2. Mai. 2011

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Liebes Tagebuch,

ich gammle noch immer im Krankenhaus vor mich hin und warte darauf, dass mich endlich jemand abholt. Ich glaube, ich habe jetzt endgültig Elenis Vertrauen gewonnen. Zumindest liegt sie gerade bei mir im Bett und schläft. So nah ist sie mir noch nie gekommen.

Eigentlich hat sie ein eigenes Zimmer nebenan, aber heute Nacht ist sie zu mir gekommen und seitdem schläft sie. Ich werde sie nicht wecken. Wer weiß, wann sie das letzte Mal so ruhig geschlafen hat.

Wir sind beide ganz gut davongekommen. Ich habe eine Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung. Eleni hat eine Rippenprellung und ein paar blaue Flecken, aber ansonsten geht es ihr gut. Als sie heute Nacht zu mir kam, hat sie mich geweckt. Sie hatte Ellie dabei, ihr Plüschtier. Ellie ist ein kleiner Elefant, den sie eigentlich immer bei sich hat. So wie ich meinen Mucki.

Luana hatte uns gestern noch ein paar Sachen vorbeigebracht, aber Eleni nicht an sich heran gelassen. Irgendwie bin ich ein bisschen stolz. Stolz darauf, dass sie mir vertraut, auch wenn ich mich dafür mit ihrem Vater prügeln musste. Ja, Luana hat gesagt, dass das Elenis Vater war. Bei so einem Vater wundert mich gar nichts mehr, vor allem wenn ihre Mutter mindestens genauso schlimm ist. Ihr Verhalten verwundert mich nicht mehr.

Das Einzige, was mich gewundert hat, war, dass Eleni keinen Ton von sich gegeben hat, als er auf sie eingeschlagen hat. Das verstehe ich nicht, Tagebuch.

Ich habe Luana gefragt, warum Elenis Eltern nicht im Gefängnis sind, so wie Papa, oder warum sie nicht wenigstens eine Strafe bekommen haben, so wie Felix, wenn sie die ganze Zeit so mit ihr umgegangen sind. Luana hat gesagt, dass ihre Eltern mal kurz im Gefängnis waren, aber nicht dort geblieben sind, weil die Beweise fehlten. Eleni war die Einzige, die diese Beweise hätte liefern können, aber sie hat ja nicht gesprochen.

Luana hat gesagt, dass es deswegen wichtig ist, dass ich bald alles der Polizei erzähle – alles, woran ich mich von gestern erinnern kann. Und vielleicht schaffe ich es ja auch, Eleni zum Reden zu bringen. Ich kann verstehen, dass sie nicht darüber sprechen möchte. Das wollte ich auch nie, aber es ist wichtig, es zu tun.

Vor allem ist es wichtig, dass all das, was sie bedrückt, mal aus ihr herauskommt, damit sie endlich mit dem Thema abschließen und zur Ruhe kommen kann. Denn das hat sie verdient.

Sie hat es verdient, glücklich zu sein...


Hi :) Das war jetzt das letzte Kapitel  was ich auf Vorrat habe. Jetzt muss ich erstmal weiter schreiben. Es kann also sein das es jetzt immer mal ein bisschen länger dauertbis ein neues Kapiteö kommt.
LG Vivi

Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt