sorgt dafür das ihr nicht allein seid und jemand bei euch ist der euch dabei helfen kann euren Regenschirm festzuhalten. Es ist nicht schlimm nach Hilfe zu fragen. Sprecht mit jemanden über diese Tage oder schreibt so wie ich Tagebuch und denkt auch an die Leute um euch, zögert nicht einzugreifen, wenn euch etwas komisch vorkommt, denn vielleicht ist irgendwo da draußen ein kleines Kind, das unter einer großen Last von Problemen und Sorgen fast zusammenbricht.

Habt ein Auge auf eure Mitmenschen und bietet eure Hilfe an, denn so können wir unsere Welt so viel schöner machen.

Und vergesst nicht, manchmal ist es ok mal nicht ok zu sein...

-Marlene-

🎉 Du hast Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändern fertig gelesen 🎉
Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt